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Spielkonsole

Test: 3-D-Gaming mit dem Nintendo 3DS

Mit dem Nintendo 3DS (250 Euro) erscheint am 25. März der Nachfolger des DSi. Mit neuen Funktionen und einer dreidimensionalen Darstellung von Inhalten, die ohne Spezialbrille genutzt werden kann, sollen mobile Gamer zurück zur portablen Spielkonsole gelockt werden. Denn mit der weiten Verbreitung der Smartphones hat eine dedizierte, mobile Konsole an Reiz verloren. Mit dem Handy ist man so gut wie immer online, die App Stores sind voll mit kostenlosen und vollwertigen Spielen, man muss nicht ein zusätzliches Gerät und Modul mitschleppen und da man meist ohnehin nur ein paar Minuten spielt, stört auch die reine Touchscreen-Steuerung nur die Wenigsten.

Die futurezone hat getestet, ob der Nintendo 3DS und das 3-D-Gaming Revolution, Evolution oder nur ein Gimmick ist.

Steuerung
Der 3DS ist in etwa so groß wie der DSi, nur etwas dicker und um 12 Gramm schwerer. Das Gerät erweckt, trotz der schimmernden, türkisen Farbe, die mehr an ein Kinderspielzeug als an eine moderne Konsole erinnert, einen durchaus robusten Eindruck. Die Verarbeitung ist gut, mit den Schiebereglern lassen sich der 3-D-Effekt und die Lautstärke präzise, stufenlos einstellen und auch der Druckpunkt von Tasten und Steuerkreuz ist in Ordnung. Die L- und R-Schultertasten sind kleiner als beim DSi, aber erhoben, weshalb sie sich ebenfalls gut betätigen lassen.

Weniger gelungen sind die Tasten Select, Home und Start. Diese sehen zwar wie Softtouch-Tasten aus, sind aber physische Buttons. Zur Betätigung müssen sie ziemlich fest gedrückt werden.

Neben diesen drei Tasten ist auch das "Circle Pad" neu. Diese analoge Steuereinheit befindet sich über dem digitalen Steuerkreuz. Die Platte wird mit dem Daumen in die gewünschte Richtung geschoben - wie bei Sonys PSP. Aufgrund der Wölbung und der Größe funktioniert das sogar besser als bei der PSP, allerdings wäre eine leicht texturierte Oberfläche wünschenswert gewesen, um dem Abrutschen mit dem Daumen vorzubeugen.

Dreimensional
Wie auch schon beim DSi ist der untere Bildschirm ein Touchscreen. Das 3-Zoll-Display kann mit dem Finger oder dem Stylus bedient werden. Der Stylus ist im Gehäuse des 3DS verstaut. Die Länge kann angepasst werden – ist er komplett ausgefahren, ist er länger als der DSi-Stylus. Der eigentliche Clou des 3DS ist das obere 3,5-Zoll-Display. Damit können Spiele und andere Inhalte in 3-D wiedergegeben werden, ohne dass eine Spezialbrille benötigt wird. Das Display hat eine Gesamt-Auflösung von 800×240 Pixel, was 400×240 Pixel für jedes Auge entspricht.

Die Stärke des Tiefeneffekts kann mit dem Schieberegler jederzeit stufenlos eingestellt werden. In der untersten Position ist 3-D deaktiviert – die Spiele werden dann im gewöhnlichen 2-D angezeigt. Wie gut der Tiefeneffekt wirkt, ist von zwei Faktoren abhängig: den Inhalten und wie ruhig man den 3DS halten kann. Bei den meisten Spielen erweckt der 3-D-Modus den Eindruck, als würde man in den Bildschirm hineinschauen. Die Figur im Vordergund scheint sich in einem dreidimensionalen Raum zu bewegen. Gut zu beobachten ist das bei „Nintendogs & Cats“, wenn die Vierbeiner durch das virtuelle 3-D-Wohnzimmer tollen. Dass eine Figur aus dem Bildschirm herauszuragen scheint, kommt nur selten vor, da hierfür die Figur Bildschirmfüllend abgezeigt werden muss. Zu beobachten ist dies etwa bei den Siegesposen der Kämpfer in „Dead or Alive“.

