HTC Desire C im Test: Unscharfes Android 4.0
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Die One-Serie hat nach langer Zeit wieder Ordnung in das Lineup von HTC gebracht. Umso verwunderlicher war es, als HTC im Mai mit dem Desire C ein weiteres Einsteigermodell ankündigte. Eigentlich war dieser Bereich bereits durch das One V abgedeckt worden, doch das Desire C soll noch ein Stücken günstiger sein und unter die magische Marke von 200 Euro fallen. Ob dem taiwanischen Konzern mit dem Desire C ein gutes Einsteigergerät gelungen ist, das auch Sonys und Huaweis Modellen Paroli bieten kann, hat die futurezone getestet.
Design
Jedem Besitzer eines HTC Wildfire dürfte das Design des Desire C bekannt vorkommen. Tatsächlich ist der Name des neuen Modells etwas irreführend. Mit der erfolgreichen Desire-Serie hat das Desire C bis auf den Namen nichts gemein, eigentlich ist es der Nachfolger des HTC Explorer und der Wildfire-Modelle. Die Abmessungen des Desire C sind nahezu ident zum Wildfire und auch in allen anderen Gesichtspunkten sucht man verzweifelt mit der Lupe nach Unterschieden zum zwei Jahre alten Vorgänger. Positiv zu bemerken ist jedoch, dass das Gewicht auf 98 Gramm reduziert wurde und das Gerät dadurch sehr angenehm in der Hand liegt.
Auch wenn das Desire C offiziell nicht zur One-Serie zählt, so weist es dennoch einige optische Merkmale der Top-Modelle auf. So sitzt auch hier die Kamera mittig auf der Rückseite wie ein Bullauge und ist farblich umrandet - wie auch beim One S. Auch beim sonstigen Design versucht HTC offenbar ein wenig Konstanz in seine Ice Cream Sandwich-Modelle zu bringen. Die klassischen drei Soft-Keys sowie die relativ knappen Abstände vom Display zum Rand verleihen dem günstigen Smartphone ein edles Aussehen.
Leider hat HTC beim Desire C spürbar am Gehäuse gespart. Der Gehäusedeckel aus Plastik knarzt unangenehm bei der Bedienung und hinterlässt einen billigen Eindruck. Auch die Lautstärkewippe wackelt etwas, allerdings kann das angesichts der ansonsten gelungenen Bedienung verschmerzt werden. Designtechnisch gelungen ist überraschenderweise das Innenleben des Desire C, das, wie auch der Akku, in Rot gehalten ist.
Display
Verwöhnt HTC Käufer der One-Serie mit einem Super AMOLED oder Super LCD 2-Bildschirm, so muss man hier mit einem schwach aufgelösten TFT-Display Vorlieb nehmen. Beim ersten Blick auf das Display reibt man sich zunächst verwundert die Augen oder wird die Brille überprüfen, denn das verwaschene Bild sorgt für Zweifel an der eigenen Sehkraft. Mittlerweile hat HTC per Update nachgebessert und dem Display ein wenig mehr Schärfe verliehen. Allerdings bleiben Objekte aufgrund der geringen Pixeldichte von 165 ppi (pixel per inch) nach wie vor sehr verwaschen, auch durch größeren Abstand zum Bildschirm verbessert sich das Bild nicht wirklich.
Die Entscheidung für den 3,5 Zoll-Bildschirm ist ohnehin fragwürdig, denn die Auflösung hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht verändert und ist bei 320 mal 480 Pixeln geblieben. Hier hätte man sich ein Vorbild an Sony nehmen können, das im Konkurrenzmodell Xperia U auf ein TFT-Display mit 266 ppi setzt. Die Farben sind gut gelungen, wirken aber im Vergleich zu Super-AMOLED-Bildschirmen etwas blass. Auch dem Schwarz fehlt es ein wenig an Kontrast. Dem steht eine durchschnittliche Helligkeit gegenüber, die zwar für Lesen im Freien ausreicht, aber dennoch nicht an andere Modelle aus dieser Preisklasse heranreichen.
Benchmarks
Im Desire C werkelt mit dem MSM7225A (Qualcomm Snapdragon S1) die selbe CPU wie auch im Vorgänger, dem HTC Explorer. Mit 600 MHz befindet man sich aber bereits am unteren Ende der Leistungsspanne. Umso erstaunlicher ist, dass Ice Cream Sandwich und Sense 4.0 flüssig laufen und kaum Verzögerungen verursachen. Anspruchsvolle Anwendungen wie Spiele lässt die CPU allerdings nicht zu, die beiden Rockstar-Titel Max Payne und GTA 3 konnten gar nicht erst gestartet werden.
