© Sony/Quantic Dreams

E3

Game Over für Beyond Two Souls

Es war das erste Spiel, das Sony im Zuge seiner Pressekonferenz am Montag auf der E3 vorstellte, wodurch das Signal klar war: Beyond Two Souls vom französischen Studio Quantic Dream nimmt im PlayStation-Universum eine wichtige Position ein. Wie schon Jahre zuvor das Abenteuer Heavy Rain, soll auch der neue Titel das Spiel an sich revolutionieren. Eine packende Story, cinematische Inszenierung, ungewöhnliche Kameraeinstellungen und vor allem authentische Charakter mit Emotionen soll Spieler fesseln.

Erfolg durch Hollywood
War Heavy Rain ein Kritikererfolg, der bei Konsumenten nur verhalten angenommen wurde, soll Beyond Two Souls ein größeres Publikum finden. Dafür wurde Hollywood-Schauspielerin Ellen Page engagiert. Die Kanadierin mit Tom-Boy-Charme verzückte die Zuseher in Juno und wurde einer breiten Masse durch Inception und X-Men bekannt. Demnächst spielt sie im neuen Woody Allen Film eine zentrale Rolle. Die bekannte Name und das liebliche Gesicht sollen dafür sorgen, dass bei diesem Spiel mehr Leute zugreifen.

In einem aufwendigen Verfahren wurde der gesamte Körper, das Gesicht sowie alle Bewegungsabläufe von Page digitalisiert. Das Ergebnis, davon konnte sich die futurezone im Zuge einer Demo überzeugen, ist beeindruckend. War schon LA Noire von herausragender Qualität, legt Quantic Dream nochmals nach. In manchen Szenen gibt es kaum noch merkliche Unterschiede zwischen der virtuellen und realen Frau. Und irgendwie stellt man sich die Frage: Hat sich die Schauspielerin damit gerade selbst weg rationalisiert?

Wie viel von den Szenen Page gemimt hat und wie viel bereits im Computer generiert wurde, verrieten die Entwickler nicht. Doch es ist offensichtlich, in welche Richtung es gehen wird. Der virtuellen Ellen Page beim Schauspielen zuzusehen, wie sie ihr Alter Ego Jodie Holmes darstellt, ist ein Vergnügen.

Kaum Handlungsfreiheit
Was die ersten Szenen aus dem Spiel allerdings auch offenbarten, war, dass es sich im Grunde nicht um ein Spiel handelt. Wie schon bei Heavy Rain läuft das Geschehen einfach ab, zwischendurch darf der Spieler lediglich ab und an einen Knopf am Controller drücken. Somit ist Beyond Two Souls ein interaktiver Film, bei dem man im rechten Moment reagieren muss; etwa um über einen Baumstamm zu springen oder einem Polizisten auszuweichen. Die Herausforderung an den Spieler ist extrem gering. In diesem Kontext ist auch die Geschichte und das Schauspiel von Page bei weitem nicht so speziell, wie angekündigt. Der Großteil des Ablaufes ist vorab definiert, es gibt einige Verzweigungen in der Story, die jedoch wieder zusammenlaufen. Die Freiheit, wie man sie von anderen Games kennt, existiert ebenso wenig wie eine dynamische Geschichte. Zudem sorgen die Einblendungen, welchen Knopf man drücken muss, für einen Bruch, sind sie doch nicht Teil der Diegese.

In der Demo zeigte sich zudem ein weiteres Problem. Wenn man den Geist Aiden, mit dem Page/Holms in Kontakt steht, um Hilfe bittet, verharren die anderen Figuren in einem Loop. Erst wenn der Geist eine Aktion auslöst, dreht sich die Szene etwas weiter. In einem Showdown mit dem FBI kann der Geist in Seelenruhe zuerst ein Auto umwerfen, dann einen Kirchturm zum Einsturz bringen, dann einen Scharfschützen in Besitz nehmen und schließlich in den Körper eines Helikopterpiloten schlüpfen. Während all diese Aktionen vom Spieler ausgeführt werden, reagieren die umstehenden Protagonisten nicht.

Nach der Demo stellt sich somit unweigerlich die Frage, warum man anstatt Beyond Two Souls nicht einfach einen konventionellen Thriller ansieht, der auf all das interaktive Beiwerk verzichtet - und warum manche Spiele-Designer so verbissen versuchen, Film zu imitieren.

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Benjamin Sterbenz

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