© David Gruber

Sky-Testwochen

Für Filme zwischendurch lässt Receiver wenig Wünsche offen

Das Gerät wurde in einem Haushalt mit vier Personen getestet, wobei drei davon in der Technikbranche tätig sind. Als Anzeigegerät wurden sowohl ein 34 Zoll LCD HD-Ready Bildschirm von JVC, als auch ein 50 Zoll Full-HD Plasma von LG verwendet. Beide wurden durch ein HDMI-Kabel angeschlossen. In Kombination mit dem JVC-Gerät erfolgte der TV-Anschluss via Quad-LNC und Satellitenschüssel als Single-Tuner und dem LG-Anzeigegerät in Twin-Tuner-Variante. Das Testgerät wurde durch ein LAN-Kabel in das Heimnetzwerk integriert und mit dem Internet verbunden. Im Testzeitraum von ca. drei Wochen wurde das Gerät;als Hauptempfangsgerät eingesetzt und so auf Herz und Nieren getestet, wobei im Haushalt noch keine konkreten Erfahrungen mit Pay-TV-Angeboten herrschten. Zu den gelegentlichen Filmabenden mit Action-Filmen oder auch Komödien wurden vorwiegend Dokumentationen angesehen. Nachdem der bisherige Festplattenreceiver im Haushalt schon acht Jahre alt und noch nicht HD-fähig ist wurde speziell ein enormer Zugewinn in der Bildqualität und Geschwindigkeit erwartet.

Installation und Inbetriebnahme

Die Verkabelung
Als ein richtiges Kinderspiel zeigt sich die Verkabelung - einfach und unkompliziert. Das externe Netzteil wird an einem Adapter an das Testgerät angeschlossen und die externe Festplatte über den Adapter direkt am Gerät ebenfalls mit Strom versorgt. Die Festplatte wird über die eigens dafür vorgesehenen und farblich gekennzeichneten Anschlüsse (e-SATA und USB 2.0) mit dem eigentlichen Receiver verbunden. Der RJ-45 Anschluss für die Anbindung an das Internet ist ebenfalls farblich gekennzeichnet und so leicht zu finden. Zuletzt muss noch der Receiver über HDMI an den Bildschirm angeschlossen, die Smart Card eingeschoben und das Koaxialkabel von der Satellitenschüssel angeschlossen werden. Schade ist, dass die Festplatte nicht im Receiver integriert wurde, sondern ein eigenes Gehäuse, das genauso groß wie das eigentliche Empfangsgerät ist, spendiert bekommen hat.

Erststart
Wurde das Gerät richtig angeschlossen, setzt sich nach dem ersten Start die Initialisierung in Gang. Hierbei muss als erstes die Art der Satelliten-Verbindung ausgewählt werden. Anschließend wird ein automatischer Sendersuchlauf vom Gerät initiiert und die Systemdaten aktualisiert. Letzteres dauert etwa 25 Minuten und ist insofern ziemlich ärgerlich, als dass es hier keinen Fortschrittsbalken gibt und jede Minute wie eine Stunde vergeht. Jedenfalls überprüft der Receiver noch, ob Updates der Firmware verfügbar sind und unternimmt nun eine länderspezifische Reihung der Sendeplätze 1 bis 99. Das wars auch schon im Großen und Ganzen. Nur gut, dass hier alles vergleichsweise einfach von Statten geht, denn eine Bedienungsanleitung in gedruckter Form sucht man vergeblich. Lediglich ein elektronisches Handbuch ließ sich im Menü "Sky-Anytime/Sky erleben“ auftreiben.

