© Screenshot

Gaming

Kontrolliertes Chaos: SimCity im Test

Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, seine eigene Stadt nach eigenen Vorstellungen zu entwerfen? Im neuen SimCity kann man sich diesen Traum erfüllen und zum digitalen Bürgermeister werden. Im Vergleich zu den Vorgängern hat sich viel getan: Nicht nur die Grafik wurde grundlegend überarbeitet, auch der Simulationsablauf wurde komplett überarbeitet und mit "Glass Box" eine neue Engine entworfen, die für nachvollziehbare Geschehnisse sorgen soll.

Neu ist außerdem, dass das Spiel vermehrt auf den sozialen Aspekt setzt. Der Spieler kann (und muss teilweise) mit anderen zusammenarbeiten, die ebenfalls eine Stadt im jeweiligen Gebiet für sich beansprucht haben. So kann man Rohstoffe austauschen, Großprojekte planen, oder seinen Nachbarn mit Feuerwehr- oder Polizeieinheiten aushelfen.

Der Start
Bevor man das Spiel auf einem neuen Gelände beginnt, muss man zuerst einen Server wählen. Offline ist SimCity nicht spielbar. Als offizieller Grund wurde beim Start angegeben, dass die Server den Simulationsablauf teilweise berechnen. Mittlerweile hat EA beziehungsweise Maxis jedoch zugegeben, dass das nicht der Fall ist. Demnach passte es nicht in die "Vision" der Spielemacher, einsam an seiner Stadt zu bauen, der soziale Aspekt sollte in den Vordergrund gerückt werden.

Die eigene Stadt ist auf dem Server gespeichert, auf dem man sie gestartet hat. Es ist also ratsam, sich zu merken, wo man welches Gelände angelegt hat. Hat man sich für einen Server entschieden, kann man das Spiel starten.

Will man eine neue Stadt gründen, muss man sich zuerst für ein Gelände entscheiden. Ein Gelände hat Platz für eine bestimmte Anzahl von Städten und Großprojekten (etwa ein Flughafen), die die Bürgermeister eines Geländes gemeinsam realisieren können.

Man kann entweder einem bestehenden öffentlichen Gelände beitreten, oder ein eigenes gründen, zu dem man nach Wunsch auch seine Freunde einladen kann. Innerhalb des Geländes kann man sich ein Stadtgebiet aussuchen. Jedes Gebiet hat unterschiedliche Eigenschaften. Dazu zählen etwa Bodenschätze oder unterschiedliche Verkehrsanbindungen. Ein direkter Zugang zum Meer ermöglicht es etwa, Güter auch via Schiff abzutransportieren oder auch Touristen in die eigene Stadt zu bringen. Ähnlich verhält es sich mit Schienen.

Die erste Straße
Jedes Stadtgebiet hat einen Anschluss zur Autobahn, an der das Straßennetz im Ort andockt. Straßen sind die Lebensadern einer jeder Stadt. Nicht nur Fußgänger und Kraftfahrzeuge bewegen sich darüber, über sie wird gleichzeitig Strom sowie Wasser und Abwasser transportiert.

Als Städtebauer kann man zwischen zwei Klassen von Straßen wählen, ein- und mehrspurige. Die Unterkategorien entscheiden jeweils, wie dicht die angrenzenden Gebäude gebaut werden. Wolkenkratzer sind demnach nur auf Straßen mit "hoher Dichte" möglich.

Die Straßen können im Spielverlauf auch "weiterentwickelt" werden, allerdings nur innerhalb der jeweiligen Klasse. Aus einer einspurigen Straße kann man also keine zweispurige machen, man muss sie komplett wegreißen und neu errichten.

