Nespresso Expert
Nespresso Expert
© Gregor Gruber

Nespresso Expert im Test: Ein Verlängerter aus der Kapsel

Nespresso Expert im Test: Ein Verlängerter aus der Kapsel

Kapsel rein, eine von drei Tassengrößen wählen, fertig. Während es manche mögen sich nicht wie bei Vollautomaten oder Siebträgern mit Feineinstellungen herumzuschlagen, hätten andere gerne mehr Optionen, wenn es um die Zubereitung von Kapsel-Kaffee geht. Qbo hat hier vorgelegt. Per App konnte die Menge von Kaffee, Milch (kalt oder warm) und Milchschaum auf ml genau bestimmt werden. Jetzt zieht der Kapselplatzhirsch Nespresso mit der Nespresso Expert nach.

Groß und ansehnlich

Die Nespresso Expert ist in einer normalen Version (279 Euro) und in einer mit integriertem Milchschäumer (329 Euro) erhältlich. Aufgrund der Vergleichbarkeit mit Qbo wurde zwar die Expert&Milk angefordert, angekommen ist aber die reguläre Version.

Hergestellt wird die Maschine von DeLonghi. Für ein Nespresso-Gerät ist sie ungewöhnlich groß. Gut, dass bei dem Kapsel-Brocken Wert auf Design gelegt wurde, was für einen hochwertigen Look sorgt. Der Auslauf, die zwei Einstellräder und die Kapselschiebeklappe bestehen aus gebürstetem Aluminium. Das Nadelstreif-Muster der unteren Hälfte der Maschine ist aus einem leicht spiegelnden Material, wodurch ein netter Reflexionseffekt entsteht.

Zweirad

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Trotz der zusätzlichen Einstellmöglichkeiten wird das Nespresso-typische „so simpel wie möglich“-Prinzip beibehalten. Abgesehen von den zwei Drehrädern gibt es nur eine Taste, die den Brühvorgang startet. Sogar auf eine Einschalttaste wurde verzichtet. Einfach an einem der Räder drehen um einzuschalten und das Temperaturrad nach links drehen, um auszuschalten. Ein Display gibt es nicht.

Der Kapselauffangbehälter ist gut in der Maschine versteckt und hat einen kleinen Knauf, um ihn herauszuziehen. Er bietet Platz für elf Kapseln. Vorsicht beim Ausleeren: Im Behälter ist relativ viel Flüssigkeit. Dafür geht kaum etwas in die Auffangschale. Der Wassertank fasst 1,1 Liter. Sehr positiv fällt auf, dass dieser kaum tropft, einfach zu entnehmen und wieder anzustecken ist und keine Entlüftung nötig ist.

Um Espresso-Tasten näher zum Auslauf zu bringen, ist ein Tassenständer enthalten. Im Gegensatz zu anderen Maschinen ist dieser nicht auszieh- oder klappbar, sondern lose, was die Gefahr birgt, dass er irgendwann verräumt wird.

Einstellungen

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Der Kaffee kann in vier Größen zubereitet werden: Ristretto (25ml), Espresso (40ml), Lungo (110ml) und Americano. Der Americano ist ein Verlängerter und besteht aus 25ml Kaffee und 125ml Wasser. Zusätzlich können 200ml heißes Wasser heruntergelassen werden. Da der Kaffee- und Wasserauslauf getrennt voneinander sind, hat das heiße Wasser keinen Kaffeebeigeschmack, falls es etwa für Tee verwendet werden soll.

Die Temperatur ist in drei Stufen wählbar. Diese sind vom Hersteller als Warm, Heiß und Sehr Heiß angegeben. Ich habe die Temperatur mit einem Digitalthermometer für Lebensmittel überprüft, mit drei unbenutzten, gleich großen Tassen, Kaffeemenge Espresso und der Kapselsorte Ristretto. Warm lieferte die Maximaltemperatur 72,8 Grad, Heiß 74,8 Grad und Sehr Heiß 74,1 Grad. Eine erneute, spätere Einzelmessung von Sehr Heiß, lieferte sogar nur 72,3 Grad.

