© Gregor Gruber

Tablet-Test

Sony Xperia Tablet S: Hübsch im Hochformat

Mit dem im Vorjahr erschienenen Tablet S konnte sich Sony erfolgreich von den anderen Tablet-Herstellern abheben. Während die anderen mit Superlativen, wie das Schnellste, Dünnste und Leichteste um sich warfen, setzte Sony bei seinem Android-Tablet auf ein ungewöhnliches Design, das die Handhabung erleichtern sollte. Das Gehäuse an der Rückseite ist keilförmig. Hält man das Tablet S im Hochformat, soll so das Gefühl entstehen, als würde man ein nach hinten umgeschlagenes Magazin in Händen halten.

Für die Handhabung ist das gut, für die Mobilität weniger, da das Tablet S dadurch ziemlich dick ist. Der Nachfolger, das Xperia Tablet S (ab 399 Euro), weist ebenfalls diesen Knick auf. Dieser ist aber deutlich dezenter ausgefallen. Dadurch liegt das gesamte Tablet flacher und sieht auch eleganter aus.

Design
Die Front präsentiert sich in Schwarz. Der silberne Sony-Schriftzug ist dezent links oben untergebracht. Der Rahmen zwischen Display und dem leicht erhobenen Rand ist relativ breit ausgefallen, was optisch aber nicht stört. Die Hardware-Tasten sind an der rechten Seite in dem nach innen gewölbten Rand untergebracht. So sind sie von vorne nicht zu sehen, wodurch das Tablet seine elegante Linie bewahrt. Die Tasten sind ausreichend groß und einfach zu erreichen.

Wenn man an der Front etwas bekritteln will, muss man schon genauer hinsehen. Der Abstand zwischen Rahmen und Rand ist bei dem der futurezone vorliegenden Testmodell an der rechten Seite kaum vorhanden - so wie es sein sollte. An der linken Seite ist der Spalt allerdings groß genug, um ein beschichtetes Kartonpapier reinzustecken. Der Spalt an der Oberseite, an der der abgerundete Knick beginnt, ist zwar dünner aber sichtbarer.

Mittlerweile hat Sony die Spalten ebenfalls entdeckt. Wie Reuters berichtet, ist die Auslieferung weiterer Xperia Tablet S vorerst gestoppt. Durch die Spalten ist es möglich, dass Wasser in das Gerät eindringt - obwohl es laut Sony Spritzwasser-geschützt ist. Laut Sony wurden bereits 100.000 Stück ausgeliefert. Schäden, die durch die Spalten entstehen, sollen kostenlos repariert werden.

Verarbeitung
Der schwarze Plastikrand ist aus relativ weichem Material, weshalb sich die linke und rechte Kante der Unterseite schnell abnutzen. Wer den Wiederverkaufswert seines Xperia Tablet S wahren will, sollte deshalb extra vorsichtig beim Transport sein und das Tablet nicht ohne Zusatzschutz in die Tasche oder den Rucksack geben.

Der Großteil der Rückseite besteht aus Aluminium. Der Knick hat eine strukturierte Plastikoberfläche, um den Fingern mehr Halt im horizontalen Format zu bieten. Die Plastikoberfläche ist eine kleine Schwachstelle. Öffnet man die SD-Slot-Abdeckung, kann man mit dem Finger das Plastik aus seiner Verankerung heben und kleine Öffnungen zur Platine freilegen.

Von alleine wird sich die Oberfläche nicht lösen, aber will man mit dem Tablet Kinder unterhalten (etwa mit dem gelungenen Gastmodus, siehe unten), sollte man ab und zu nach dem Hardware-Zustand sehen. Laut Sony ist das Xperia Tablet S Spritzwasser-geschützt. Auch das sollte man anhand der aufbiegbaren Plastik-Rückseite nicht exzessiv austesten.

Damit kein Wasser eindringen kann, sind der SD-Slot und der proprietäre Stecker für das Ladegerät mit Abdeckungen versehen. Die Abdeckung des SD-Slots ist mit dem Gerät verankert, der des Ladekabels nicht. Da wird es bei vielen nur eine Frage der Zeit sein, bis das kleine, silberne Plastikteil verloren geht. Ist mal tatsächlich Wasser am Tablet, sollte man es vor der Verwendung abwischen, da das nasse Display kaum bis gar nicht auf Fingereingaben reagiert.

Handling
Hält man das Tablet im Querformat, wirkt sich der Knick nicht auf die Handhabung aus. Im Querformat sollte man die linke und rechte Kante der Unterseite nicht in den Handflächen ruhen lassen, da diese relativ scharf sind, wodurch das Halten unangenehm ist.