Eine Frage des Blickwinkels
Damit der 3-D-Effekt am besten zur Geltung kommt, muss der optimale Abstand zwischen Auge und Bildschirm, Betrachtungswinkel und die für einen angenehmste Stärke des 3-D-Effekts gefunden werden. Im Test musste der 3DS recht Nahe ans Gesicht gehalten werden (ca. 30cm) und der Blick sollte frontal auf das Display gerichtet sein. Ist dies nicht der Fall, erscheinen Doppelbilder. Besonders problematisch ist dies bei Spielen mit schnellen Bildwechseln, wie dem Rennspiel „Ridge Racer“ und dem Shooter „Kid Icarus“. Die Augen können aufgrund der schnellen Bildwechsel nicht richtig fokussieren. Hier empfiehlt es sich die Stärke des 3-D-Effekts zu reduzieren oder ganz auszuschalten.

Eltern haben die Möglichkeit den 3-D-Modus mit einem Passwort zu schützen. Denn Nintendo empfiehlt den 3-D-Modus für Kinder unter sechs Jahren zu deaktivieren, da diese sonst Augenschäden davontragen könnten.

Kameras & Augmented Reality
Der 3DS hat zwei Kameras. Eine an der Front und eine an der Rückseite. Die rückseitige Kamera kann zwei Linsen zur Aufnahme von dreidimensionalen Fotos. Videoaufnahmen sind nicht möglichen. Beide Kameras haben eine Auflösung von 640 x 480 Pixel. Sie sind noch dazu lichtschwach und die Fotos, egal ob 2-D oder 3-D, sehen unscharf aus. Die 3-D-Fotos sind daher mehr Gag als Feature. Gespeichert werden die Aufnahmen auf einer beiliegenden 2GB großen SD-Karte.

Die interessantere Option, die durch die Kameras und die im 3DS verbauten Bewegungssensoren möglich wird, ist Augmented Reality. Dabei wird am Display ein Livebild gezeigt, das die rückseitige Kamera aufnimmt. Darüber werden virtuelle Inhalte eingeblendet. Auf dem 3DS sind zwei Augmented-Reality-Anwendungen vorinstalliert. Bei „Face Raiders“ fotografiert man das eigene Gesicht oder das von Freunden, die dann herumfliegen und abgeschossen werden müssen. Um zu zielen, muss der gesamte 3DS herumgeschwenkt. Bei der zweiten Anwendung wird eine mitgelieferte Karte auf einer ebenen Fläche platziert. Am Display erscheinen dann etwa Zielscheiben, die abgeschossen werden müssen oder eine Art Minigolf. Auch Spiele machen Gebrauch der Augmented-Reality-Optionen. So kann man etwa den virtuellen Vierbeiner von „Nintendogs & Cats“ auf dem realen Schreibtisch herumtollen lassen.

Verbindung & Street Pass
Der 3DS lässt sich über die WLAN-Standards 802.11 b und g, aber nicht n, mit dem Internet verbinden. Es können drei WLAN-Verbindungen eingestellt werden, wird eine vierte benötigt, muss man eine der anderen löschen. Bei der Eingabe des Passworts sind keine Sonderzeichen möglich (dazu gehören beim 3DS auch Rufzeichen und Klammern), was bei WLANs mit einem gutem WPA2-Passwort zu Problemen führen könnte.

Neben einem Schrittzähler, mit dem täglich 10 Münzen verdient werden können, die als Zahlungsmittel in Mini-Games dienen, gibt es mit Street Pass einen weiteren Grund, seinen 3DS immer dabei zu haben. Wird der 3DS nicht komplett abgeschaltet, sondern nur zugeklappt, befindet er sich im Standby-Modus. Geht man jetzt auf der Straße an einer Person vorbei, die ihren im Standby-Modus befindlichen 3DS ebenfalls dabei hat, werden automatisch Kontakte und Miis (Avatare wie beim Nintendo Wii) ausgetauscht. Dieses Feature kann natürlich auch deaktiviert werden. Das Austauschen der Kontakte dient dazu, um Freunde hinzufügen und später online miteinander spielen zu können. Andere Spiele nutzen die Street-Pass-Funktion für Mini-Games. Bei einem vorinstallierten Mini-Game werden die gesammelten Miis gegen Geister in die Schlacht geschickt und bei „Street Fighter“ werden bei Street Pass automatisch Kämpfe zwischen Figuren ausgetragen, die man vorher im Hauptspiel gesammelt hat.

Die Funktion Spot Pass funktioniert ähnlich. Ist der 3DS in Reichweite bestimmter Hot Spots (in Deutschland T-Mobile) lädt er automatisch Bonus-Inhalte zu Spielen oder etwa Trailer zu Filmen herunter. Für Österreich wurde noch kein Spot Pass-Partner bekannt gegeben.

