Nintendo 3DS XL im Test: Größer ist besser
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Mit dem 3DS hat die ehemals erfolgsverwöhnte Videospielfirma Nintendo bisher nur im Heimatland Japan hohe Verkaufszahlen erreicht. Mit der Preissenkung Mitte August 2011 stiegen die Verkaufszahlen zwar kurzfristig an, dieses Jahr ist in den westlichen Ländern aber wieder alles beim Alten.
Der Nintendo 3DS XL (ab 28. Juli, 199 Euro, in Rot oder Blau) soll es richten. Durch eine größere Form und ein leicht verbessertes Display soll er auch kompatibel zu europäischen Core-Gamer-Händen und -Augen werden. Die futurezone hat den 3DS XL getestet.
Größer ist besser
Nachdem auch der DSi eine XL-Variante bekommen hat, kommt der 3DS XL wenig überraschend. Im geschlossenen Zustand misst der 3DS XL 15,6×9,3x2,2cm. Im direkten Vergleich zum 3DS ist er um gar nicht mal so viel größer. In der Hosentasche wird er aber dennoch kaum Platz haben. Der 3DS war mit seiner Dicke aber auch nicht gerade Hosentaschen-freundlich – der 3DS XL ist gleich dick.
Durch das größere Gehäuse liegen das Steuerkreuz, Circle Pad und die Kontrolltasten weiter oben. Dadurch liegt der 3DS XL für Erwachsene besser in der Hand. Das Gehäuse wurde unten mehr abgerundet als beim 3DS, was ebenfalls für ein bequemeres Halten, besonders bei längerer Spieldauer, sorgt. Der Nachteil der Größenzunahme: Mit 336 Gramm wiegt er um 109 Gramm mehr als der 3DS. Das fällt vor allem bei Spielen wie „Kid Icarus: Uprising" auf, bei denen der 3DS XL nur in der linken Hand gehalten wird, während mit der rechten der Stylus verwendet wird.
Stichwort Stylus: Dieser ist eine Spur kürzer als der voll ausgefahrene 3DS-Stylus. Ein eigener XL-Stylus, wie er dem DSi XL beigelegen ist, ist nicht beim 3DS XL dabei. Ebenfalls nicht dabei ist ein Netzteil. Nintendo argumentiert das damit, dass die potenziellen Käufer ohnehin schon einen DSi oder 3DS und damit ein passendes Netzteil haben. Hauptgrund dürfte aber eher sein, dass Nintendo versucht hat den Preis des 3DS XL mit allen Mitteln niedrig zu halten.
Verarbeitung
Ein Indiz für den Sparkurs ist auch die Verarbeitung des 3DS XL. Das Gerät sieht zwar durchaus gut aus und der matt-graue Look innen und die nicht ganz glänzende blaue oder rote Farbe außen, lassen es erwachsener als den 3DS wirken. Aber dennoch vermittelt der normale 3DS eine höhere Wertigkeit. Beim 3DS XL sind die Spalten ein wenig größer und beim Circle Pad sind kleine Plastiküberschüsse zu sehen.
Die durchgehende Tastenleiste mit Select, Home und Start weicht drei separaten Tasten beim 3DS XL, deren Beschriftung, genau wie beim Power-Button, nicht einmal eingefärbt wurden. Das glänzende Plastik des 3D-Tiefeneffekt-Schiebereglers passt so gar nicht zum matten Look des restlichen XL und sieht nach Spielzeug aus. Der beleuchtete „3D" Schriftzug des 3DS neben dem Regler wurde eingespart. Der Schieberegler des 3DS XL rastet jetzt in der Aus-Position ein. Einen wirklichen Grund dafür gibt es aber nicht, beim 3DS hat sich der Regler nicht selbstständig in die An-Position begeben.
Bedienelemente
Das Steuerkreuz, Circle Pad und die A, B, X und Y-Tasten sind genauso groß wie beim 3DS, nur höher positioniert. Das Circle Pad des XL fühlt sich leicht rutschiger an, was beim Spielen aber nicht negativ auffällt. Auch das Steuerkreuz und die Aktionstasten sind weniger griffig als beim 3DS, was sich aber ebenfalls nicht störend bemerkbar macht.
