Nokia Lumia 1520
Nokia Lumia 1520
© Gregor Gruber

Lumia 1520 im Test: Willkommen zurück an der Spitze

Lumia 1520 im Test: Willkommen zurück an der Spitze

Mit der Lumia-Serie hat sich Nokia langsam aber stetig zurück in den Smartphone-Markt gekämpft. Ein Rundum-glücklich-Handy-Paket war aber noch nicht dabei. Entweder waren die Geräte aufgrund des markanten Unibody-Designs zu schwer und zu dick oder die strengen Hardware-Richtlinien von Microsoft für Windows Phone verhinderten, dass ein Lumia mit aktuellen Android-Smartphones und iPhones mithalten könnte.

Mit dem Lumia 1020 und seiner ausgezeichneten 40-Megapixel-Kamera wurde die Microsoftsche Hardware-Barriere zumindest schon mal angeknackst – mit dem 1520 gelingt nun der Durchbruch. Es ist nicht nur das erste Phablet mit Windows Phone, sondern auch das erste mit FullHD-Display, einem Snapdragon 800 Quad-Core-Prozessor.

Design

Das Lumia 1520 ist noch dazu das erste Smartphone der Lumia-Reihe, bei dem das markante Design nicht störend wirkt. Es ist ein Phablet mit 6 Zoll Display – da rechnet man mit einem etwas höheren Gewicht und größeren Maßen.

Trotz der imposanten Dimensionen schenkt Nokia beim 1520 kaum Platz her. Der Plastik-Unibody ist an den Seiten dünner als bei den anderen Lumias und unter den Softtouch-Tasten ist jetzt deutlich weniger ungenutzter Platz. Ein kleiner Schönheitsfehler ist der Rand zwischen Glas und Plastik-Unibody. Da dieser aber nahezu perfekt integriert ist und nicht über Glas oder Rahmen hinausragt, fällt er weder haptisch noch optisch störend auf.

Nokia Lumia 1520

Groß gewachsen

Durch die gute Ausnutzung des Platzes und die färbige Umrandung wirkt das 1520 kleiner als es tatsächlich ist. Mit 209 Gramm ist zwar noch immer ordentlich schwer, bedenkt man aber, dass das Lumia 1020 mit 4,5 Zoll Display 158 Gramm wog, ist das Gewicht angemessen. Dasselbe gilt für die Dicke: Mit der Schiebelehre gemessenen 9,1 mm (Nokia gibt als Durchschnittswert 8,7 mm an) ist die Dicke für ein Phablet in Ordnung – das kleinere 1020 ist laut Hersteller-Angaben durchschnittlich 10,4 mm dick.

Die abgerundeten Ränder lassen das 1520 angenehm in der Hand liegen. Nur die Ecken des Unibodys hätten ruhig noch etwas runder sein können. Durch das hohe Gewicht und die etwas angespanntere Handhaltung – schließlich muss man die Finger schon strecken, um das gesamte Smartphone zu umfassen – drücken die Ecken ein wenig unangenehm in die Handflächen. Bei längeren Telefonaten sorgt das hohe Gewicht für wenig Komfort.

Die Hardware-Tasten an der rechten Seite wurden gut positioniert und sind ohne Umgreifen zu erreichen. Die einhändige Bedienung ist aber dennoch nicht gänzlich möglich. Aufgrund des großen Displays fällt es ohne Umgreifen schwer mit dem Daumen die gegenüberliegende Display-Seite zu erreichen.

Display

Mit dem 1520 ist es nun endlich soweit: Windows Phone kommt ins FullHD-Zeitalter. Dieses Upgrade für das Smartphone-Betriebssystem von Microsoft war längst überfällig: dem Kamera-Smartphone Lumia 1020 hätte es gut getan.

Erwartungsgemäß kann die Darstellung überzeugen. Die Kästchen-Optik profitiert von der höheren Auflösung, ebenso wie das Betrachten von Texten, Websites, Fotos und Videos. Das 1520 hat eines der besten, wenn nicht das beste, Displays unter allen Phablets.

Abgesehen von der sehr guten Schärfe kann auch die Farbdarstellung überzeugen. Weiß ist weißer als bei AMOLED-Displays und die Farben sind trotzdem kräftig. Nur Schwarz ist weniger intensiv als bei AMOLED-Displays. Wie schon beim 1020 kann in den Farbprofilen Sättigung und Farbtemperatur individuell angepasst werden.