Die Unterschiede sind gering und das Heiß wärmer ist als Sehr Heiß, ist nicht optimal. Die gemessene Temperatur in der Tasse ist maximal mögliche Trinktemperatur und nicht die tatsächliche Brühtemperatur. Diese kann aufgrund der Bauweise der Maschine nicht direkt gemessen werden. Eine Tasse Wasser (200ml) ist auf der Stufe Sehr Heiß 78,1 Grad warm, was etwas zu wenig für Teetrinker sein dürfte.

App

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Wie dieNespresso Prodigiokann auch die Expert per App gesteuert werden. Nach Anlaufschwierigkeiten (die Android-App hat den ersten Monat nicht funktioniert, bis sie gepatcht wurde) klappte das Verbinden im Test schneller und einfacher als bei der Prodigio.

Die App ist hilfreich um Status-Meldungen der Maschine zu erfahren. Denn da diese kein Display hat, ist aufgrund der Blink-Signale oft nicht klar, was nicht stimmt. Da es in den meisten Fällen ohnehin nur zu wenig Wasser oder ein voller Kapselbehälter ist, ist die Ursache auch ohne App schnell gefunden.

Die App erleichtert das Einrichten der Expert. Das Auswählen der Wasserhärte und Ändern der Tassengröße ist per Smartphone um einiges bequemer als über die Drehräder der Maschine.

In der App können auch eigene Kaffeerezepte erstellt und gespeichert werden. Dazu ist die Kaffeemenge von 15ml bis 130ml stufenlos einstellbar. Die Wassermenge kann von 0 bis 300ml eingestellt werden und ob zuerst der Kaffee oder das Wasser in die Tasse soll. Wie in der App beschrieben, macht das keinen Unterschied: „Der Kaffee sieht dann zwar anders aus, bleibt jedoch mild, süß und rund.“ Die Temperatur ist, wie an der Maschine, in den Stufen Warm, Heiß und Sehr Heiß regelbar.

Mein neuer Lieblings-Pseudokaffee

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Da die Temperaturunterschiede zwischen Warm, Heiß und Sehr Heiß nur gering sind, wirkt sich das kaum auf den Geschmack aus. Die Option heißes Wasser hinzuzufügen, um den Kaffee zu verlängern, allerdings schon.

Als Vollautomat-Nutzer und Kaffeefabrikpseudohipsterkunde widerstrebte mir der Gedanke anfangs, einen Espresso mit Wasser zu panschen. Mit der Expert habe ich aber ein neues Guilty Pleasure gefunden: Vanilio-Kapsel als Americano und "Sehr Heiß". Das Ergebnis ist eine Art Vanille aromatisiertes Heißgetränk mit Kaffeegeschmack.

Auch einige normale Nespresso-Sorten funktionieren als Americano besser als ich gedacht hätte. Aber Geschmack ist natürlich Geschmackssache. Einen Kaffeesnob wird so oder so eine Kapsel-Maschine nie überzeugen. Aber selbst der wäre wohl froh, wenn er im Flugzeug einen Nespresso-Americano statt dem üblichen Gebräu bekommen würde, dass dort als „Kaffee“ ausgeschenkt wird. Positiv: Im Vergleich zu anderen Kapselsystemen arbeitet die Expert relativ sauber: In der Tasse befinden sich meist keine Kaffeepulver-Reste.

Fazit

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Die Expert hat mich positiv überrascht. Die App ist stabiler als bei der ersten Nespresso-Maschine mit Bluetooth. Wer gerne Verlängerte oder Americano trinkt, wird am meisten Freude mit der Expert haben. Auch das Design des Wassertanks, der kaum tropft und nicht entlüftet werden muss, ist gelungen.

Schade ist, dass die maximale Temperatur des Wassers nicht höher ist. Denn durch den getrennten Wasserauslauf hätten sonst auch Teetrinker die Maschine nutzen können, ohne einen seltsamen Beigeschmack in ihrem Kamillentee zu haben.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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