Das Circle Pad Pro, das den 3DS um ein Circle Pad auf der rechten Seite erweitert, passt nicht beim 3DS XL. Auch die ursprünglichen Gerüchte, dass der 3DS XL schon ein zweites Circle Pad eingebaut hat, haben sich nicht bewahrheitet. Will man „Resident Evil Revelations" auf dem 3DS XL einigermaßen angenehm spielen, muss man warten, bis Nintendo eine neue Version des Circle Pad Pro veröffentlicht.
Displays
Den größten Zuwachs beim 3DS XL hat das Display gemacht. Das 3D-Display ist jetzt 4,88 Zoll statt 3,53 Zoll groß und der Touchscreen 4,18 Zoll statt 3 Zoll. Die Auflösung ist allerdings gleich geblieben, weshalb die Darstellung deutlich pixeliger aussieht. Auch die Farben sehen weniger kräftig aus. Der Touchscreen des unteren Displays ist nach wie vor restistiv, weshalb der Stylus für präzise Eingaben nötig ist.
Positiv anzumerken ist, dass das 3D-Display weniger stark reflektiert als das des 3DS. Vollständig entspiegelt ist es nicht, aber die Reduktion der Reflektionen ist eine merkliche Verbesserung. Durch das größere Display ist auch der „Sweet Spot" größer geworden. Dreht man den 3DS XL nach links oder rechts, verliert man den Punkt, an dem man die stereoskopische Darstellung fehlerfrei sieht, nach wie vor leicht. Nach oben und unten ist der Sweet Spot aber deutlich größer. Lehnt man sich im Sessel vor und zurück, verliert man beim XL nicht gleich die 3D-Ansicht aus den Augen.
Das obere Display des 3DS XL hat jetzt eine dritte Einrastposition. Diese fixiert das Display bei etwa 60 Grad und könnte dazu dienen, um Videos zu betrachten, wenn das Gerät am Tisch abgestellt ist.
Leistung
Prozessor und RAM sind gleich geblieben. Dementsprechend langsam wechselt der 3DS XL zwischen Home-Menü und laufenden Anwendungen hin und her und auch das Surfen im Nintendo eShop ist immer noch eine träge Angelegenheit.
Dafür wurde die mitgelieferte SD-Speicherkarte von 2 auf 4GB aufgestockt. Fotos und Videos, die am 3DS gespeichert wurden, können übernommen werden. Spiele, die man mit dem 3DS heruntergeladen hat, muss man noch einmal herunterladen. Das Einlegen der 3DS-Speicherkarte macht die Download-Spiele nicht am 3DS XL verfügbar.
Der Akku des 3DS XL ist mit dem Gerät gewachsen. War mit dem 3DS bei voller Helligkeit und aktiviertem WLAN schon nach gut zwei bis drei Stunden Schluss, sind mit dem 3DS XL zwischen vier und fünf Stunden möglich. Reduziert man die Helligkeit, schaltet WLAN aus und spielt normale DS statt 3DS-Spiele, sind bis zu acht Stunden möglich. In dem Fall kann man aber auch gleich einen DSi XL statt dem 3DS XL nutzen.
Fazit
Für erwachsene Spieler – oder Kinder mit großen Händen – ist der 3DS XL eine deutliche Verbesserung zum normalen 3DS. Genau diese Core Gamer werden sich aber über ein fehlendes Circle Pad Pro ärgern, um etwa „Resident Evil Revelations" vernünftig steuern zu können. Die längere Akkulaufzeit ist ein Plus. Bei voller Helligkeit und aktiviertem 3D-Effekt reicht er aber nicht für einen Flug zur Ostküste – und auch bei der Zugfahrt von Wien nach Innsbruck wird es knapp.
Wer bisher noch keinen Drang verspürt hat, sich einen 3DS zuzulegen, wird auch den 3DS XL ignorieren können. Hat man auf die „zweite Version" des 3DS gewartet, bekommt man sie mit dem 3DS XL. Allzu eilig braucht man es mit dem 3DS XL-Kauf aber nicht haben. Zum Vorweihnachtsgeschäft werden möglicherweise noch Bundles mit Spielen erscheinen und auch das Circle Pad Pro für den XL sollte bis dahin verfügbar sein.
Dass Nintendo noch eine Variante mit eingebautem, zweiten Circle Pad, in XL-Größe veröffentlichen wird, ist nicht absehbar. Wenn überhaupt, wird die nächste Version des 3DS erst 2013 erscheinen. Das heurige Weihnachtsgeschäft wird für Nintendo ganz im Zeichen der Wii U stehen.
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