© Gregor Gruber

Ultrabook

Gläsernes Ultrabook: HP Spectre Envy14 im Test

Die junge Geräteklasse der Ultrabooks ist vor allem geprägt durch Intels Richtlinien, die erfüllt werden müssen, damit es auch wirklich ein Ultrabook und kein Sub-Notebook, Notebook oder Sleekbook ist. Das hat zur Folge, dass sich die meisten kaum voneinander unterscheiden. Entweder 11- oder 13-Zoll-Displays und die Gehäuse bestehen aus Plastik oder Aluminium. So dünn wie möglich sollen sie sein, wenig wiegen und im Idealfall auch wenig kosten.

HP geht einen etwas anderen Weg und versucht nicht Schlankheits-Rekorde zu brechen, sondern lotst die Ultrabook-Grenzen nach oben hin aus. Das HP Spectre Envy 14 ist für Ultrabook-Verhältnisse dick, schwer und mit 1400 Euro auch noch teuer. Welche Stärken das Gerät im gläsernen Gehäuse ausweisen kann, verrät der Test der futurezone.

Gehäuse
„Hauptsache anders" schien das Motto der Designer des Spectre Envy 14 gewesen zu sein. Wenn schon die Innenteile gleich sein müssen, kann sich das Ultrabook zumindest außen von der Konkurrenz abheben. Beim Envy 14 gelingt dies durch den fast schon exzessiven Einsatz von Glas. Der Gehäusedeckel ist mit Gorilla-Glas bedeckt, das dort untergebrachte HP-Logo ist beleuchtet (Apple lässt grüßen). Die schwarze, gläserne Oberfläche sieht edel aus, lässt aber Fingertapser überdeutlich erscheinen. Ein Putztuch liefert HP nicht mit.

Das Display inklusive Rand ist ebenfalls von einem kompletten Stück Glas bedeckt – auch das ist ein echter Hingucker. Weniger schön gelöst ist der Einsatz von Glas beim unteren Teil des Ultrabooks. Unter den Tasten ist ein 8cm hoher Glasstreifen, der das Touchpad umschließt. Um die Tasten des Keyboards herum ist Aluminium, das allerdings um einen Millimeter tiefer liegt als der Glasstreifen. Dadurch wirkt das Glas wie draufgeklebt und stört den sonst harmonischen Look des Ultrabooks. Rund um den Glasstreifen ist ein unhübscher, leicht erhobener Rand, in dem sich Schmutz sammelt.

Die Unterseite des Envy 14 besteht aus Plastik. Die Gummifüßchen sorgen für einen rutschfesten Halt des Ultrabooks. Die Abdeckung an der Unterseite lässt sich ohne Werkzeug öffnen und ermöglicht das Austauschen des Akkus – allerdings nur, wenn man den passenden Schraubenzieher dazu hat und das Garantiesiegel zerstört. Andere Komponenten wie Speicher oder Festplatte sind durch die Öffnung nicht erreichbar.

Verarbeitung
Bei der Verarbeitung hat sich HP sichtlich bemüht: Keine scharfen Kanten, kaum sichtbare Spalten. Dennoch findet man die üblichen Schwachstellen. Neben dem Touchpad und zwischen Touchpad und Leertaste gibt das Gehäuse nach und lässt sich recht einfach eindrücken. Beim normalen Tippen fällt das nicht auf, da die Handgelenke weit genug weg von der Schwachstelle ruhen und so ein Eindrücken vermieden wird.

Auch der Gehäusedeckel lässt sich, trotz Gorilla-Glas, mit dem Finger sehr einfach biegen, sodass Wellen am Display zu sehen sind. Das ist nicht nur in der Mitte so, sondern auch am Rand. Dadurch wirkt das Spectre Envy 14 trotz des robusten Ersteindrucks zerbrechlicher als das Asus Zenbook, dessen Alu-Gehäuse weniger empfindlich auf Biegen und Drücken reagiert.

