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Marktstart

iPad 2 im Test: Der Aufguss nach dem Hype

Das iPad 2 wirkt gegenüber seinem Vorgänger erwachsener und hat den Babyspeck abgelegt. Der Rand ist etwas schmäler, die Kanten sind dezenter gerundet und es ist um fast 80 Gramm leichter. Am meisten abgenommen hat es in der Tiefe. Es misst nur noch 8,8mm – das ist dünner als das iPhone 4 (9,3mm). Zudem wurde die Aluminium-Rückseite abgeflacht. Das sieht nicht nur eleganter aus, sondern verhindert auch, dass das iPad 2, wenn es flach auf einem Tisch liegt, beim Tippen auf der virtuellen Tastatur wackelt.

In der Handhabung macht sich die schlanke Linie positiv bemerkbar. Das iPad 2 hält sich angenehmer, ist aber mit gut 600 Gramm aber noch immer kein Leichtgewicht. Apples Lösung gegen müde Arme ist das „Smart Cover“ (ab 39 Euro). Diese Hülle wird mit Magneten am iPad 2 befestigt und kann in wenigen Sekunden in eine dreieckige Stütze verwandelt werden, die das Tablet in eine angenehme Schreib- oder Filmschau-Position bringt. Die Innenseite der Hülle besteht aus Mikrofaser-Gewebe. Bedeckt man das iPad 2 damit, wird gleichzeitig das Display geputzt. Außerdem geht das iPad 2 automatisch in den Standby-Modus, wenn das Cover geschlossen wird. Wird die Hülle geöffnet, wird das Tablet automatisch aufgeweckt.

Schutzbedürftig
Ein Vorteil des Smart Covers, nämlich die Wahrung der schlanken Linie des iPad 2, ist gleichzeitig auch ein Nachteil: Es wird nur die Front geschützt, Seiten und Rückseite sind unbedeckt. Hat man aber nicht vor, sein iPad 2 regelmäßig fallen zu lassen, sollte das kein Problem sein. Es sei denn, man möchte sein iPad 2 vor noch so kleinen Kratzern schützen, um es nächstes Jahr, mit dem Erscheinen des iPad 3, in einem neuwertigen Zustand verkaufen zu können.

Leistung
Technisch bietet das iPad 2 mehr als Nummer Eins. Das stark spiegelnde 9,7-Zoll-Display ist zwar das gleiche, dafür wurden aber Prozessor und Grafik-Chip aufgerüstet. Dadurch werden Anwendungen schneller geladen und bessere Grafiken bei Spielen ermöglicht – allerdings müssen auch die Spiele-Apps für das iPad 2 angepasst sein. Stocken und Ruckeln gibt es nur noch selten und die virtuelle Tastatur reagiert einen Tick besser als beim ersten iPad. Auch das Laden von Webseiten ist flotter, was aber nicht nur an der Hardware liegt. Mit der aktuellen Betriebssystem-Version iOS 4.3 surft man auch mit dem ersten iPad schneller als bisher. Positiv: Trotz mehr Leistung hält der Akku vom iPad 2 im Dauerbetrieb neun bis zehn Stunden, wie schon beim ersten iPad.

Kameras
Abgesehen von flotteren Chips und mehr Arbeitsspeicher hat das iPad 2 auch zwei Kameras beschert bekommen. Für das Fotografieren sind diese aber nahezu unbrauchbar. Die an der Front nimmt nur in VGA-Auflösung auf und ist für Videochats mit Apples eigenem Programm „Facetime“ gerade noch gut genug. Die Kamera an der Rückseite kann zwar HD-Videos aufnehmen, aber Fotos nur mit 960 x 720 Pixel – das ist weniger, als die Display-Auflösung des iPad 2 (1024x768 Pixel). Zumindest in Sachen Kamera ist die Konkurrenz Apple voraus. Samsung setzt beim "Galaxy Tab 10.1V" etwa auf eine 8-MP-Cam an der Rückseite, beim Motorola "Xoom" sind es 5MP hinten und 2MP vorne.

Die Fotos, die das iPad 2 macht, sind noch dazu grieselig und leicht unscharf. Zum Fotografieren hat man aber ohnehin Digicam oder Handy – die Kamera im iPad 2 wird wohl hauptsächlich für „Augmented Reality“-Apps genutzt werden. Und auch für die vorinstallierte „Photo Booth“-App reichen die Kameras aus. Hier werden ohnehin die Bildern mit verschiedenen Effekten „verschönert“, da fallen Unschärfe, schlechte Belichtung und Bildrauschen nicht mehr auf.

Fazit
Das iPad 2 ist ein gelungenes Update, an dem sich alle Tablets, die dieses Jahr erscheinen werden, wohl oder übel messen müssen. Allerdings gibt es noch immer dieselben Nachteile wie beim ersten iPad. Der Web-Standard „Flash“ wird nicht unterstützt, man muss wieder Apples eigenes USB-Kabel verwenden (kein Micro- oder Mini-USB-Anschluss) und SD-Kartenslot und HDMI-Ausgang gibt es nur per Adapter, der dazugekauft werden muss. Und man ist nach wie vor Apples Gnade ausgeliefert – am iPad 2 können nur Programme installiert werden, die der US-Konzern in seinem App Store zulässt. Und zum Aktivieren, updaten und synchronisieren (Ausnahme sind diverse Cloud-Apps) ist nach wie vor die iTunes-Software vorgeschrieben. Wer damit leben kann und sich ein Tablet anschaffen will, wird mit dem iPad 2 glücklich werden.

Besitzer des ersten iPads sollten sich gut überlegen, ob das Mehr an Geschwindigkeit und Weniger an Gewicht die Mindest-Investition von 479 Euro für ein iPad 2 rechtfertigen. Für Fans weißer Apple-Hardware stellt sich diese Frage natürlich nicht - wenn schon das weiße iPhone 4 noch immer auf sich warten lässt, kann man sich in der Zwischenzeit zumindest mit einem front-weißen iPad 2 trösten.

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Technische Daten

Größe: 241,2x185,7x 8,8mm
Gewicht:

603 Gramm (WLAN)
608 Gramm (3G)
Display:
Touchscreen mit 9,7 Zoll, 1024 x 768 Pixel, Seiten-Verhältnis 4:3
Prozessor:
A5-Dualcore-Prozessor mit 1GHz
RAM:
512MB
Kameras:

Front-Kamera mit 640x480 Pixel
Rück-Kamera mit 960x720 Pixel für Fotos und 1280×720 Pixel für HD-Videos
Anschlüsse:

Apple Dock-Anschluss, 3,5mm-Kopfhörer-Anschluss, Fach für Micro-SIM-Karte bei 3G-Modell
Verbindung
:
WLAN (802.11 a/b/g/n), Bluetooth 2.1, HSDPA bei 3G-Modell
Extras:
Beschleunigungssensor, Bewegungssensor, Umgebungslichtsensor, Mikrofon, Lautsprecher, digitaler Kompass, A-GPS bei 3G-Modell
Preis:

WLAN-Modelle:
479 Euro (16GB)
579 Euro (32GB)
679 Euro (64GB)
3G-Modelle:
599 Euro (16GB)
699 Euro (32GB)
799 Euro (64GB)

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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