Der automatische Outdoor-Modus sorgt auch bei direktem Sonnenlicht für eine gute Ablesbarkeit und die Betrachtungswinkel sind ebenfalls sehr gut. Allerdings muss man aufpassen nicht paranoide zu werden. Die satten Farben, hohen Betrachtungswinkel und die Größe des Displays laden Fahrgäste in Bus und Bahn geradezu ein, einen Blick auf das Smartphone zu werfen.

Nokia Lumia 1520

Software

Die höhere Auflösung hat einen weiteren Vorteil. Zusammen mit der 6-Zoll-Display-Diagonale sind jetzt zwei Reihen mehr am Homescreen verfügbar. Wenn man die kleinsten App-Icons verwendet, ist ein Raster von 6 x 10 möglich und damit bis zu 60 Icons und Shortcuts am Startbildschirm.

Zu Beginn kann das störend sein, weil die hohe Anzahl an Kästchen in verschiedenen Größen chaotisch wirkt. Das gibt sich aber schnell, da man mit den Icon-Größen und der Positionierung ohnehin den Homescreen den eigenen Bedürfnissen anpassen kann.

Abgesehen vom Homescreen wurde das Interface nicht wesentlich verändert. Im Karussell, das die kürzlich geöffneten Apps anzeigt, ist immer noch nur eine App ganz sichtbar. Die ohnehin schon gute Windows-Phone-Onscreen-Tastatur ist durch das größere Display noch komfortabler zu verwenden, speziell bei Thumbing.

Ein doppeltes Antippen weckt das 1520 auf und zeigt den Lockscreen an. Im Lockscreen können das Wetter oder die Uhrzeit samt Benachrichtigungen angezeigt werden. Statt dem traditionell schwarzem Standby-Bildschirm können die Uhrzeit und Benachrichtigungen permanent angezeigt werden. Es ist auch möglich diese anzuzeigen, wenn man die Hand kurz über das Smartphone hält, wie es auch schon bei Samsungs S4 und Note 3 möglich ist.

Ausstattung und Leistung

Das 1520 ist das erste Windows Phone mit einem Snapdragon 800 Quad-Core-Prozessor. Alles läuft flüssig und schnell, es ist aber kein deutlicher Unterschied zum bisherigen Lumia-Spitzenmodell, dem 1020 zu erkennen. Da Microsoft strenge Hardware-Limits für Windows Phone hatte, war es bisher nicht nötig, Windows Phone Apps für schnellere Prozessoren und mehr RAM zu optimieren. Im direkten Vergleich zwischen 1020 und 1520 laden einige Apps etwas schneller, wie die Nokia Camera. Bei Spielen wird das Smartphone auffällig schnell warm an der Vorder- und Rückseite der oberen Hälfte, aber nicht unangenehm heiß.

Da weder MicroSD- noch Nano-SIM-Slot beschriftet sind, weist beim Auspacken des Geräts ein Markerl an der halb-geöffneten SIM-Lade auf dessen Bedeutung hin

Das 1520 hat einen MicroSD-Slot, der gleich neben dem ebenfalls nicht beschrifteten Nano-SIM-Slot ist. Damit Kunden nicht versehentlich ihre bisherige Micro-SIM-Karte versuchen in den SD-Slot zu stecken, weil diese ja nicht in den unbeschrifteten Nano-SIM-Slot passt, weist beim Auspacken des Smartphones eine Bildnotiz in der halbgeöffneten SIM-Lade auf dessen Bedeutung hin.

Der Akku ist mit 3.400 mAh großzügig bemessen, sorgt aber für keine überragenden Akkulaufzeiten. Der Prozessor und das Display verbrauchen viel Energie. Bei häufiger bis normaler Nutzung sind ein bis 1,5 Tage Laufzeit möglich.

Nokia Lumia 1520

Kamera

Wie auch das 1020 setzt das 1520 auf die PureView-Technologie. Dabei wird gleichzeitig ein 5 Megapixel und ein 19 Megapixel Foto (auf Wunsch auch im DNG-Format) gemacht. Wenn man nicht den verlustfreien 2-fach Digitalzoom nutzt, wird für das 5 Megapixel-Foto Oversampling angewendet. Dabei wird die Bildinformation mehrere Pixel zu einem Pixel kombiniert, was die Fotoqualität verbessern soll.