Im Hochformat spielt das Xperia Tablet S seinen Knicktrumpf aus. Der große, runde Rand liegt sehr angenehm in der Hand. Die einhändige Bedienung ist aber nicht besonders lange möglich, da das Tablet 570 Gramm wiegt – ähnlich den meisten anderen Tablets in dieser Größenordnung, die zwischen 550 und 600 Gramm wiegen. Nimmt man das Tablet mit zwei Händen, würde man sich fast wünschen, dass der Knick mit der großzügigen Rundung auf beiden Seite wäre, weil sich damit das Tablet einfach sehr viel bequemer halten lässt.

Display
Das LCD-Display hat 1280 x 800 Pixel. Die Schärfe von Schriften und den Icons kann nicht überzeugen, wenn man bereits Apples iPad mit Retina-Display oder Asus Transformer Infinity (1900 x 1200 Pixel) gesehen hat. Im direkten Vergleich mit dem Samsung Galaxy Tab 10.1 oder einem älteren Asus-Tablet ist die Schärfe aber einen Tick besser. Das liegt daran, dass das Xperia Tablet S 9,4 Zoll hat, während Samsung und Asus auf 10,1 Zoll setzen.

Der Betrachtungswinkel des Tablets ist gut. Die Farben sind allgemein blasser als bei anderen Tablets, egal ob mit LCD oder AMOLED-Display. Bei der Videowiedergabe fällt dies aber nicht auf. Dafür macht sich hier das stark spiegelnde Display bemerkbar. Bei Szenen, die im Dunkeln oder bei Nacht spielen, wird so das eigene Spiegelbild ungewollt Teil des Films.

Software
Das Xperia Tablet S nutzt Android 4.0.3 mit Sonys eigener Oberfläche. Im Homescreen sind in der unteren Leiste zwei Shortcuts enthalten. Der erste öffnet eine Auswahl-Leiste für die „Small Apps". Diese werden, wie beim Smartphone Xperia T, stets im Vordergrund angezeigt. Small Apps können verschoben und einige auch vergrößert oder verkleinert werden. Zu den Small Apps gehört etwa ein Taschenrechner, eine Notizfunktion und eine Mini-Version des Browsers.

Außerdem ist es möglich, installierte Widgets als Small App anzeigen zu lassen. So ist man nicht auf die Sony-eigenen Small Apps angewiesen. Wie schon beim Xperia T gibt es einen Link in den Play Store, um weitere Small Apps herunterzuladen. Im Testzeitraum war dort nur eine, kostenpflichtige Small App zu finden . Nicht ganz logisch ist, warum die Fernbedienungs-Small-App ein extra Icon neben dem Small-App-Icon bekommen hat, wenn sie ohnehin auch in der Small-App-Leiste enthalten ist.

In der oberen Leiste befinden sich neben der Google-Suche vier Plätze für Shortcuts zu Apps, die frei belegt werden können. Wozu man diese braucht, ist nicht ganz klar. Die obere Leiste ist nur im Homescreen sichtbar und im Homescreen gibt es ohnehin genug Platz für App-Icons. Zudem ist auch nicht logisch, warum sich nur vier Icons dort platzieren lassen, wenn locker zehn Platz hätten.

Gastmodus
Eine gelungene Ergänzung zur üblichen Android-Software ist der Gastmodus, der in der Leiste rechts oben aktiviert werden kann. Hier ist es möglich mehrere Profile zu erstellen und nur bestimmte Apps und Funktionen freizugeben.

So kann man beispielsweise beruhigt seinen Gästen das Tablet zum Surfen anbieten, ohne, dass diese auf E-Mails, das Facebook-Konto oder Fotos zugreifen können. Denkbar wäre auch ein Profil für Kinder zu erstellen, die nur ausgewählte Lern-, Mal- und Spiele-Apps benutzen können. Will man den Gastmodus verlassen, muss man das zuvor eingestellte Passwort eingeben oder die Sicherheitsfrage richtig beantworten.

Für die nächste Version des Gastmodus wäre noch wünschenswert, wenn nur bestimmte Galerien oder Videos freigegeben werden könnten. So kann man seine Breaking-Bad-Episoden auf dem Gerät gespeichert lassen, ohne befürchten zu müssen, dass der Nachwuchs genug von Spongebob hat und die weniger kindgerechten Serien anschaut.