Stabile Scharniere
Kein Zweifel an der Stabilität lassen die Scharniere aufkommen. Diese lassen das Display stabil in seiner aufgeklappten Position harren. Ein leichtes Wackeln gibt es bei Vibrationen dennoch, dieses ist aber deutlich geringer als bei anderen Ultrabooks, wie etwa dem Acer S3. Die stabilen Scharniere haben einen kleinen Nachteil. Mit einer Hand kriegt man das Ultrabook kaum auf. Die Hervorhebung um das Display aufzuklappen ist zu klein. Außerdem gibt es einen Sicherheitsmechanismus, der das Display wieder zurück in die geschlossene Position springen lässt, wenn es nur leicht angehoben wird.

Mobilität
Dieser Sicherheitsmechanismus ist eher als Vorteil zu sehen, auch wenn man sich manchmal darüber ärgert, weil sich das Ultrabook gegen das Aufklappen wehrt. Für den Transport kommt das Envy 14 aber ohnehin mit einer Neopren-Softhülle.

Diese sollte auch verwendet werden, um ein Verschmutzen zu vermeiden. Ist das Envy 14 geschlossen, gibt es zwischen Display und Tastatur einen deutlichen Spalt, durch den beim Transport Schmutz eindringen könnte. Wirft man das Ultrabook nur mal schnell in den Rucksack oder die Tasche, hat man beim Aufklappen eventuell Brösel am Display.

Mit 23 mm Höhe und 1,8 Kilogramm Gewicht ist es deutlich dicker und schwerer als seine Ultrabook-Konkurrenten. Das kompakte Design täuscht über diese Maße hinweg – wenn man das Envy 14 zum ersten Mal anhebt, ist man von dessen hohen Gewicht überrascht.

Das Ladegerät ist angenehm klein gehalten, wenn auch nicht so kompakt, wie das des Asus Zenbook und MacBook Air. Dafür hat es aber eine USB-Buchse, über die Smartphones oder andere Geräte geladen werden können. Auch für das Ladegerät ist eine Transporttasche mitgeliefert, die in etwa den selben Schutzfaktor wir ein Papiertaschentuch hat.

Ausstattung
Ein Vorteil der dickeren Maße gegenüber der Konkurrenz ist, dass mehr Anschlüsse verbaut werden können. Dies nutzt HP beim Envy 14 nur bedingt aus. Es gibt einen USB 2.0 und einen USB 3.0-Anschluss, einen kombinierten Audioein- und -ausgang, einen SD-Kartenslot, einen Ethernet-Anschluss, einen HDMI- und einen Display-Port-Ausgang. Ein Adapter für einen VGA-Anschluss wird nicht mitgeliefert.

Die Anschlüsse befinden sich alle an der linken Seite, rechts wird nur das Netzteil angeschlossen. Rechts unten ist das Rad zum Regeln der Lautstärke, eine Taste zum Stummschalten und eine Taste, die die Beats-Audio-Software aufruft. Das ist gewöhnungsbedürftig, da es keine Schnellfunktion zum Ändern der Lautstärke bei den F-Tasten gibt, wie dies bei den meisten Notebooks üblich ist. Die Stummschalt-Taste ist etwas streng zu drücken. Hält man nicht am anderen Gehäuserand dagegen, verschiebt man das Ultrabook beim Drücken. Ist das Envy 14 auf stumm geschaltet, leuchtet eine Mini-LED an der Oberseite auf. Das Beats-Audio-Logo darüber ist beleuchtet, wenn in der Software der Beats-Audio-Equalizer aktiviert ist.

NFC an Bord
Die Webcam schafft eine Auflösung von 1280 x 800 Pixel und reicht für Skype und andere Videochats völlig aus, ebenso wie das eingebaute Mikrofon. Neben Bluetooth und WLAN ist auch noch ein NFC-Chip an Bord, dessen Einsatz aber sehr beschränkt ist. Für Android-Handys gibt es eine App, mit der die gerade im Browser geöffnete URL am Envy 14 geöffnet werden kann. Dazu muss man ziemlich präzise eine Stelle links neben dem Touchpad mit dem Smartphone berühren. Da diese nicht gekennzeichnet ist, braucht es schon ein paar Versuche, bis dies gelingt. Abgesehen von URLs kann nichts anderes per NFC transferiert werden.

