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Hands-On

Nvidia Shield: Gaming-Monster in Plastikhülle

In puncto Spielkonsolen ist 2013 wohl das aufregendste Jahr seit 2005. Mit der Xbox One, der Playstation 4, der Steam Box sowie der Ouya drängen gleich vier neue Spielkonsolen auf den Markt. Doch der Handheld-Markt, der unter dem Smartphone-Boom leidet, spielt dabei, trotz der neuen Playstation Vita und dem Nintendo 3DS, nur eine Nebenrolle.

Daran will nun der Chip-Hersteller Nvidia mit Shield etwas ändern. Das wie ein Controller geformte Gerät soll zwar vorrangig die Leistungsfähigkeit des neuen Tegra 4-SoCs zeigen, aber auch die Kreativität der Hersteller etwas anregen. Die futurezone hat im Rahmen der Computex den Android-Handheld erstmals in Händen halten können.

Auf den ersten Blick wirkt das Shield sehr wuchtig, doch sobald man es in die Hand nimmt, wird schnell klar, dass hier auch viel Hohlraum im Gehäuse vorhanden ist. Mit 579 Gramm ist es zwar kein Leichtgewicht - das ist in etwa das Gewicht der PS Vita und des Nintendo 3DS XL zusammengerechnet - dennoch lässt es sich gut in der Hand halten. Bei längerem freihändigen Spielen dürfte sich das Gewicht allerdings in den Gelenken bemerkbar machen.

Auffällig ist vor allem, dass die Handgriffe scheinbar hohl sind und sehr viel Hardware in der Mitte verbaut wurde, sodass der Schwerpunkt des Geräts recht weit vorne liegt. Das ist wohl auch auf das hohe Gewicht des fünf Zoll großen Bildschirms zurückzuführen. Zwangsläufig wird man den Handheld nach einer Weile irgendwo abstützen wollen, sei es auf einem Tisch oder dem Schoß.

Eigener Appstore
Sobald der Deckel der Spielkonsole geöffnet wurde, ist das System auch schon bereit. Als Betriebssystem kommt Android zum Einsatz, das optisch nahezu unverändert blieb. Dahinter steht jedoch ein von Nvidia selbst entwickelter Launcher, der über Druck auf die Taste mit dem Nvidia-Logo geöffnet werden kann und auf die Bedienung mit Shield optimiert wurde. Über dort kann auch auf die sogenannte TegraZone zugegriffen werden, die  einige auf die Shield optimierte Spiele in Googles Play Store hervorhebt, beispielsweise Dead Trigger 2, und Hintergrundinformationen bieten soll.

Das Spielen selbst geht flüssig von der Hand. Vor allem anhand der Ladezeiten macht sich die Leistung des Tegra 4 bemerkbar. Bei der Grafikqualität ließ sich nichts bemängeln, das wäre allerdings bei den vorinstallierten Spielen, beispielsweise Riptide GP, für ein aktuelles Flaggschiff ohnedies peinlich gewesen. Der Bildschirm ist gut gelungen, mit einer Auflösung von 1280 mal 720 Bildpunkten auf fünf Zoll Bildschirmdiagonale liegt die Pixeldichte bei hervorragenden 294 ppi. Dadurch ist auch keine Stufenbildung erkennbar. Auch die Winkelabhängigkeit ist ordentlich, Farbveränderungen beim Drehen sind kaum erkennbar.

Plastik-Gehäuse
Die wohl cleverste Lösung, das Spiele-Streaming von einem PC, ließ sich nicht testen. Dabei wird, ähnlich wie beim Spielestreaming-Dienst Onlive, ein auf dem PC laufendes Spiel auf den kleinen Bildschirm des Shield gestreamt. Das Spiel soll wie auf dem PC spielbar sein und dabei keine spürbaren Verzögerungen verzeichnen. Der einzige Unterschied zu Onlive besteht darin, dass das Spiel auf dem eigenen PC vorberechnet wird. Dazu braucht es laut Nvidia zumindest eine Geforce GTX650 sowie eine flotte WLAN-Verbindung im Heimnetzwerk.

Mangelhaft war jedoch die Verarbeitung. Das Shield ist aus Kunststoff gefertigt, das dem 350 US-Dollar-Handheld allerdings das Gefühl gibt, man halte eine billige Kopie eines Xbox-Controllers in der Hand. Die Haptik selbst ist zwar gut, dennoch merkt man hier deutlich, dass ein Großteil der Herstellkosten in die Hardware fließt. Auch die Verarbeitung der Schultertasten sowie der Knöpfe ist eher fragwürdig für ein Gerät dieser Preisklasse. Gut gelungen sind hingegen die beiden Analog-Sticks, die eine sehr präzise Steuerung in Touch-Spielen erlauben.

Fazit
Hinter dem Nvidia Shield steckt eine interessante Idee, die allerdings etwas lieblos umgesetzt wurde. Die Hardware ist zweifelsohne hervorragend und über jeden Zweifel erhaben, doch das Gehäuse spiegelt das nicht wider. Müsste man es im nicht aufgeklappten Zustand bewerten, würde man fast glauben, dass es sich um eine billige Kopie eines Xbox-Controllers handelt. Die Shield ist seit wenigen Tagen in den USA für 349 US-Dollar erhältlich, ob es der Handheld auch nach Europa schaffen wird, ist derzeit noch unklar.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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