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Test

Günstige Android-Smartphones, mäßige Leistung

Handys mit Touchscreens für Preisbewusste gibt es zwar schon länger, allerdings läuft auf diesen meist das veraltete Betriebssystem „Symbian“, das nur bedingt für die berührungsempfindlichen Displays geeignet ist. Googles Android hingegen konnte sich in nun fast drei Jahren auf allen Geräteklassen etablieren - täglich werden 400.000 Android-Handys aktiviert. Diese Summe entsteht natürlich nicht nur durch die Premium-Modelle, sondern auch durch die vielen, günstigen Smartphones, die meist nur halb so viel wie die Top-Geräte kosten. Doch bieten die billigeren Alternativen trotzdem ein vollwertiges Smartphone-Erlebnis? Die futurezone fünf aktuelle Android-Handys (Android Version 2.0 oder höher) getestet, die ohne Vertrag für unter 300 Euro (auf Preisvergleichsportalen unter 250 Euro) erhältlich sind: Das HTC Wildfire S, Samsung Galaxy ACE, Motorola DEFY, LG Optimus One und LG Optimus Me.

Dickmacher
Die günstigeren Geräte sind oft schon auf den ersten Blick von ihren doppelt so teuren Artgenossen zu unterscheiden. Sie sind etwas dicker, setzen bei den verbauten Materialien hauptsächlich auf Plastik und sehen dadurch weniger elegant aus. Die Ausnahme ist hier das HTC Wildfire S: Die Kombination aus kleinem Display, etwas höherem Gewicht und modischem Design sichern dem taiwanesischen Smartphone den ersten Platz im Schönheitswettbewerb der günstigen Android-Handys.

Displays
Ein weiterer Punkt, an dem die Hersteller einsparen, um günstige Smartphones anbieten zu können, ist der Touchscreen. Teurere Modelle haben eine Auflösung von 800x480 Pixel, bei den Spar-Handys sind es 480x320 Pixel. Die negative Ausnahme ist das LG Optimus Me mit der besonders niedrigen Auflösung von 320x240 Pixel. Aber auch bei den Displays mit der gleichen Auflösung von 480x320 Pixel gibt es Unterscheide. Beim LG Optimus One sind die App-Symbole und die Darstellung von Webseiten unscharf. Beim HTC Wildfire S sind sie schärfer, dafür ist ein Grieseln zu bemerken. Die Positiv-Ausnahme der Display-Regel macht hier das Motorola DEFY, das aber auch das teuerste Smartphone im Test ist: Sein 3,7-Zoll-Display hat eine Auflösung von 854x480 Pixel.

Betriebssystem
Nur das HTC Wildfire S hat mit Android 2.3 die aktuellste Version des Betriebssystems an Bord. Von 2.2 (LG Optimus One, Me, Samsung Galaxy ACE) auf 2.3 ist der Unterschied gering. Bei 2.1, welches das Motorola DEFY nutzt, fehlt aber etwa die Möglichkeit einen mobilen WLAN-Hotspot aufzumachen. Motorola will aber noch im Juni ein Update nachreichen. Da Android stark auf Apps und eine konstante Web-Verbindung setzt, sollte man die Handys nur mit einem Datentarif nutzen – 1GB reicht für die normale Nutzung meist aus.

Motorola DEFY

Das Motorola DEFY (270 Euro, mit schwarzem oder weißem Rand) ist in mehrerer Hinsicht ein Ausreißer im Testfeld. Mit 13,4mm ist es das dickste Smartphone der fünf preiswerten Kandidaten. Grund hierfür ist die zweite Besonderheit: Das DEFY übersteht problemlos einen zehnminütigen Tauchgang in einem Meter Wassertiefe und ist stoß- und kratzfest. Darunter leidet aber die Optik. Der schockresistente Look und die mit Dichtungen abgedeckten Anschlüsse sind nur bedingt ausgehfähig. Das dritte Alleinstellungsmerkmal ist das Display des DEFY. Mit 3,7 Zoll ist es nicht nur das Größte im Testfeld, sondern mit 854 x 480 Pixel auch das am höchsten auflösende. Texte und Bilder werden scharf dargestellt und der 800-Mhz-Prozessor sorgt für eine flotte Navigation durch Menüs und auf Webseiten. Die Kamera hat 5 Megapixel und einen LED-Blitz. Der Akku ist mit 1540 mAh großzügig dimensioniert. Im Lieferumfang ist eine 2-GB-microSD-Karte enthalten, um Apps und Multimedia-Inhalte abzuspeichern.

