Samsung Gear Sport
Samsung Gear Sport
© Gregor Gruber

Samsung Gear Sport im Test: Schwimmtaugliche Smartwatch

Samsung Gear Sport im Test: Schwimmtaugliche Smartwatch

Mit der Gear Fit hat Samsung bereits eine Mischung aus Fitness-Tracker und Smwartwatch, die erst vor kurzem in der neuen Variante Fit 2 Pro erschienen ist. Die ebenfalls neue Gear Sport ist ein ähnliches Mischding – nur, dass sie optisch mehr auf der Smartwatch- als Fitness-Tracker-Seite ist. Ich habe sie getestet.

Zwischen den Generationen

Die Identitätskrise der Gear Sport beginnt schon beim Design. Es ist eine Mischung aus Gear S2 und S3. Das 1,2-Zoll-Display entspricht der Größe der S2, die Form und der gezackte Ring erinnern aber mehr an die wuchtigere S3. So sieht sie am ehesten wie eine Kompaktversion der S3 aus, ohne die moderne Eleganz der S2 zu bieten.

Meinen Geschmack trifft das nicht. Das eckige Gehäuse, das unter dem Ring hervorragt, nimmt der Uhr ihre Form: Rund ist nur das Display. Die S2 ist optisch schlüssiger und auch die S3 Frontier wirkt in sich stimmiger, trotz der brachialen Dimensionen.

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Das optische Highlight der Gear Sport ist, dass es sie nicht nur in Schwarz, sondern auch Blau gibt. Gehäuse und Ring haben einen Blauschimmer. Bei deprimierendem Großraumbüro-Neonröhrenlicht und ähnlichen Kunstlichtquellen sieht es fast wie normales Schwarz aus. Im Freien bei Sonnenlicht kommt das Blau stärker durch, was ein netter Effekt ist.

Tragekomfort

Das Gummiarmband ist in einem eher wenig eleganten Veilchenblau gehalten. Dank des Schnellverschlusses kann es aber problemlos gegen ein beliebiges 20mm-Armband getauscht werden.

Im Lieferumfang sind zwei Armbandgrößen enthalten, wobei das vorinstallierte Large-Armband schon sehr groß ist. Ich habe mir deshalb das S-Armband auf die Gear Sport gegeben, was immer noch ausreichend lang ist.

Obwohl das Armband aus Gummi ist, ist es eher steif. Dadurch ist es unangenehm die Gear Sport eng geschnallt zu tragen, was aber nötig ist, da sie sonst im Vergleich zur S3 anfälliger für falsche Pulsmessungen ist. Beim Trainieren ist das Engschnallen der Gear Sport für ein bis zwei Stunden kein Problem, im Alltag musste ich sie aber um eine Öse lockern, da mir sonst am Ende des Tages das Handgelenk schmerzt. Der Nachteil daran: Die automatische Pulsmessung weist in der Auswertung in der App durch das lockere Schnallen Lücken von mehreren Stunden auf. Wer sich selbst den ganzen Tag und die ganze Nacht tracken will, muss die Gear Sport festzurren.

Die Gear Sport ist zwar nicht schwer aber relativ dick, weshalb sie sich eher wuchtig am Handgelenk anfühlt. Das macht sich beim Krafttraining und bei Übungen mit Gewichten ungut bemerkbar, speziell bei diversen Liegestützformen und wenn man Handschuhe fürs Lifting trägt.

Drehen

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Was Samsung nahezu allen Smartwatch-Herstellern voraus hat, ist die Bedienung. Durch die Kombination aus dem großen Drehring und den zwei physischen Tasten lässt sich die Gear Sport intuitiv und im Winter auch mit Handschuhen gut bedienen.

Der Ring selbst klickt hörbar mit jedem Dreh, ist aber etwas rutschig, da die Außenseite sanfter gezackt ist, als bei der S3. Etwas mehr Struktur an der Oberseite des Rings wäre gut gewesen.

