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Smartphone

HTC Desire S im Test: Android-Allrounder

Abgesehen vom Incredible S, dessen Vorgänger es nicht zu den heimischen Mobilfunkern schaffte, ist HTCs „S“-Serie ein Update für erfolgreiche, im Vorjahr erschienene Smartphones. Böse Zungen behaupten deshalb, dass angehängte „S“ beim Desire S und Wildfire S steht für „Schön, aber kenn ich schon“. Tatsächlich scheinen die Unterschiede zwischen Desire und Desire S nicht besonders groß zu sein. Beide haben ein 3,7-Zoll-Display, den Aluminium-Look und stellen keine Rekorde auf, was die dünnste Form, den schnellsten Prozessor oder das leichteste Gerät angeht.

Haptik
Das Desire S (489 Euro ohne Vertrag) verschreibt sich nicht dem Schlankheitswahn, wie etwa das LG Optimus Speed oder Samsung Galaxy SII. Es stellt sogar stolz seine Kurven zur Schau. Es ist 11,63mm dick und wiegt 130 Gramm. Die Kanten sind abgerundet und an der Gehäuse-Unterseite steht demonstrativ eine Lippe hervor. Diese ist die Weiterentwicklung des typischen HTC-Knicks, den man vom G1, Hero und Legend kennt. Beim Desire S ist der Knick dezenter ausgefallen. So behält sich das Smartphone eine elegante Linie und hebt sich, wenn auch nur auf dem zweiten Blick, von anderen Android-Handys ab.

Der Knick allein sorgt nicht dafür, dass das Desire S stabil in der Hand liegt. Die Rückseite des Knicks ist gleichzeitig der Deckel, um SIM-Karte, microSD-Karte und Akku einzulegen. Der Deckel besteht aus Plastik mit einer rauen Oberfläche, die im Vergleich zum restlichen Aluminium-Gehäuse griffiger ist. Im Deckel ist auch die 3G-Antenne untergebracht. Auf die Empfangsqualität wirkte sich das nicht negativ im Test aus.

Durch das durchgängige Aluminium-Gehäuse und das recht hohe Gewicht erweckt das Desire S einen wertigen Eindruck, der anhält, solange man nicht näher hinsieht oder es zu fest in die Hand nimmt. Der Plastik-Deckel an der Unterseite hat ein wenig Spiel und knirscht, wenn man das Handy beispielsweise mit Daumen und Mittelfinger anhebt oder etwas fester in der Hand hält. Unschön ist auch der Spalt an der Front zwischen Glas und Aluminium-Unibody-Gehäuse, der besonders stark beim Knick ausgeprägt ist. Die Größe des Spalts reicht aus, dass sich darin Schmutz ansammelt.

Tasten
Wie bei allen neuen HTC-Android-Handys wird auf physische Tasten an der Gehäusefront verzichtet. Auch das optische Trackpad des ersten Desire gibt es nicht mehr. Vermissen wird man es hauptsächlich beim Tippen, da sich damit der Cursor präzise steuern ließ, um etwa Vertipper auszubessern. Und zu diesen kommt es beim Desire S häufiger, da die Onscreen-Tastatur nicht optimal ist. Im vertikalen Modus vertippt man sich öfters mit dem Daumen, als etwa beim iPhone 4. Als kleiner Trost wird ein vergrößerter Cursor mit Lupenfunktion eingeblendet, der das Platzieren des Cursors und das Markieren von Textpassagen erleichtert.

Display
Durch die Display-Größe von 3,7 Zoll können auch zarte Hände alle Ecken des Touchscreens erreichen. Es ist ein Super-LCD-Display mit der Standard-Auflösung 800x480 Pixel. Kontrast, Betrachtungswinkel und Helligkeit ist gut, weist aber die üblichen Schwächen im direkten Sonnenlicht auf. Im Gegensatz zum alten Desire ist beim Desire S der Abstand zwischen Display und Glas geringer, wodurch die Darstellung einen Spur schärfer erscheint.

Software
Das Navigieren durch die Menüs, laden von Apps und deren Benutzung läuft genauso flüssig wie beim Incredible S. Kein Wunder, denn auch das Desire S nutzt den 1GHz Prozessor und 768MB RAM. Auch die Akku-Leistung ist ähnlich. 24 Stunden Laufzeit bei normaler Nutzung sind problemlos möglich.

Wie üblich hat HTC seine eigene Benutzeroberfläche „Sense“ über Android 2.3.3 gelegt. In der geöffneten Status-Leiste werden über den Benachrichtigungen die acht zuletzt genutzten Apps angezeigt. Neu ist, zumindest bei HTC-Handys, der Reiter „Kurzeinstellungen“: Hier können WLAN, Bluetooth, WLAN-Hotspot, GPS und 3G ein- und ausgeschaltet werden. Dadurch kann man sich das Energiesteuerungs-Widget fast sparen – lediglich eine Kurzeinstellung für die Bildschirmhelligkeit fehlt. Da die automatische Regelung des Desire S aber ohnehin meist präzise arbeitet, stört das im alltäglichen Gebrauch nicht weiter.

Das App-Menü gliedert die Icons wahlweise in ein 4x4-Gitter oder eine Liste. In beiden können entweder alle, die häufig verwendeten oder die heruntergeladenen Apps angezeigt und alphabetisch oder nach Datum sortiert werden.

Widgets
Ebenfalls für HTC üblich ist die große Auswahl an vorinstallierten Apps. Viel neues ist allerdings nicht hinzu gekommen. So gibt es jetzt etwa die überdimensionale Uhr nicht nur mit Wetterinformationen, sondern auch mit einer Leiste, die Social Feeds, wie Tweets und Facebook-Status-Updates, zeigt. Ebenfalls vorinstalliert ist der Kobo eBook Reader und HTCs eigener Kartendienst. Praktisch: Die Karte kann für bestimmte Regionen heruntergeladen und offline genutzt werden, etwa wenn man sich im Ausland befindet und kein Datenroaming nützen will.

Auch die Anzahl der Widgets, Szenen und Hintergründe im HTC Hub hat seit dem Incredible S kaum zugenommen. Dafür läuft aber der kostenlose Webservice HTCsense.com, über den das Handy geortet und gesperrt werden kann, mittlerweile einigermaßen stabil.

Kamera
Die 5-Megapixel-Kamera des Desire S genügt für Schnappschüsse, die Bilder erreichen aber nicht die Qualität des Samsung Galaxy SII oder HTC Incredible S. Die Farben sind häufig zu blass und die Bilder wirken, wenn man sie auf dem PC oder Flat-TV ansieht, verwaschen. Videos werden in der HD-Auflösung 720p aufgenommen. Die Front-Kamera hat eine VGA-Auflösung und ist für Videochats gedacht.

Fazit
Das Desire S ist zwar nicht perfekt, aber auch kein Handy, für das man sich schämen müsste. Es ist ein guter Alltags-Begleiter, ermöglicht eine flüssige Nutzung von Android und erfüllt die Ansprüche, die die meisten Kunden an ein Smartphone haben. Technische Höchstleistungen, innovative Software oder ein auffälliges Design kann das Desire S allerdings nicht bieten.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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