Anpassungsmöglichkeiten

Die Menüführung lässt sich in den Einstellungen im Unterpunkt Service-Menü an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen. Diese Anpassung kann mit einem Linux-Gerät zwar nicht mithalten, dafür kann die Bedienung durchaus als intuitiv bezeichnet werden. So können in den Einstellungen im Service-Menü der Startkanal, das Bildformat (16 : 9, 4 : 3, 14 : 9, Letterbox, Pillarbox, Vollbild), die Auflösung und die IP-Konfiguration für das Netzwerk adjustiert werden. Außerdem ist es möglich einen Offset in Millisekunden zwischen Bild und Ton einzustellen, um eine eventuelle Asynchronität zu beseitigen. Auch ein zeitlicher Vor- und Nachlauf bei Aufnahmen sowie Deaktivieren der Sky-Anytime Funktion sind nach Belieben einstellbar. Einzig die Sortierung der Sender ist nur begrenzt möglich. So sortiert das Gerät nach internen Vorgaben die Sender in einer scheinbar willkürlichen Reihenfolge. Dabei sind die Plätze 1 bis 99 als Favoriten in den Einstellungen frei sortierbar. Es dürfte zwar schon ein Grund in der komischen Reihenfolge der Sender stecken, da die Sportkanäle mit der Nummer 200 beginnen, jene von Sky mit 300 usw., aber frei konfigurierbar wäre vielen wohl wesentlich lieber.

Die Favoriten können dafür, wie man es für die gesamte Programmliste erwartet hätte, in eine individuell angepasste Reihenfolge gebracht werden. Dazu wird der gewünschte Sender aus der vollständigen Senderliste ausgewählt und in die Liste der Favoriten kopiert. Die Programme in den Favoriten sind also ein Mal im Bereich 1 bis 99 zu finden und einmal irgendwo auf den hinteren Plätzen. Besonders störend ist die Tatsache, dass es kein Computerprogramm zum einfachen und schnellen Sortieren der Sender gibt und die Ablage der Programme Lücken in der Nummerierung hinterlässt. So folgt beispielsweise dem Programm Nr. 104 direkt die Nummer 115. Ebenfalls schade ist, dass beim Sortieren keine Zahlen eingegeben werden können, sondern die einzelnen Sender klassisch markiert und verschoben werden müssen. Es wird also zu einer langwierigen Aufgabe z.B. einige Sender von den hinteren Plätzen nach vorne zu sortieren - das geht definitiv besser.

Sky-Features und Aufnahmefunktion - Timeshift

Sky-Anytime
Was bringt der beste Receiver, wenn im Fernsehen nichts läuft? Diesen Makel versucht die Sky-Anytime Funktion auszumerzen, die im Prinzip eine eigene Media-Bibliothek direkt auf der Festplatte darstellt. Für diese Funktion ist ein Platz von 1TB auf der Festplatte reserviert. Nach dem Start der Funktion mit der blauen Taste auf der Fernbedienung kann eine Kategorie (Filme, Serien, Sport, Dokus ...) ausgewählt werden, wobei jede Kategorie noch Subkategorien anbietet (z.B. Horror, Action oder Komödie). Hat man beispielsweise die Kategorie Filme und die Unterkategorie Komödie gewählt, so wird einem eine Liste angezeigt mit allen Filmen auf der Festplatte, die abgespielt werden können. Viele davon sind kostenlos, einige für 2 bis 6 Euro erwerbbar und in einem bestimmten Zeitraum verfügbar. Alternativ zu den Kategorien kann eine Suche gestartet werden, wobei sich diese mit der Fernbedienung, wie es eigentlich nicht anders zu erwarten war, als extrem langwierige Aufgabe präsentiert. Wesentlich nützlicher ist da die alphabetische Sortierung aller Filme. Die Idee der Medien-Bibilothek ist genauso gut wie die Umsetzung, leider dauert der Start einen gefühlten Film lang, sodass man sichs manchmal schon gut überlegt, ob man auf das blaue Knöpfchen drückt oder doch lieber Werbung schaut.