Display

Das AMOLED-Display ist sehr hell und farbkräftig, sodass es auch bei Sonnenlicht gut ablesbar ist. In der Nacht ist aber zu hell. Zwar gibt es eine Funktion namens „automatische geringe Helligkeit“, allerdings ist das Display in der Nacht in einem dunklen Raum immer noch viel zu hell.

Die Erkennung der Geste zur Aktivierung funktionierte im Test schlechter als bei der S3. Es dauert immer etwa eine Sekunde, bis das Display nach dem Drehen des Handgelenks angeht. Dafür aktiviert es sich nachts beim Wälzen im Bett zu leicht und leuchtet dann das Schlafzimmer aus.

Software

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Im Vergleich zur S3 wurden bei der Software Kleinigkeiten geändert. So gibt es jetzt mehr Widgets und Watchfaces die auf Sport bezogen sind, Samsung Health sieht ein wenig anders aus, Kalorien für eingenommene Speisen können direkt an der Uhr eingegeben werden.

Am besten funktioniert die Gear Sport gepaart mit einem aktuellen Samsung Smartphone. Über die Samsung-Health-App am Handy können im Menü „Programme“ verschiedene Trainings-Routinen gestartet werden, die von einer Woche bis zehn Wochen reichen. Wird das Training für das Programm gestartet, werden die Anleitungen gleichzeitig auf der Smartwatch und dem Smartphone angezeigt. Hat man noch einen Samsung Smart-TV, kann auch dieser die Anleitungen anzeigen. Die Programme sind kostenlos, einige sind aber nur in Englisch verfügbar.

Wie schon die S3 erkennt auch die Gear Sport automatisch sportliche Aktivitäten, wie Gehen, Laufen, Radfahren, Rudern und sonstiges, bei denen mit den Händen gefuchtelt wird. Samsung gibt hier als Beispiel Tanzen und Basketball an. Die Aktivitäten werden ab einer Dauer von zehn Minuten aufgezeichnet. Beim Gehen ist zu beachten, dass die Hände nicht in der Jackentasche sein sollten, was im Winter durchaus der Fall sein kann, da die Aktivität sonst nicht erkannt wird.

Wer will kann sich auch zur Bewegung ermahnen lassen, wenn man eine Stunde stillsitzt. Anstatt nur bloß „Zeit für Bewegung“ zu schreiben, gibt die Gear Sport gleich Vorschläge und Anleitungen für Dehnungsübungen. Das ist ein deutlich größerer Motivator tatsächlich etwas zu machen, anstatt der generischen Aufforderungen, die andere Smartwatches von sich geben.

Apps

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Die Gear Sport kann auch mit anderen Android-Smartphones genutzt werden, allerdings müssen hierfür etliche, zusätzliche Samsung-Apps heruntergeladen und ein Samsung-Konto angelegt werden. Die Gear Sport funktioniert auch mit iPhones, aber nur eingeschränkt. So können die Daten etwa nicht mit der Lauf-App Strava synchronisiert werden.

Der Datentausch und die App-Auswahl ist nach wie vor eine Schwäche der Samsung Smartwatches. So können zwar die Laufdaten zu Strava gesynct werden, eine Standalone-App für die Gear Sport von Strava fehlt aber, ebenso wie Runtastic. Wer nicht Samsungs eigene Apps verwenden will, kann immerhin zu den Apps von Under Armour oder Speedo greifen.

Abgesehen davon ist die App-Situation bei Samsungs Gear-Serie nach wie vor suboptimal. Die Auswahl ist gering, da die Smartwatches das Betriebssystem Tizen nutzen, Android-Wear-Apps sind nicht kompatibel. Deshalb findet man im Gear-App-Store häufig nur mäßige Kopien von populären Apps.

Wassersport

Die Gear Sport ist genauso wie die Gear Fit 2 Pro wasserfest. Schwimmen und Schnorcheln ist damit kein Problem, weiter als bis zum Boden des Beckens sollte man aber nicht tauchen. Die Pulsmessung funktioniert auch im Wasser, die Gear Sport muss dazu aber fest ans Handgelenk geschnallt sein.