Das resultiert in besonders scharfen 5-Megapixel-Fotos, bei denen die Farben kräftig sind und die Bilddetails stimmen. Die Aufnahmen sind nicht so beeindruckend wie mit der 40-Megapixel-Kamera des 1020, das eine lichtstärkere Linse und einen größeren Sensor hat. Das merkt man vor allem bei Nachtaufnahmen und Fotos bei schlechten Lichtsituationen. Dennoch macht das 1520 immer noch bessere Fotos als die meisten anderen Smartphones.

Auch Videos sehen sehr gut aus, speziell der Ton wird besser aufgenommen, als bei vielen anderen Geräten. Hier wirkt sich auch der optische Bildstabilisator positiv aus.

Kamera Apps

Wie schon beim 1020 gibt es nicht nur eine eigene Zwei-Wege-Auslöse-Taste, sondern auch die ausgezeichnete Nokia Camera App. Was wieder fehlt ist ein integrierter HDR- und Panorama-Modus. Zumindest zweiteren kann man im Store herunterladen.

Dort findet sich jetzt auch die Nokia Refocus App. Ähnlich wie bei der Lichtfeldkamera Lytro kann man erst das Foto machen und nachher den Fokuspunkt auswählen. Das ist eine nette Spielerei, da die Aufnahme und Verarbeitung aber eine Zeit lang dauert, ist es nicht für Schnappschüsse und als Ersatz für die normale Kamera-App geeignet.

Creative Studio erlaubt die Nachbearbeitung von Fotos mit Effekten, Glam Me bietet Verschönerungsfilter für Gesichter. Die am Smartphone vorinstallierte Nokia Storyteller App ist eine alternative Galerie, die die Fotos sortiert nach Zeit oder Aufnahmeort zeigt.

Eine Galerie, in der die Fotos in der vollen Auflösung durchgescrollt werden können, gibt es noch immer nicht. Um das 19-MP-Bild zu sehen, wählt man in der Fotos App das 5 MP Bild an und dort „Öffnen in Nokia Camera“. Hier kann man das ganze Foto ansehen und es zuschneiden.

Nokia Lumia 1520

Fazit

Das Lumia 1520 ist endlich ein Windows Phone, das nicht nur mit der Konkurrenz mithalten, sondern diese auch in ein paar Punkten übertrumpfen kann. Anscheinend hat es erst eine Firmenübernahme und eine Liberalisierung des mobilen Betriebssystems durch Microsoft gebraucht, damit Nokia den Sprung zurück zu den Spitzen-Smartphone-Herstellern schafft.

Zwar war auch schon das 1020 ein gutes Smartphone, durch seine Technologie aber eher ein Nischenprodukt, das noch dazu in einigen Punkten schlechter als ältere Android-Spitzenmodelle ausgestattet war.

Wenn man mit einem Phablet liebäugelt und nicht allzu sehr im Android-Ökosystem gebunden ist, ist das 1520 eine echte Alternative, das aufgrund seines hübschen Designs, der Kamera und dem ausgezeichneten Display auch Geräte wie das Samsung Galaxy Note 3, HTC One Max und LG G Pro übertrumpfen kann.

Technische Daten

Modell: Nokia Lumia 1520Display: 6 Zoll IPS LCD - 1.920 x 1.080 Pixel (368 ppi)Prozessor:Quad-Core 2,2 GHz Qualcomm Snapdragon 800RAM: 2 GBSpeicher: 32 GB internBetriebssystem: Windows Phone 8Anschlüsse/Extras: Micro-USB, MicroSD, 3,5mm Klinke, WLAN (a/b/g/n), Bluetooth 4.0, NFCAkku: 3.400 mAhKamera: 20 Megapixel (Hauptkamera), 1.280 x 960 (Frontkamera)Videos: Aufnahme in 1080pMaße: 162,8 x 85,4 x 8,7 mm, 209 GrammPreis: 749 Euro (UVP), in den Farben Weiß, Schwarz, GelbLink:Technische Daten auf der Website des Herstellers

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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