Bei der vorinstallierten Software hat sich HP einigermaßen zurückgehalten. Zwar findet man auch hier eine DVD-Abspiel- und Brennsoftware von Cyberlink (das Envy 14 hat kein optisches Laufwerk), dafür aber auch die durchaus nützlichen Programme Adobe Photoshop Elements 10 und Premiere Elements 10, sowie Norton Internet Security mit einer 2-Jahres-Lizenz.

Tastatur
Die Tastatur gehört zu den Highlights des Envy 14. Die Tasten sind leicht angeraut, haben einen knackigen Anschlag, geringen Weg und genügend Abstand zueinander. Alles zusammen ergibt eine der besten Tastaturen, die HP je bei seinen Consumer-Notebooks verbaut hat und definitiv eine der besten aller Ultrabooks. Größenreduziert sind lediglich die Cursor-Tasten und die F-Tasten, wobei auch diese noch angenehm zu betätigen sind.

Alle Tasten sind Hintergrundbeleuchtet. Die Ausleuchtung ist nicht ganz gleichmäßig und auch nicht Helligkeits-verstellbar, für das Tippen im Dunklen oder Halbdunkeln reicht es aber völlig. Wird die Tastaturbeleuchtung mit der F5-Taste ausgeschaltet, bleibt nur diese beleuchtet – damit man die Beleuchtung auch im Dunklen wieder einschalten kann.

Für die Tastaturbeleuchtung hat HP einen Annäherungssensor verbaut. Dieser kann in zwei Empfindlichkeitsstufen und drei Wartezeiten (Licht aus nach 10 Sekunden, einer Minute oder drei Minuten) justiert werden. Ist die Empfindlichkeit auf maximal, muss man mindestens einen Meter vom Ultrabook entfernt sein, damit die Beleuchtung ausgeht. Das Feature ist zwar nett, allerdings blinkt ständig nervös das rote Licht des Infrarotsensors über dem Display, was sehr irritierend sein kann, vor allem wenn man das Envy 14 im Dunkeln verwendet. Schade ist, dass der Annäherungssensor nicht auch das Display ausschalten kann um Energie zu sparen, was das Feature um einiges sinnvoller machen würde.

Touchpad
Die Größe des Touchpad ist ausreichend. Die Beschichtung ist sehr gleitfreudig, wodurch es fast schon zu rutschig ist. Der Vorteil des gleitfreudigen Touchpads ist, dass Fingergesten mit mehreren Fingern sehr leicht von der Hand gehen.

Physische Maustasten gibt es nicht, das gesamte Touchpad kann jedoch gedrückt werden, falls der Softtouch zu wenig Feedback liefern sollte. Drückt man das Touchpad rechts unten, wird der Rechtsklick ausgeführt. Berührt man dort das Touchpad nur leicht, wird dies aber wiederum als Linksklick interpretiert.

Mit einen „Doppelklick" links oben am Symbol, kann das Touchpad schnell ein- und ausgeschaltet werden. Ist es ausgeschaltet, leuchtet eine Mini-LED neben dem Symbol auf.

Display
Das 14-Zoll-Display liefert gute Kontraste und Farben, ist aber extrem spiegelnd. Zusammen mit der eher geringen Helligkeit wirkt das Display fast schon im gut Tageslicht-erhellten Büro zu dunkel. Im Freien bei Schönwetter oder bei direkten Sonnenlichteinfall ist es wenig bis gar nicht nutzbar. Und man läuft Gefahr temporär zu erblinden, wenn man in das stark spiegelnde Display blickt.

Auch die Betrachtungswinkel sind nicht sehr hoch. Nach links und rechts ist es noch im normalen Bereich, nach oben und unten werden die Farben schon bei kleinen Abweichungen verfälscht.

Audio
Die eingebauten Stereo-Lautsprecher mit Beats-Audio-Technologie liefern gute Resultate für ein Ultrabook, sind aber kein Ersatz für externe Lautsprecher oder gute Kopfhörer. Der Ton ist ausreichend laut, der Klang überschlägt sich aber in den höheren Lautstärken. Bass gibt es so gut wie keinen. Sehr gut klingen die Boxen bei sprachintensiven Inhalten, wie Dialoge von Filmen oder Hörbücher. Beim Spielen oder bei Actionfilmen greift man dann aber doch besser zum Kopfhörer.