Wird auf der Gear Sport das Tracking von Schwimmen gestartet, wird der Wassersperrmodus automatisch aktiviert. So werden Wasserspritzer am Touchscreen nicht fälschlicherweise als Berührungen interpretiert. Geht man mit der Gear Sport einfach nur planschen oder in den Pool, sollte man diesen Modus vorher manuell aktivieren.

Laufen

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Samsungs eigene Lauf-App auf der Gear Sport funktioniert relativ gut. Das GPS wird jetzt schon gesucht, wenn das Trainings-Menü geöffnet wird. So kann man sichergehen, dass man erst losläuft, wenn die Smartwatch das GPS-Signal erfasst hat und somit der gesamte Lauf aufgezeichnet wird.

Die Erfassung der Route per GPS ist gut, auch die gemessene Distanz ist konstant. Die gemessene Maximal- und Minimial-Geschwindigkeit schwankte in meinen Testläufen stark, die Durchschnittsgeschwindigkeit und der Pace stimmten aber.

Die Auswertung der Laufergebnisse in der App Samsung Health ist gut für Gelegenheitsläufer, hat aber für leidenschaftliche Läufer zu wenige Infos. Außerdem ist es immer noch nicht möglich in der Timeline einen Punkt anzutippen, um den genauen Pulswert zu sehen. So muss man wieder schätzen, wie hoch der Puls zu einem bestimmten Zeitpunkt war, wenn die Pulslinie etwa zu 2/3 Drittel zwischen den Hilfslinien 130 und 167 liegt.

Audio und Akku

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Will man beim Laufen Musik hören, aber nicht das Smartphone mitnehmen, kann der interne Speicher der Gear Sport (4 GB) mit Songs befüllt werden. Auch Spotify-Playlists können übertragen werden. Kopfhörer werden per Bluetooth mit der Gear Sport verbunden.

Die Spracheingabe per S Voice ist unpräzise und deshalb nicht besonders nützlich. Telefonieren kann man mit der Gear Sport nicht, weil ein Lautsprecher fehlt. Aus Mails und SMS kann mit vorgefertigten Texten geantwortet werden oder, für Leute mit viel Geduld, mit einer Texteingabe, wie man sie von Tasten-Handys kennt.

Die Akkuleistung ist geringer als bei der größeren Smartwatch S3. Die S3 konnte ich drei bis vier Tage nutzen, mit zwei Lauftrainings mit GPS und Schlaftracking. Bei der Gear Sport sind es zwei Tage mit einem Lauftraining und Schlaftracking. Den dritten Tag habe ich meist mit 20 bis 25 Prozent Akkuladung gestartet, für ein Lauftraining am Abend hätte das nicht mehr gereicht.

Fazit

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Die Gear Sport bietet zu wenig Neues im Vergleich zur Gear S3, um den UVP von 349 Euro zu rechtfertigen. Sie ist optisch weniger stylish als die S2 und weniger stimmig als die S3 Frontier. Die Sportfunktionen sind gut, wer aber tatsächlich darauf den Fokus legt, sollte eher zur Gear Fit 2 Pro greifen, da deren Formfaktor besser für die körperliche Ertüchtigung geeignet ist.

Sucht man primär eine Smartwatch, der man die Sportfunktionen nicht sofort ansieht, ist die Gear Sport eine Option. Allerdings muss man damit rechnen, dass die vermutlich nächstes Jahr erscheinende S4 ähnliche Funktionen hat, wahrscheinlich sogar mehr Features bietet und hoffentlich ein besseres Design haben wird. Denn die Gear Sport ist nicht nur ein Zwischending, sondern mutet auch wie ein Pausenfüller an, mit dem Samsung die Zeit bis zur nächsten Smartwatch-Generation überbrücken möchte.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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