3-D-Filme sollen zukünftig, genau wie Spiele, online im 3DS Store gekauft werden können. Dieser ist allerdings noch nicht zum Start verfügbar, genauso wie ein Webbrowser. Nintendo will diese Funktionen im April/Mai per Online-Software-Aktualisierung nachreichen.

Akku
Die größte Schwäche des 3DS ist der Akku mit einer Kapazität von 1300 mAh. Spielt man im 3-D-Modus und hat Street Pass bzw. WLAN aktiviert, ist der Akku nach drei bis vier Stunden leer. Um die Laufzeit zu verlängern, müsste man in 2-D spielen (was dem Sinn des Nintendo 3DS widersprecht), Street Pass deaktivieren (was eines der interessanteren Features ist), die Helligkeit des Displays reduzieren (das kann sich negativ auf den 3-D-Modus auswirken) und das Gerät komplett ausschalten, anstatt den Standby-Modus zu nutzen (damit ist aber auch Street Pass und Spot Pass deaktiviert). Der Akku kann zwar theoretisch ausgetauscht werden, allerdings muss dazu das Gehäuse des 3DS aufgeschraubt werden.

Als Notlösung für das Akku-Problem legt Nintendo dem 3DS eine Ladeschale bei, die an das normale 3DS-Ladegerät angesteckt wird. Einfach den 3DS in die Schale legen und schon wird er geladen. Die Schale hat eine leichte Schräge und soll so ermöglichen, auch während des Ladevorgangs zu spielen und Filme anzuschauen.

Spiele
Zum Start am 25. März werden 15 3DS-Spiele zur Verfügung stehen, wovon drei Varianten von „Nintendogs & Cats“ sind. Die Spiele sind ab 45 Euro erhältlich und nutzen die Funktionen des 3DS unterschiedlich. 3-D sind sie zwar alle, optisch bringt es bei vielen zumindest einen Aha-Effekt, auf das Gameplay wirkt es sich aber nicht aus. Augmented Reality, die Bewegungssensoren und Street Pass werden auch nicht von allen Games benutzt – einige sind einfach nur Auflagen alter Spiele mit dem Zusatz „3D“ im Namen. Einen Vorteil haben aber alle 3DS-Games gegenüber ihren DSi-Vorgängern: Die Grafik sieht durch die höhere Rechenleistung des 3DS besser aus – auch im 2-D-Modus. Allerdings gibt es im App Store für das iPhone 4 und iPad schon seit einer Weile Spiele, die mindestens genauso gut wenn nicht besser aussehen und noch dazu um bis zu 40 Euro billiger sind.

Der 3DS hat eine Regionssperre – 3DS-Titel aus Japan oder den USA können nicht auf einem europäischen Gerät gespielt werden. Dafür ist es aber möglich DSi-Titel zu spielen, diese aber nur in 2-D. Einen 3-D-Umrechner gibt es nicht. Für DSi-Spiele gibt es keine Regionssperre.

Fazit
3-D allein macht nicht glücklich – in der Verbindung mit Street Pass, Schrittzähler und Augmented Reality ist der 3DS aber ein durchhaus gelungenes Package für mobiles Gaming. Was gegen den 3DS spricht ist der relativ hohe Preis der Spiele, einige der Starttitel kosten 50 Euro. Auch ist noch nicht abzusehen, ob Street Pass in Österreich wirklich Sinn macht. Da der Akku relativ schnell leer ist und damit der Anreiz sinkt, das Gerät immer mitzunehmen (ein 3DS ohne Strom ist höchsten noch ein aufklappbarer Briefbeschwerer), könnte es sein, dass man hierzulande kaum in den Genuss des automatisierten Datenaustausches kommt. Und auch die Augmented-Reality-Anwendungen machen durchaus Spaß, nur hat man unterwegs in der U-Bahn oder dem Flugzeug meistens nicht ausreichend Platz, um den 3DS in alle Richtungen zu schwenken.

Für Gelegenheitsspieler, die Funktionen wie Street Pass ohnehin nicht nutzen werden, ist der Hard- und Softwarepreis zu hoch. Für Core-Gamer werden die zukünftig erscheinenden Spiele ausschlaggebend sein, wie etwa die Remakes von „Zelda: Ocarina of Time“, „Starfox“ und „Kid Icarus“ oder die portable Version von „Dead or Alive“.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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