Die Beats Audio-Software bietet, neben dem üblichen Equalizer, drei Sound-Profile zum Auswählen. Auch die Einstellmöglichkeiten für Lautstärke und Optionen für die Aufnahme sind hier übersichtlich gelistet.

Leistung
Getestet wurde die günstigste Version des Envy 14 (1400 Euro), das mit einem Dual-Core-i5 CPU der zweiten Generation (Sandy Bridge) ausgestattet ist. Zum österreichischen Marktstart im Juli wird das Gerät aber mit einem Intel-Prozessor der dritten Generation (Ivy Bridge) ausgerüstet sein. HP konnte nur das ältere Modell für einen Test entbehren. Auf einen Benchmark-Test wird deshalb verzichtet, da er nur die Leistung des älteren Envy 14 und nicht des neuen Modells widerspiegeln würde.

Die Akkuleistung liegt etwas unter der von Ultrabooks mit 13-Zoll-Display. Im Normalbetrieb sind bis zu viereinhalb Stunden möglich. Bei geringster Display-Helligkeit, deaktivierter Tastaturbeleuchtung, Energiesparmodus und deaktiviertem WLAN und Bluetooth, sind bis zu acht Stunden möglich. Im Höchstleistung-Modus, bei anspruchsvollen Tätigkeiten, ist nach zwei bis zweieinhalb Stunden Schluss.

Leise Lüfter
Die Lüftung ist im Normalbetrieb kaum zu hören. Bei moderater Auslastung ist das Envy 14 angenehm leise. Bei starker Auslastung wird es zwar nicht wirklich laut, es entstehen aber hochfrequente Töne, die nicht besonders ohrenschmeichelnd sind.

Die Temperaturentwicklung ist niedrig. Im Normalbetrieb ist keine nennenswerte Erhöhung der Temperatur feststellbar. Unter Volllast ist die Handauflage links und rechts neben dem Touchpad erwärmt, aber nicht unangenehm warm oder heiß. Auch die Wärme an der Rückseite, direkt beim Lüfter, hält sich in Grenzen und bleibt unter 45 Grad.

Fazit
Wer im Glasgehäuse sitzt, soll nicht mit dem Ultrabook-Begriff um sich werfen: Mit einem optischen Laufwerk wäre das Spectre Envy 14 ein durchaus gutes Notebook. Als Ultrabook ist es jedoch zu schwer und zu teuer. Der UVP von 1400 Euro entspricht dem des neuen Asus Zenbook Prime in der Topausstattung (i7 Ivy Bridge, entspiegeltes FullHD-Display, 256GB SSD Platte), die Leistung kann aber keinesfalls mithalten. Wer aber dem Glaslook des Envy 14 verfallen ist und viel Wert auf eine gute Notebook-Tastatur legt, wird mit HPs gläsernen Ultrabook zufrieden sein.

Mehr zum Thema

  • Series 9 Amor im Test: Notebook mit Stil
  • Acer S3: Das Netbook, das gern Ultra wäre
  • Asus gegen Toshiba: Duell der Ultrabooks

Modell
HP Envy 14 Spectre 14-3000eg
Display
HD+ Radiance Display (1600 x 900 Pixel)
CPU
Intel Core i5-3317U 2x 1,70GHz
Arbeitsspeicher
4 GB DDR3 1333 MHz
Grafik
Intel HD 3000
Betriebssystem
Windows 7 Home Premium 64-Bit (OEM)
Festplatte
128 GB Solid-State-Disk Schnittstellen
1 x USB 3.0,
1 x USB 2.0,
HDMI, Display Port, Audio, SD-Card Reader, Ethernet
Kabellose Schnittstellen Bluetooth und WLAN 802.11 b/g/n Webcam
1,3 Megapixel, integriertes Mikrofon, NFC
Akku
4 Zellen Lithium-Ionen-Akku, 58Whr
Gewicht
1,8 Kilogramm Abmessungen
327 x 221 x 23 mm
Preis
1.399 Euro (UVP)

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

mehr lesen
Gregor Gruber

Kommentare