LG WineSmart im Test: Große Klappe aber wenig Leistung
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Das LG WineSmart ist ein klassisches Klapphandy, auf dem Android 5.1.1 läuft. Es verfügt über einen Touchscreen, Funktionstasten, Steuerkreuz und die herkömmlichen Zifferntasten. Durch die extragroßen Icons und die Eingabemöglichkeit über Tasten wird schnell klar, dass wohl eher ältere Menschen die Zielgruppe dieses Smartphones darstellen. Die futurezone hat sich das WineSmart näher angesehen.
Äußeres
Von außen deutet nichts darauf hin, dass es sich beim LG WineSmart um ein Smartphone handelt. Zugeklappt schaut es aus wie ein etwas größer geratenes, herkömmliches Featurephone aus den frühen 2000er Jahren.
Das Gehäuse besteht aus Plastik, dessen Material ein Lederimitat darstellt. Fasst man es an, entsteht das Gefühl ein robustes Handy in der Hand zu halten. Der Klappmechanismus funktioniert einwandfrei und macht den Eindruck, als würde er nicht allzu schnell ausleiern.
Klappt man es auf, wird auch nicht auf den ersten Blick klar, dass das WineSmart unter Android 5.1 läuft. Erst bei genauerem Betrachten beziehungsweise nachdem man mit dem Touchscreen Bekanntschaft gemacht hat, zeigt sich das "Smarte" an dem Handy. Der Tastenblock verfügt neben den Funktionstasten über ein Steuerkreuz und die herkömmlichen Zifferntasten.
Der 3,5-mm-Klinkenanschluss befindet sich seitlich. Das ist recht unpraktisch, wenn der Kopfhörer angeschlossen und das Handy in einer Hosentasche eingesteckt ist. Auf der Unterseite ist der micro-USB-2.0-Anschluss angebracht. Im zugeklappten Modus informiert ein kleines LED-Lämpchen im klassischen Android-Stil über Benachrichtigungen.
Die rückseitige Abdeckung kann abgenommen werden. Darunter ist der austauschbare Akku versteckt. Will man die SIM-Karte einlegen, muss der Akku entnommen werden. Der Slot für die microSD-Karte befindet sich ebenso hinter der Abdeckung.
Hardware
Im Inneren des LG WineSmart werkt ein Quad-Core-Prozessor mit einer Taktung von 1,1 GHz. Mehr ist in Sachen Prozessor nicht in Erfahrung zu bringen. Der Arbeitsspeicher beträgt 1 GB. Der interne Speicher von 4 GB kann mithilfe einer microSD-Card auf bis zu 32 GB erweitert werden. Das ist auch dringend notwendig, da bereits 2,3 GB vom Betriebssystem benötigt werden.
Die technische Ausstattung ist am unteren Ende des Leistungsspektrums angesiedelt und dementsprechend behäbig sind auch ressourcenintensivere Anwendungen. Selbst beim Deinstallieren von Apps oder dem schnellen Wechseln zwischen zwei Anwendungen können kürzere Verzögerungen auftreten.
Bedienung
Das Klapphandy kann per Touchscreen sowie per haptischer Tastatur samt Steuerkreuz und Funktionstasten bedient werden. Per Touchscreen ist das WineSmart ganz gewöhnlich, wie jedes andere Smartphone auch zu bedienen. Im vereinfachten Bedienmodus, der von LG empfohlen wird und auch voreingestellt ist, werden am Homescreen lediglich drei mal drei App-Icons angezeigt. Eine Seite des Homescreens widmet sich dabei den Kontakt-Favoriten, die per Schnellwahl-Icon mit einem Tipper angerufen werden können. In dem Modus ist das Einstellungs-Menü auch stark vereinfacht und auf die Basis-Einstellungen reduziert.
Alternativ zum vereinfachten Modus können auch drei mal vier Apps, plus die Favoriten-Apps am unteren Bildschirmrand angezeigt werden. Das Pull-Down-Menü bleibt in beiden Modi gleich und wurde gegenüber anderen LG-Phones nicht an die Bedürfnisse des Klapphandy angepasst: Es werden wie gewohnt die Benachrichtigungen und Schnellmenü-Icons angezeigt.
Trotz vergrößerter Darstellung auf dem Screen ist das Hinzufügen von Widgets möglich. Aufgrund des kleinen Bildschirms wird bei manchen Widgets die Schriftgröße allerdings derart verkleinert, dass sie kaum noch lesbar ist.
Das Tastenfeld
On-Screen-Tasten gibt es beim LG WineSmart nicht. Die Home-, Zurück- und Multitasking-Taste sind haptische Tasten, die unterhalb des Bildschirms am Tastenblock zu finden sind.
Gleich daneben gibt es Funktionstasten für die Kamera, das SMS-Programm und die Kontakte-App. Eine weitere Funktionstaste kann mit einer beliebigen Anwendung belegt werden. Zentral angebracht ist das Fünf-Wege-Steuerkreuz. Neben der Anrufen- und Auflegen-Taste, die auch gleichzeitig die Power-Taste ist, gibt es noch eine Löschen-Taste. Der Volume-Kipp-Schalter befindet sich seitlich am Rand des Handys.