Aufnahme und Timeshift
Die zweite Hälfte der Festplatte kann für eigene Aufnahmen verwendet werden. Entweder man drückt auf die REC-Taste auf der Fernbedienung, oder kann über den EPG die Aufnahme programmieren. Groer Vorteil der EPG-Variante ist, dass man z.B. alle Episoden einer Serie automatisch aufnehmen lassen kann. In das Aufnahme-Archiv kommt man entweder über das Menü, oder direkt mit Hilfe der Archiv-Taste auf der Fernbedienung. Innerhalb einer Aufnahme kann man mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten vor oder zurück scrollen bzw. die Wiedergabe anhalten, ganz wie man es von einer Aufnahmefunktion erwartet hätte. Selbst eine Zeitlupe-Funktion ist implementiert, um sich eine Szene vielleicht doch nochmal genauer ansehen zu können. Schliet man über den zweiten Koaxialanschluss ein weiteres Signal an den Receiver an erhöht sich die Anzahl an Programme, die angeschaut und gleichzeitig aufgenommen werden kann. Bei einem einzigen Kabel kommt es zu Konflikten beim Umschalten auf einen anderen Transponder und man müsste die Aufnahme beenden, um den Film am anderen Transponder ansehen zu können.

Anders als die Aufnahme wird die Timeshift-Funktion durch Drücken der Pause-Taste im laufenden Programm aktiviert. Innerhalb der Funktion hat man dieselben Möglichkeiten wie bei einer konventionellen Aufnahme, also auch Vor- oder Zurückspulen. Leider passiert es viel zu leicht, dass man sich mal auf der Fernbedienung verdrückt und der Timeshift abgebrochen wird. Hier wäre entweder eine Kontrollfrage angebracht, oder man speichert das laufende Programm einfach als Aufnahme auf die Festplatte.

EPG
Der elektronische Programmführer ist eine tabellarische Auflistung aller Sender und Programme der nächsten Tage. Diese Liste wird automatisch vom Gerät zu einer definierbaren Uhrzeit aktualisiert. Im EPG ist es möglich sich Programme vorzumerken, sodass der Receiver eine Erinnerung ausgibt, wenn eine interessante Sendung startet. Auerdem können hier ganze Serien mit nur wenigen Tasten aufgezeichnet werden, so braucht man sich nie mehr stressen, wenn die;Lieblingssendung kurz nach Dienstschluss anfängt - der Receiver nimmt sie automatisch auf. Der EPG selbst ist zwar übersichtlich gestaltet und vor allem erstaunlich lückenlos und umfangreich, dennoch wird mit Logos und zu großen Abständen eigentlich wertvoller Platz verschwendet. Deshalb muss man in ein weiteres Untermenü über die Taste Info, damit man nähere Details zur aktuellen Auswahl angezeigt bekommt.

Performance, Bildqualität und Menüführung

Schon beim Systemstart merkt man, dass das System eher träge ist. So dauerte ein Start aus dem Energiesparmodus rekordverdächtige 2 Minuten und 27;Sekunden, leider ein Negativrekord. Wird dieser hingegen deaktiviert, reduziert sich diese Zeit auf gute fünf Sekunden. Der Programmwechsel zwischen HD-Sendern fühlt sich mit drei Sekunden wie eine halbe Ewigkeit an, bei SD-Sendern kann diese Zeit auf etwa die Hälfte reduziert werden. Wenn man einfach durch die Senderliste schalten will, ist das deutlich zu langsam. Der Wechsel ins Aufnahmeverzeichnis, zum EPG oder in die Einstellungen erfolgt dagegen mit nur ein bis zwei Sekunden Verzögerung dagegen sehr flott. Leider kann man das vom Start der Sky-Anytime-Funktion nicht behaupten, dieser bildet das traurige Schlusslicht in Sachen Geschwindigkeit und benötigt mit etwa 26 Sekunden einfach viel zu lange zum Starten. Auch die Navigation innerhalb der Anwendung fällt in das Schema träge, denn sogar so mancher Ruckler macht sich bei der Flimauswahl bemerkbar. Einziger gröberer Schnitzer in der Bedienung ist der EPG. Wird auf die;entsprechende Taste auf der Fernbedienung gedrückt, muss man anschließend noch auswählen, ob man alle Filme oder nur eine bestimmte Kategorie anzeigen lassen möchte. Ein unnötiger Schritt, den man anders z.B. in Form einer Spezialfunktion für eine Taste implementieren hätte können. Immerhin kann man sich dadurch wenigstens die Sender vorsortieren lassen, wenn man schon nicht alle Sender so schlichten kann, wie man sich das vorstellt.