Gebietszuweisungen und Gebäude
Hat man seine ersten Straßen gebaut, kann man Baugebiete zuweisen. Der Spieler kann zwischen Wohn-, Gewerbe- und Industriegebieten entscheiden. Die Nachfrage nach dem jeweilgen Gebiet wird in einer Balkengrafik neben der Einwohnerzahl angezeigt. Wohn- und Gewerbegebiet werden zusätzlich über die Grundstückspreise voneinander unterschieden. Der Spieler kann die Preise der Grundstücke durch Parks und Sportanlagen beeinflussen. Beim Bauen sollte man aber aufpassen: Diese Einrichtungen verursachen laufende Kosten und können darum relativ schnell für leere Stadtkassen sorgen.

Zu Beginn des Spiels muss man außerdem für Strom und Wasserversorgung sorgen. Wie schon bei früheren SimCity-Versionen kann man zwischen sauberen oder schmutzigen Energiequellen wählen, die Auswirkungen auf den Spielverlauf haben. Auch um Polizei, Feuerwehr und Gesundheit muss man sich kümmern. Im Vergleich zu den Vorgängerversionen ist neu, dass die Gebäude auch erweitert werden können. Bei Polizeistationen kann man so etwa zusätzliche Gefängniszellen bauen, um die Kapazität zu erweitern.

Finanzen und Spezialisierungen
Die Haupteinnahmequelle für SimCity sind Steuern. Jene kommen von Wohn-, Gewerbe- und Industriegebäuden, die im jeweils zugewiesen Gebiet stehen. Die addierten Einnahmen aus Steuern stehen immer den laufenden Kosten für Polizei, Feuerwehr, Gesundheit und Energieversorgung gegenüber. Spieler sollten hier immer auf eine grüne Bilanz achten, da die Stadt sonst bald bankrott ist.

Zusätzliche Einnahmequellen können Spezialisierungen sein. Sind in der Stadt etwa Bodenschätze vorhanden, können Bergwerke oder Bohrtürme errichtet werden, um diese abzubauen. Alternativ kann man auch auf Tourismus setzen und durch Casinos, einem Messegelände oder einem Sportstadion Menschen in die Stadt locken. Dabei können auch Events organisiert werden, die zwar Geld kosten, aber auch Geld bringen. So kann im Messezentrum eine Sportveranstaltung oder ein Rock-Konzert stattfinden, interessanterweise aber keine Messe.

Soziales
Verbringt man einige Stunden beim Aufbau der Stadt, wird man schnell bemerken, dass es eng wird. So kommt man schließlich in die Situation, dass genügend Geld zum Bauen vorhanden ist, jedoch schlichtweg der Platz fehlt. Auch die Nachfrage nach Wohn-, Gewerbe- oder Industriegebieten übersteigt schnell das, was am Gelände vorhanden ist. Aus diesem Grund ist es ratsam, mit den anderen Städten in der Region zusammenzuarbeiten und Aufgaben aufzuteilen. So können die Bewohner der eigenen Stadt unter Voraussetzung einer Straßen-, Zugs- oder Schiffsverbindung in einen Nachbarort fahren, um dort einzukaufen, zu arbeiten oder zu studieren.

Die Grenzen der Glass-Box-Engine
Besonders stolz ist man bei Maxis auf die neu entwickelte Glass-Box-Engine, die für den Simulationsablauf verantwortlich ist. Grundprinzip sind sogenannte Agenten, die sich in der Stadt bewegen. Ein Agent kann Strom oder Wasser, oder aber auch ein Einwohner sein. Die Bewegungen dieser Agenten können vom Spieler live mitverfolgt werden. So kann man etwa beobachten, wie sich in den Hauptverkehrszeiten Staus bilden.

In der Praxis funktioniert das Glass-Box-System in der Aufbauphase einer Stadt sehr eindrucksvoll und es macht Spaß, den einzelnen Sims im Alltag zuzusehen. Wächst die Stadt aber auf eine Einwohnerzahl von 100.000 - 150.000, stößt die Engine sehr schnell an ihre Grenzen. Die Auswirkungen sind etwa ein schier unendliches Verkehrchaos, obwohl eigentlich ein ausreichend großes Straßennetz vorhanden ist.