In den Benchmarks konnte das Desire C auch trotz 512 MB RAM sowie schnellem internen Speicher den Flaschenhals CPU nicht überwinden und ist das derzeit mit Abstand langsamste Ice-Cream-Sandwich-Smartphone. Die Ergebnisse befinden sich in etwa auf dem Niveau des bereits zwei Jahre alten Samsung Galaxy S. Bei 3D-Anwendungen stößt die verbaute Adreno 200 GPU allerdings schnell an ihre Grenzen und drückt die Ergebnisse daher etwas.
Das ist auch der Grund für die optisch etwas reduzierte Sense-Oberfläche. Wie beim One V hat HTC die 3D-Effekte gestrichen, das Wetter-Widget ist nicht mehr animiert und der schicke 3D-Taskmanager wurde durch den Google-eigenen ersetzt. Dennoch ist die Oberfläche nach wie vor sehr hübsch und funktional und ist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den Vorgängerversionen von Sense. Wer jedoch glaubt, dass die niedrige Taktfrequenz dem Smartphone eine längere Akkulaufzeit beschert, der irrt. Der tauschbare 1.230 mAh Lithium-Ionen-Akku ist bereits nach etwas mehr als einem Tag durchschnittlicher Nutzung erschöpft.
Kamera
Im Desire C kommt eine 5-Megapixel-Kamera zum Einsatz, die auch zum Aufnehmen von Videos in VGA-Qualität eingesetzt werden kann. Die Qualität der Bilder ist durchschnittlich und reicht für gelegentliche Schnappschüsse. Ein LED-Blitz ist allerdings nicht vorhanden. Die Aufnahmen können, wie bereits von HTC bekannt, mit verschiedensten vorgefertigten Filtern versehen werden. Die Geschwindigkeit des Autofokus ist aufgrund der schwachen CPU ebenfalls zu gering für schnelle Aufnahmen, von Serienaufnahmen ganz zu schweigen.
Fazit
Magere Performance, schwaches Display - einzig Ice Cream Sandwich rettet das HTC Desire C und bewahrt es vor einem vernichtenden Urteil. HTC wollte offenbar mit dem Desire C eine günstige Alternative für den Smartphone-Einstieg liefern, doch das ist dem taiwanischen Konzern nur bedingt gelungen. Die kompakte Bauweise sowie das hübsche Design werden viele Kunden zu schätzen wissen, doch müssen diese auch über verwaschene Bilder auf dem Display hinwegsehen sowie auf ressourcenhungrige Apps und Spiele verzichten. Für das Desire C spricht aber nach wie vor Android 4.0 alias Ice Cream Sandwich sowie die sehr übersichtliche und trotz begrenzter Ressourcen gut funktionierende Oberfläche Sense 4.0.
Alternativen
Die derzeit beste Alternative in dieser Preisklasse stellt das Sony Xperia U dar, das bereits um knapp 210 Euro erhältlich ist. Das günstige Smartphone bietet umfangreiche Multimediafunktionen, ein gutes Display mit hoher Pixeldichte sowie einen starken Dualcore-Prozessor. Einzig auf Ice Cream Sandwich muss man derzeit noch verzichten, Sony hat allerdings bereits ein Update auf die neue Version angekündigt. Aber auch HTC bietet mit dem One V eine gute Alternative für den Einstieg in den Smartphone-Markt, das sich durch das letzte Softwareupdate deutlich verbessert hat. Für 260 Euro erhält man ein Smartphone mit Unibody-Gehäuse, gutem Super LCD2 Display sowie der aktuellen Android-Version Ice Cream Sandwich.
- HTC One V im Test: Ein geknickter Androide
- Sony Xperia U im Test: Flottes Lego-Smartphone
- HTC One S im Test: Das heimliche Flaggschiff
Modell:
HTC Desire C
Display:
3,5 Zoll TFT-Display - 320 x 480 Pixel
Prozessor:
600 MHz ARM Cortex A5
RAM:
512 MB
Speicher:
4GB intern, microSD-Kartenslot (bis zu 32 GB)
Betriebssystem:
Android 4.0 mit Sense 4.0
Anschlüsse/Extras:
Micro-USB, 3,5mm Klinke, WLAN (b/g/n), Bluetooth 2.1
Kamera:
5MP Rückseite
Videos:
Aufnahme in VGA-Qualität (Rückseite)
Maße:
107.2 x 60.6 x 11.95 mm, 98 Gramm
Preis:
219 Euro UVP
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