Diese gelegentliche Gemächlichkeit beim Start von diversen Funktionen nervt zwar auf die Dauer, dafür zeichnet sich der Receiver durch eine hervorragende Bildqualität bei HD-Sender und einer guten bei SD-Sender aus. Hier gibt es eigentlich nichts zu bemängeln. Wird die Menü-Taste auf der Fernbedienung gedrückt, so gelangt man direkt in das sehr aufgeräumte und durchdacht gestaltete Menü. Hier kann man zwischen den Systemeinstellungen, dem EPG, den Sky-Features und dem Aufnahme-Archiv auswählen. Jeder dieser vier Punkte bietet bei Auswahl ein Drop-Down Menü, um z.B. beim EPG nur die Dokumentations-Sender anzeigen zu lassen. Ein definitiver Mehrwert in Sachen Bedienung sind die Hinweise am unteren Bildschirmrand in den diversen Menüs, die einen die Zuordnung der Tasten zu den Funktionen angeben. Auch die mitgelieferte Fernbedienung mit guten Druckpunkten und einem ausgezeichneten Tastenlayout trägt erheblich zur Steigerung der Usability bei. Wie gewohnt findet man den Power-Knopf oben mit samt den obligatorischen Zahlenblock. Die Zurück-Taste befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den Navigationstasten und den Funktionstasten für den elektronischen Programmführer, das Menü oder weiteren Informationen zum aktuellen Programm. Im unteren Bereich findet man dagegen die Tasten für Aufnahme- und Timeshift-Funktion. Leider wird die edle Optik der Fernbedienung durch eine Hochglanz-Kunststoffabdeckung an der Vorderseite erkauft, die Fingerabdrücke regelrecht anzieht.

Richtig gefehlt hat aber definitiv eine Anzeige des aktuellen Senders direkt am Receiver. Diese wurde durch einen LED-Ring ersetzt, welcher bei Aufnahmen und ähnlichen Spezialfunktionen leuchtet oder sich dreht. Nicht nur, dass dieser Ring mit wahrlich spärlichen Informationen daher kommt, nein er irritiert sogar richtig, wenn man sich eine Aufnahme ansieht. So eine Ablenkung ist in spannenden Szenen leider total fehl am Platze. Das Stichwort Ablenkung führt bei einem Festplattenreceiver zwangsweise zur Geräuschentwicklung. Die Festplatte kann im Bereich von 2 Meter um das Gerät zwar wahrgenommen werden, aber störend ist diese auf keinen Fall, zumal man nur ein leises Rauschen vernimmt. Wesentlich bedenklicher ist da schon die Hitzeentwicklung des Empfangsteils im Dauerbetrieb. Ein Teil des unteren Gehäuses wird sogar so hei, dass Verbrennungsgefahr besteht.

Fazit

Für den gelegentlichen Fernsehabend oder einen kleinen Film zwischendurch lässt das Gerät wenig bis eigentlich keine Wünsche offen, solange man sich die Zeit nimmt und immer ein paar Sekunden auf eine Reaktion des Receivers warten kann. Vor allem die kurze Einlernphase macht das Gerät schon fast zu einem Plug&Play-Receiver. Sollte einmal nichts im Fernsehen laufen, dann kann man auch auf die Medien-Bibliothek ausweichen oder sich via Sky-Select einen Film bestellen. Die Bildqualität überzeugt, auch wenn der LED-Ring an der Gehäusefront schon die ein oder andere Szene durch sein Blinken stören kann. Soll das Gerät aber wirklich auf die individuellen Bedürfnisse angepasst werden, dann kommt man um eine Set-Top-Box mit Linux und vielen Bastelstunden wohl nicht vorbei.

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