Der Grund dafür liegt ebenfalls in der Engine. Einem Eintrag im SimCity-Forum zufolge verhalten sich die Einwohner nicht ganz so intelligent, wie man meinen möchte. Demnach haben die Sim-Agenten etwa keinen fixen Arbeits- oder Wohnplatz in der Stadt. Verlassen sie morgens ihr Haus, gehen sie einfach zum ersten freien Arbeitsplatz. Nach der Arbeit verlassen sie die Arbeit wieder und gehen in die erste freie Wohnung. Genauso verhält es sich mit Schulen und Touristen sowie Einsatzkräften in der Stadt. Egal wie viele Feuerwehreinheiten man hat, es drängen sich alle um das gleiche Feuer, bis es gelöscht ist. Anschließend begeben sie sich zum nächsten Brandherd. Die Folge davon ist Chaos auf den Straßen und unsinnige Aufteilung der vorhandenen Ressourcen.

Maxis hat bereits einen Patch versprochen, in dem zumindest ein Teil der Problematik verbessert werden soll.

Fazit
Trotz einiger Server-Schwierigkeiten, kleinem Stadtgebiet und Probleme bei höherer Einwohnerzahl macht SimCity Spaß und ist fesselnd. Seiner Stadt und der Bevölkerung beim Wachsen zuzusehen motiviert und spätenstens wenn der erste Wolkenkratzer gebaut wird, kann man auf das Ergebnis seiner Entscheidungen stolz sein.

Hat man genug vom Stolz, kann man seine Stadt außerdem mit den guten, alten Katastrophen auch wieder dem Erdboden gleich machen. Zur Auswahl steht diesmal neben den bekannten Erdbeben oder Kometen unter anderem eine feuerspeiende Riesen-Echse.

Schade ist, dass die Motivation und Begeisterung beim Anwachsen der Städte relativ leicht in Frust umschlägt. Etwa dann, wenn sich ein Verkehrschaos mit Polizeiwägen entwickelt, das sich partout nicht auflösen will und man gezwungen ist, die Straße oder die Polizeistation temporär niederzureißen. Auch die Strom- und Wasserversorgung sorgen für Ärger, da es beim Errichten eines Kraftwerkes oft unnötig lang dauert, bis der Strom auch im letzten Winkel der Stadt angekommen ist. Grund dafür ist wieder die Glassbox-Engine, aufgrund derer die Strom-Agenten teilweise unsinnige Wege durch das Straßennetz wählen, bis sie dort angekommen sind, wo sie benötigt werden. In seiner jetzigen Form ist die Glass-Box-Engine zwar gut gedacht, in der Ausführung jedoch mangelhaft.

Download Content
Etwas fragwürdig ist auch EAs Preispolitik. Bereits zum Start wurden drei Städte-Pakate veröffentlicht, die gegen jeweils zehn Euro Zugriff auf verschiedene zusätzliche Bauten bieten. Wer das Spiel aktuell mit allen verfügbaren Zusatzpaketen kauft, muss auf die "Digital Deluxe"-Version zurückggreifen, die mit 80 Euro auf die Brieftasche schlägt. Es ist außerdem davon auszugehen, dass es EA nicht bei den drei kostenpflichtigen Zusatzpaketen belassen wird und sukzessiv mehr Bezahlinhalte veröffentlichen wird, wie es schon bei der äußerst erfolgreichen Reihe The Sims Praxis ist.

 

Gewinnspiel
Wer Lust auf SimCity bekommen hat, für den verlost die futurezone ein Exemplar des Spiels samt Mauspad und Tasse sowie Headset und Maus vom Gaming-Zubehör-Spezialisten Speedlink. Wer teilnehmen möchte, muss lediglich ein E-Mail mit dem Betreff "SimCity Gewinnspiel" an redaktion@futurezone.at senden und folgende Frage beantworten:

In welchem Jahr ist das erste SimCity erschienen?

Einsendeschluss ist Freitag, der 22. März 2013.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

mehr lesen
Thomas Prenner

Kommentare