LG Optimus One

Das LG Optimus One (UVP 249 Euro) hat einen 3,2-Zoll-Touchscreen mit einer Auflösung von 480 x 320 Pixel. Trotz des relativ kleinen Displays ist es größer als das Motorola DEFY (3,7 Zoll). Diese Kombination mitsamt dem silbernen Zierstreifen rund um das Plastik-Gehäuse und dem hohen Gewicht (130 Gramm) lassen das Smartphone altmodisch wirken. Die Darstellung von Webseiten und Texten ist leicht unscharf, die Icons der Apps grieselig. Tippen auf der virtuellen Tastatur ist gewöhnungsbedürftig, da die Tasten klein sind. Der Prozessor scheint mit 600MHz zu schwach zu sein, weshalb das Hinein- und Hinauszoomen auf Webseiten mit Fingergesten nur ruckelig funktioniert. Die Fotos der 3-Megapixel-Kamera sind häufig zu dunkel, einen LED-Blitz gibt es nicht. Videos können im Format 640 x 480 Pixel aufgenommen werden. Positiv fällt die lange Laufzeit auf, die sich durch das kleine Display und den1500-mAh-Akku ergibt.

LG Optimus Me

Das Optimus Me ist das günstige Handy im Test (UVP 159 Euro). Es ist in fünf Farben erhältlich, wobei nur die Akkuabdeckung die Farben Rot, Silber, Blau, Schwarz oder Rosa hat. Der Formfaktor erinnert an ein Stück Seife und sorgt für einen relativ stabilen Halt des Smartphones in der Hand. Die Optik wäre ansprechender, wenn unter den vier Softtouch-Tasten nicht noch zwei physische Tasten wären, die wie Fremdkörper an der Gehäuseoberseite wirken. Die Technischen Daten (600MHz, 3-MP-Cam, kein Flash) entsprechen großteils dem Optimus One, trotzdem reagiert das Me noch langsamer. Auch die Apps laden sehr langsam – Angry Birds Season benötigte über eine halbe Minute zum Öffnen. Das 2,8-Zoll-Display hat eine Auflösung von 320x240 Pixel, was den Smartphone-Spaß zusätzlich trübt.

Samsung Galaxy ACE

Das Samsung Galaxy ACE (UVP 279 Euro) erinnert auf den ersten Blick an das iPhone 3GS. Wie beim Apfel-Handy misst das Display 3,5 Zoll und die schwarze Front ist von einem chromfarbenen Rand umgeben. Spätestens bei der Rückseite hören sich die Gemeinsamkeiten auf. Das ACE hat eine raue Oberfläche, die sich fast gummiert anfühlt. Das soll den Halt verbessern, führt aber zusammen mit dem geringen Gewicht von 113 Gramm dazu, dass es sich nicht ganz so wertig wie etwa das HTC Wildfire S anfühlt. Der Touchscreen hat eine Auflösung von 480x320 Pixel und liefert eine bessere Darstellung als das LG Optimus One, aber kann nicht ganz die Schärfe des HTC Wildfire S erreichen. Der 800-MHz-Prozessor ermöglicht eine flotte Navigation, allerdings wird, wie auch beim LG Optimus One, der Web-Standard Flash nicht unterstützt. Die Kamera hat 5 Megapixel und liefert bei guten Lichtverhältnissen auch durchaus gute Resultate. Eine 2 GB große microSD-Speicherkarte ist im Lieferumfang enthalten.

HTC Wildfire S

Das HTC Wildfire S (UVP 279 Euro) ist das eleganteste Handy im Test. Es ist in den Farben Schwarz, Silber, Weiß und Flieder verfügbar, wobei die beiden Letzteren den sanft geschwungenen Look des Gehäuses besonders gut zur Geltung bringen. Obwohl es aufgrund des 3-Zoll-Displays das kleinste der vier Geräte ist, erweckt es einen robusten Eindruck. Trotz des 600-MHz-Prozessor ist die Navigation durch die Menüs flott – nur bei Webseiten mit Flash-Inhalten gerät es ins Stocken. Das Display hat eine Auflösung von 480x320 Pixel, es sieht aber besser als beim LG Optimus One und Samsung Galaxy ACE aus. Wenn man genau hinsieht, kann man jedoch horizontale Pixellinien erkennen. Die Kamera hat 5 Megapixel und einen LED-Blitz. Die Fotos werden auf der mitgelieferten 2 GB großen microSD-Karte abgespeichert. Wie auch die teureren HTC-Handys hat das Wildfire S das HTC-typische Menü mit praktischen Einstellfunktionen und Widgets spendiert bekommen.

Fazit
Zwar muss man in Sachen Geschwindigkeit, Formfaktor und Display-Auflösung bei den günstigen Android-Modellen zurückstecken, hat man aber bisher noch kein Premium-Smartphone gehabt, fällt das nicht störend auf. Outdoor-Fans und solche, die das klobige Design nicht abschreckt, sind mit dem Motorola DEFY gut bedient. Wer es hingegen schicker will, greift zum HTC Wildfire S.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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