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Fernsehen

HD Austria greift ORF mit eigener Sat-Plattform an

Wer in Österreich HD-TV über Satellit empfangen will, braucht dazu bislang entweder ein Entschlüsselungssystem, um das Signal zu decodieren. Der ORF bietet das über seine ORF Digital Plattform an, SKY ist als Pay-TV-Anbieter ebenfalls in diesem Geschäftsfeld tätig. Die niederländische M7-Group will mit ihrer österreichischen Marke HD Austria jetzt eine weitere HD-Sat-Plattform anbieten, die noch im November starten soll. Im Gegensatz zu den bisher verfügbaren Systemen ist die Smartcard, die das Programm entschlüsselt direkt in der Empfangshardware verbaut. Das Einschieben einer Chipkarte entfällt damit.

Über die Plattform von HD Austria werden deutschsprachige Privatsender, die öffentlich rechtlichen Programme aus Deutschland und Österreich sowie zusätzliche digitale Sender wie Eurosport 2 oder MTV empfangbar sein. Ein Paket mit allen Sendern kostet 14,90 Euro im Monat, das Paket das nur aus den Privat-TV-Kanälen von HD-Austria besteht ist ab 7,90 Euro erhältlich. Zum Einstieg bietet HD Austria sechs Monate gratis Empfang. Interessenten müssen allerdings auch geeignete Hardware anschaffen. Es ist entweder die HD Austria Now Box (UVP: 159 Euro) oder ein HD Austria Einschubmodul (69 Euro) notwendig, um die Programme zu empfangen. Wer sich gegen ein HD Austria Angebot entscheidet, kann nicht verschlüsselte Programme weiterhin empfangen. Gegen eine Gebühr von sechs Euro pro Jahr können dann auch die ORF-HD-Angebote freigeschaltet werden.

ORF-Widerstand

In anderen Ländern bietet M7 ähnliche Plattformen schon seit geraumer Zeit an. In Österreich ist das System lange am Widerstand des ORF gescheitert. “Wir wollten schon vor einem Jahr starten, der ORF hat aber alles getan, um das zu verhindern. Jetzt haben wir unter Mithilfe der KommAustria eine Lösung gefunden”, sagt Martijn van Hout, Country Manager von M7. Ein Grund für den harten Kampf um die Plattform-Vorherrschaft ist, dass die Betreiber die Reihenfolge der Sender bestimmen können. So waren die Programme von HD-Austria auch bisher schon über die ORF-Digital-Plattform verfügbar, allerdings auf sehr hohen Kanälen, was auch Einfluss auf die Werbeeinnahmen hat. Besitzer einer ORF-Digital-Karte werden die HD Austria-Programme auch in Zukunft wie bisher über ihre Anlage empfangen können.

HD Austria will sich als unabhängiger Betreiber positionieren, der “billiger ist als SKY aber mehr Möglichkeiten und besseren Service bietet als der ORF”, wie van Hout sagt. Um sich von den Mitbewerbern abzuheben setzt HD Austria zudem auf zusätzliche Dienste wie Streaming-Angebote und einen interaktiven, elektronischen Programmführer. Viele Sendungen können zudem bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung nachgeschaut werden. Wer den Anfang einer Serie oder eines Films verpasst, soll auf Knopfdruck zum Beginn zurückspringen können. Einfache Bedienung und die Nutzung auf verschiedenen Geräten wie Tablets, Computern oder Handys sollen Kunden anlocken. So können Programme auch auf einem Gerät gestartet und auf einem anderen weitergeschaut werden.

Probleme

Das Streaming-Angebot und das Streamen verpasster Sendungen funktionieren derzeit mit einer maximalen Auflösung von 720p, im Gegensatz zum Full-HD-Echtzeit-TV mit 1080p. Das Streaming-Angebot ist derzeit auf Inhalte von HD-Austria beschränkt. Verhandlungen mit einem Streaming-Drittanbieter laufen aber. Dort sollen Filme und Serien einzeln gekauft werden. Das Einbinden von bestehenden Abos bei Netflix und Co ist derzeit nicht möglich. Probleme gibt es auch noch mit ATV, dessen Programme derzeit nicht im Paket von HD Austria aufscheinen. Die Verhandlungen mit dem österreichischen Privatsender laufen aber und sollen bis zur Markteinführung erfolgreich abgeschlossen werden.

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Markus Keßler

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