In der Praxis wird schnell klar, dass Android nicht für die Bedienung mittels Tastenfeld ausgelegt ist. Beim Start der meisten Apps wird dafür ein entsprechender Hinweis angezeigt, dass man für die Bedienung der App den Touchscreen verwenden soll.
Die zentralen Apps, wie Kalender, Browser, Mail- und SMS-Programm sowie Galerie und Musik-App werden von LG mitgeliefert und lassen sich praktisch vollständig mit dem Steuerkreuz bedienen.
So wie die Texteingabe am Touchscreen viele Feature-Phone-User zum Schwitzen bringt, geraten langjährige Smartphone-User bei der Texteingabe per herkömmlicher Zifferntasten ins Wanken. Beim WineSmart steht die Eingabe per Tasten im Vordergrund. Zwar ist es auch möglich, die vollwertige Android-Touchscreen-Tastatur zu verwenden, allerdings wird diese derart stark verkleinert dargestellt, sodass eine effiziente Bedienung kaum gelingt.
Display
Der 3,2-Zoll-Touchscreen löst mit 320 mal 480 Bildpunkten auf und kommt damit auf eine Pixeldichte von gerade Mal 180ppi. Leider kann der Bildschirm nicht wirklich überzeugen. Denn die Farben wirken blass, die Helligkeit reicht gerade dafür aus, um bei Sonneneinstrahlung noch das Notwendigste erkennen zu können und die Betrachtungswinkel sind stark begrenzt.
Kamera
Die Hauptkamera ist auf der Rückseite des Tastenblocks angebracht. Sie kann Fotos mit einer maximalen Auflösung von 3,15 Megapixeln aufnehmen. Die Selfiekamera befindet sich oberhalb des Bildschirms und kommt über eine VGA-Auflösung nicht hinaus.
Die Qualität der Bilder können absolut nicht überzeugen. Dafür ist die Kamera des LG WineSmart einfach zu schwach. Ebenso schlecht ist die Qualität der Videos.
Betriebssystem
Das LG WineSmart wird mit einer für den kleinen Bildschirm adaptierten Version von Android 5.1.1 ausgeliefert. Auch die Android-Anpassungen von LGs hauseigener Benutzeroberfläche sind nicht zu übersehen. Zielgruppengerecht ist Default-mäßig der vereinfachte Bedienmodus eingestellt.
Akku
Die Kapazität des austauschbaren Akkus beträgt lediglich 1700 mAh. Bei intensivem Gebrauch hält das Klapphandy kaum einen Tag durch, muss am Abend, spätestens aber am nächsten Morgen an die Steckdose. Bei mäßig bis wenig Einsatz kommt das WineSmart ohne Aufladen über zwei Tage. Wird es hauptsächlich zum Telefonieren genutzt und die Datenverbindung kaum beansprucht, hält das LG-Handy ohne weiteres mehrere Tage durch.
Sonstiges
Das LG WineSmart ist LTE- und Bluetooth-4.1-fähig sowie mit WLAN-Verbindungen der Standards 802.11 b/g/n kompatibel. Der Empfang von FM-Radio ist möglich, NFC ist nicht integriert. Die Stromzufuhr sowie die kabelgebundene Datenverbindung passiert über microUSB 2.0.
An der Gesprächsqualität gibt es beim WineSmart nichts auszusetzen. Da durch die Bauform das Mikrofon näher beim Mund ist, ergibt sich gegenüber klassischer Smartphones sogar ein kleiner Vorteil in Sachen Gesprächsqualität.
Für ältere, pflegebedürftige Menschen hat LG die App "Safety Care" vorinstalliert. Damit kann in bestimmten Situationen automatisch eine Nachricht an einen Notfallkontakt gesendet werden, etwa wenn der Akku zu Ende geht, der WineSmart-Nutzer ein vordefiniertes Gebiet verlässt oder das Handy eine bestimmte Zeitdauer nicht in Gebrauch ist.
Fazit
Für versierte Smartphone-User wird das LG WineSmart kaum Gründe für einen Kauf des 200-Euro-teuren Klapp-Smartphone liefern. Für diejenigen, die derzeit ein Featurephone nutzen und auf ein Smartphone umsteigen möchten, dabei aber nicht auf zentrale Bedienmöglichkeiten verzichten wollen, stellt das LG WineSmart ein willkommene Alternative dar.
Die Hardware in Punkto Kamera und Leistung lässt zwar zu wünschen übrig, für den alltäglichen Einsatz - Telefon, Mail, Messaging und ein wenig Webbrowsing - reicht die Ausstattung allemal. Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten, dass es für dasselbe Geld vollwertige Smartphones mit deutlich besserer Hardwareausstattung gibt.
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