Fernbedienung
Ein nettes Gimmick ist die Infrarot-Fernbedienung. Hier lassen sich mehrere Geräte einstellen, die über den eingebauten Infrarot-Sender angesteuert werden. Es sind Profile für so ziemlich alle Geräte, vom TV über iPod Dock bis zu Netzwerk-Lautsprecher, vorhanden. Und sollte das Gerät nicht in der Liste sein, kann die App von der bereits vorhandenen Fernbedienung des Geräts die Befehle kopieren.

Wie bei besseren Universal-Fernbedienungen können auch Makros erstellt werden. Dabei werden der Reihe nach die gewünschten Befehle eingegeben und danach die Pausen zwischen den Befehlen gewählt. So kann man etwa mit einem Klick auf das Makro „Heimkino" den Flat-TV, Receiver und Blu-ray-Player einschalten, HDMI-Anschluss 1 wählen und die Lade des Blu-ray-Players öffnen, um nur noch den Film einlegen zu müssen. Im Test funktionierte das problemlos.

Tote Enden
Ein Dämpfer für das Benutzererlebnis sind die von Sony vorinstallierten Apps, die teilweise nicht in Österreich funktionieren. Klickt man etwa auf die Sony-App Socialife, kommt man in den Play Store, weil für die App der Sony Account Manager installiert werden muss – der aber laut Play Store „in ihrem Land nicht verfügbar" ist. Erst wenn man die App schließt und wieder öffnet, kann man sich alternativ auch mit dem Facebook-Konto einloggen. Deinstalliert werden kann diese App übrigens nicht.

Ein Klick auf die „Reader by Sony"-App offenbart, dass die App noch gar nicht installiert ist. Hier wird man auf eine Website weitergeleitet, auf der man auf Download klickt, um wiederum in den Play Store weitergeleitet zu werden. Dort klickt man auf „Update", um die App tatsächlich zu installieren. Auch wenn man die App nicht installiert, bleibt das „Reader by Sony"-Icon in der App-Liste und lässt sich nicht entfernen. Der E-Book-Shop in der Reader-App funktioniert nur in den USA, Kanada und Großbritannien.

Fast schon peinlich sind andere Kleinigkeiten. Auf dem Tablet ist etwa ein Link zu Sonys Xperia Games vorinstalliert, in dem Spiele für Xperia-Geräte angeboten werden. Da ist ua. auch „Lara Croft and the Guardian of Light" dabei. Klickt man darauf, kommt man in den Play Store und liest dort: „Ihr Gerät ist nicht mit dieser Version kompatibel". Und auch der vorinstallierte „HD Games"-Link führt zu einer Gameloft-Website die lediglich anzeigt: „Es sind leider keine Spiele für dein Handy verfügbar."

Leistung
Auf dem Papier und in Benchmarks ist das Xperia Tablet S sehr flott unterwegs. Der NVIDIA Tegra3 Quadcore-Prozessor taktet mit 1,3 GHz, der RAM ist 1 GB groß. Grafisch aufwendige Games und das Abspielen von HD-Videos sind kein Problem und ruckelfrei.

Beim Scrollen im Homescreen oder der App-Liste sieht es anders aus. Ab und zu gerät das Tablet ohne ersichtlichen Grund ins Ruckeln. Auch das Scrollen und Zoomen in Browser ist gelegentlich eine ruckelige Angelegenheit. Wirklich nervig ist aber, dass das Tablet manchmal bis zu sechs Sekunden braucht, bis das Display erscheint, nachdem die Standby-Taste gedrückt wurde. Dies ist der Fall, wenn das Tablet im Standby-Modus mal wieder die WLAN-Verbindung von alleine beendet hat. Ist WLAN deaktiviert, tritt die Verzögerung zwischen Tastendruck und Erscheinen des Display-Inhalts nicht auf.

Akku & Sound
Im Test hat der Akku etwas über sieben Stunden gehalten (reine Nutzerzeit in der das Display an war). Es wurde über die WLAN-Verbindung gesurft, etwa zehn Fotos gemacht, gespielt und die Fernbedienungs-App genutzt. Reduziert man die Display-Helligkeit sind an die acht Stunden möglich. An das iPad und seine bis zu zehn Stunden Laufzeit und die neueren Asus Tablets mit neun Stunden Laufzeit kommt das Xperia Tablet S nicht heran.

Gut gelungen sind die eingebauten Stereo-Lautsprecher. Ist in den Einstellungen die Option ClearAudio+ aktiviert, klingen Lieder um einiges besser und klarer, als aus den Tablets der Konkurrenz. In den Einstellungen können bei Soundoptimierung verschiedene Profile angewählt oder mittels Equalizer eigene Klangprofile erstellt werden. Im Test hat die ClearAudio+-Einstellung aber deutlich besser geklungen, als die vorgefertigten Equalizer-Profile.

