Nokias Kampf um den Handymarkt
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Die Finnen warnten am Donnerstag vor einem schwachen Start ins neue Jahr, nachdem der Gewinn im Weihnachtsgeschäft bereits das dritte Mal in Folge eingebrochen war. Auch der Netzwerkbauer Nokia Siemens kommt angesichts scharfer Konkurrenz nicht vom Fleck. Der neue Nokia-Chef Stephen Elop räumte Probleme bei der Wettbewerbsfähigkeit ein. Die Börse reagierte entsetzt auf den Ausblick: Die Aktie des finnischen Branchenprimus gab zwischenzeitlich acht Prozent nach.
Von Oktober bis Dezember fiel der Betriebsgewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 23 Prozent auf 884 Millionen Euro. Der Gewinn je Aktie lag bei 22 Cent. Der Umsatz stieg hingegen um sechs Prozent auf knapp 12,7 Milliarden Euro.
Zunehmender Bedeutungsverlust
Die gemeinsame Tochter von Nokia und Siemens, NSN, kam auf einen operativen Gewinn von 145 Millionen Euro. Das sind knapp 28 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Seit seiner Gründung 2007 fällt es dem Netzwerkbauer schwer, schwarze Zahlen zu schreiben. Das Unternehmen kämpft beispielsweise mit Konkurrenten aus Asien wie Huawei und ZTE Corp, die eine aggressive Preispolitik verfolgen.
Analysten zeigten sich zwar mit den Quartalszahlen zufrieden, reagierten aber erschreckt auf den schwachen Ausblick und den fortschreitenden Bedeutungsverlust Nokias auf dem Weltmarkt. "Furchterregend ist der schnelle Schwund an Marktanteilen, den Nokia im vierten Quartal offenbar erlebt hat", urteilte Nicolas von Stackelberg von Macquarie. "Es scheint, dass Billiganbieter ihnen auch abseits des Smartphone-Geschäfts zunehmend zusetzen."
Neue Strategie ab Februar
Nokia-Chef Elop entwirft derzeit eine neuen Schlachtplan für sein Haus, mit dem der ehemalige Microsoft-Manager das Ruder herumreißen will. "Welche Strategie wir am 11. Februar auch vorstellen: Wir werden sicherstellen, dass wir damit Märkte wie die USA und einige andere wieder für uns öffnen, auf denen wir zuletzt praktisch nicht präsent waren." Er deutete bereits an, dass er die Rivalen vor allem auf dem Gebiet der Zusatzangebote wie Software und Online-Shops angehen will. "Nokia muss auf dieser Basis konkurrieren. Neben guten Produkten müssen wir fesselnde Zusatzangebote entweder aufbauen, anstoßen oder uns einem konkurrierenden System anschließen", sagte Elop. "Unser Angebot muss umfassend sein und das bieten, was Kunden heute und in Zukunft erwarten."
Apple und Google konnten mit ihren Betriebssystemen für Handys und andere Mobilgeräte eine zusätzliche Einnahmequelle mit kleinen, kostenpflichtigen Funktionsprogrammen - sogenannten Apps - erschließen. Nokia zog mit seinem "Ovi"-Store erst spät nach und machte keinen Stich.
Antwort auf Apples iPhone fehlt
Nokia wird schon lange von erstarkenden Konkurrenten wie Apple, Samsung oder HTC zunehmend abgedrängt. Die Finnen haben es verpasst - nach dem Erfolg des nun veralteten N95 - Nachfolgemodelle zu entwickeln. Apple zog mit seinem iPhone und Samsung mit dem Galaxy S an den Europäern vorbei. Im vierten Quartal sank der Anteil von Nokia am Smartphone-Markt um sieben Prozentpunkte auf 31 Prozent, im Gesamtmarkt auf 33 Prozent. "Innerhalb von zwölf Monaten haben sie rapide Anteile verloren und werden in allen Produktsegmenten permanent attackiert", sagte Analyst Geoff Blaber von CCS Insight. "Der schwache Absatz unterstreicht, dass Nokia eine düstere Zeit erlebt."
Rivalen wie Apple und der Blackberry-Hersteller Research in Motion haben zuletzt mit starken Quartalszahlen überzeugt, während LG Electronics und Sony Ericsson weniger Handys verkaufen konnten als erwartet.
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(Reuters)
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