Die maximale Lautstärke ist nicht ganz so hoch wie bei anderen Tablets, dafür ist aber auch der Klang bei maximaler Lautstärke besser. Lediglich die Positionierung der Lautsprecher im Tablet-Geäuse ist etwas unglücklich. Sie sind mehr nach unten als nach vorne gerichtet. Liegt das Tablet auf dem Tisch, wird so hauptsächlich der Tisch beschallt. Liegt das Xperia Tablet S für die Musikwiedergabe in der Mitte eines Tisches, kriegen die Personen, die an der Lautsprecher abgewandten Seite sitzen, nicht allzu viel von der guten Tonqualität mit.

Kamera
Das Xperia Tablet S hat eine Rückkamera mit 8 Megapixel. In der Kamera-App wird das Bild standardmäßig in einem kleinen Fenster angezeigt, anstatt im Vollbild-Modus. Ein schneller Doppelklick auf das Bild lässt die untere Leiste, in der die kürzlich gemachten Aufnahmen sichtbar sind, verschwinden und das Sucherbild größer werden.

Die Fotos bei guten Lichtverhältnissen tendieren dazu, zu blass zu sein, Innen- und Nachtaufnahmen sollte man lieber gleich bleiben lassen. Vor dem Fotografieren sollte man zudem mit einem Mikrofasertuch (oder im Notfall dem T-Shirt) über das Objektiv auf der Rückseite wischen. Es ist nämlich so positioniert, dass man, wenn man das Tablet in der Vertikalen hält, fast unweigerlich mit den Fingern Schmierflecken hinterlässt.

Für Hobby-Fotografen ist das Tablet aber nicht aufgrund seiner eingebauten Kamera, sondern des Slots für normalgroße SD-Karten interessant. So kann man die SD-Karte einfach aus der Kamera nehmen und ins Tablet stecken, um die Aufnahmen zu kontrollieren, eine Sicherheitskopie auf dem Tablet anzulegen oder bei vorhandener WLAN-Verbindung gleich hochzuladen. Der SD-Slot unterstützt mit SD, SDHC, SDHC und UHS-I die derzeit gängigen Speichergrößen und Geschwindigkeiten von SD-Karten.

Fazit
Schönes Gerät, schneller Prozessor und schade um ein sonst gelungenes Tablet, das von Sonys eigener Software teilweise ausgebremst wird. Während die Infrarot-Fernbedienungs-App und der Gästemodus gut sind, nervt der WLAN-Standby-Bug und die vorinstallierten Sony-Apps, die nicht entfernt und hierzulande nicht vollständig genutzt werden können.

Wenn Sony mit Updates den Standby-Bug in den Griff kriegt und möglichst auch die gelegentlichen Stotterer bei der Bedienung beseitigen kann, kann man sich auch mit den Sony Apps arrangieren. Und sollte das Xperia Tablet S bei Preisvergleichsportalen für unter 300 Euro erhältlich sein, bekommt man um das Geld eine sehr gute, Spritzwasser-geschützte Universalfernbedienung, die nebenbei auch als Android-Tablet genutzt werden kann.

Mehr zum Thema

  • Sony Xperia T: Das Handy von James Bond im Test
  • Full-HD-Tablet Transformer Pad Infinity im Test
  • Gelungener Hybrid: Transformer TF201 im Test
  • Galaxy Note 10.1 im Test: Mit Stift, ohne Stil
  • Toshiba Tablet AT200 im Test: Dünn um jeden Preis
  • Sony Tablet S: Gutes Gerät mit kleinen Mängeln
  • Bericht: iPad Mini wird am 17. Oktober gezeigt

Modell
Sony Xperia Tablet S
Display:
9,4 Zoll LCD-Display, 1290 x 800 Pixel
Prozessor:
Quad-Core 1,3 GHz, Nvidia Tegra 3 Chipsatz
RAM:
1 GB
Speicher:
SD-Kartenslot, 16 oder 64GB intern
Betriebssystem:
Android 4.0.3
Anschlüsse/Extras:
3,5mm Klinke, WLAN (b/g/n), Bluetooth 3.0, GPS
Kamera:
8 Megapixel Rückseite, 1 Megapixel Front
Videos:
Aufnahme in 1080p
Maße:
293,8 x 174,4 x 8,8 mm (dünnste Stelle), 570 Gramm
Preis:
399 Euro UVP (16 GB)
519 Euro UVP (16 GB + 3G)
599 Euro UVP (64GB)

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

mehr lesen
Gregor Gruber

Kommentare