© Triggertrap

Test

Triggertrap: Smartphone und DSLR wachsen zusammen

Teure Auslöser für DSLR-Kameras waren gestern. Das britische Start-Up Triggertrap möchte mit seinem gleichnamigen Produkt das Endes des Zeitalters von analogen Auslösern für Kameras einläuten. Die Briten machen mit Triggertrap Smartphone und Tablet zum leistbaren Multifunktionstool für ambitionierte Fotografen. Die futurezone hat das Gadget getestet.

Verlockende Funktionen

Die Anpreisungen im Produktvideo auf der Website des Herstellers von Triggertrap klingen zugegebenermaßen verlockend. Als ambitionierter Fotograf befand ich mich auf der Suche nach einem geeigneten Kabelauslöser, um auch endlich scharfe anstatt verwackelter und unscharfer Nachtaufnahmen und Langzeitbelichtungen zu bekommen.

Beim Durchstöbern im Netz bin ich schließlich auf Triggertrap gestoßen. Im Produktvideo wird vor allem die beachtliche Vielzahl von 18 unterschiedlichen Auslösermodi angepriesen.

Denn die Idee von Triggertrap ist es, die Vielzahl der Sensoren, die in unseren Smartphones steckt, für die Fotografie auszunutzen. Wozu noch ein eigenes teures Gerät, wenn man GPS, Gesichtserkennung und Neigungssensoren ohnehin bereits ständig bei sich trägt.

Unterstützung von (fast) allen Fabrikaten

Soweit so gut. Eine erfreuliche Nachricht bereits vorweg: Die Briten führen passende Kabel für quasi noch jedes so exotisch klingendes Kamerafabrikat: Canon, Nikon, Sony, FujiFilm, Olympus, Samsung, Panasonic, Pentax, Sigma, Leica, Lytro, Hasselblad, Contax, Minolta und Kodak - sie alle sind im Sortiment vertreten. Und das zu einem leistbaren: Umgerechnet rund 30 Euro kostet das Testpaket für die Canon 600D.

Auffallend praktisch ist die geringe Größe, das das „Triggertrap Mobile Set“ einnimmt. Es besteht aus zwei Teilen. Dem „Dongle“, das die Signale umrechnet und dem - je nach Kamera - passenden Anschlusskabel. Die App ist schnell heruntergeladen, das Kabel wird in die Kopfhörerbuchse des Smartphones eingesteckt und schon kanns los gehen.

18 Auslösermodi

Insgesamt 18 unterschiedliche Auslösemodi bietet die App. Das lässt wohl das Herz eines jeden Fotografen höher schlagen.

„Einfacher Kabelauslöser“ hört sich für den Anfang einmal ganz gut an. Ich drücke den roten Knopf am Bildschirm meines iPhones. Die Kamera empfängt ein Signal - löst aber nicht aus. Nach einigen weiteren Testversuchen stellt sich heraus, dass ich eine wichtige fotografische Grundregel missachtet habe. Für alle, die ebenfalls noch nie mit Auslöser - egal von welchem Fabrikat - gearbeitet haben, hier ein Tipp, der vielleicht Zeit und Nerven sparen könnte: Am besten zuvor die Kamera fokussieren lassen und danach unbedingt in den MF-Modus (Manueller Fokus) schalten. - Sonst geht leider gar nichts, wie ich in Erfahrung bringen konnte. Da kann auch der teuerste Auslöser nichts daran ändern. Bei Triggertrap kommt hinzu, dass die Ausgabelautstärke des Smartphones auf die höchste Stufe eingestellt werden sollte, da sonst möglicherweise das Signal nicht ordnungsgemäß übertragen werden kann.

Zeitraffer inklusive

Herkömmliche Kabelauslöse funktioniert also ganz gut. Was nun mit den anderen Modi? Triggertrap bietet auch Unterstützung für Zeitraffer. Das Intervall kann bis auf die Hundertstelsekunde adjustiert werden, danach heißt es zurücklehnen, denn alles andere übernimmt die App.
Für gelungene und wirkungsvolle Zeitraffer-Aufnahmen ist es auch hierbei wichtig, die Kamera auf vollständig manuellen Betrieb zu Beginn der Aufnahmen umzustellen und die getroffenen Einstellungen anschließend nicht mehr zu verändern. Auch das funktionierte im Test ohne Schwierigkeiten. (Für die Weiterverarbeitung zu einem Video mithilfe von PC oder Mac ist eine Stapelverarbeitungssoftware wie beispielsweise Adobes Lightroom erforderlich, Anm.)

„TimeWarp“ bietet sogar ein weiteres Feature für Zeitraffer-Fetischisten: Während beispielsweise zu Beginn des Videos das Intervall, in dem die Fotos aufgenommen werden, automatisch beschleunigt wird, vergrößert sich das Intervall bis zum Ende der Aufnahme. Die genaue Geschwindigkeitskurve kann dabei auf dem Smartphone oder dem Tablet adjustiert werden.

GPS, Mikro, Gesichtserkennung und Co. als Auslöser

Aber das war noch lange nicht alles, das Triggertrap zu bieten hat. „DistanceLaps“ beispielsweise funktioniert über die GPS-Funktion des Handys indem je nach einem zurückgelegten Wegstrecke Fotos geschossen werden.

Auch per Klatschen kann ausgelöst werden. Klingt zwar ein bisschen nach Science-Fiction, ist es aber keineswegs. In ruhigen Räumen hatte das Mikrofon des Smartphones kein Problem, ein Klatschen zu erkennen und auszulösen. Wenn sich allerdings mehrere dutzend Personen in der Nähe des Smartphones befinden würden, könnte dies für diesen Auslösemodus zum Problem werden. Dennoch hat man hier mitgedacht und einen Regler einprogrammiert, um die Empfindlichkeit des Mikrofons einstellen zu können.

Auslösung über Bewegungssensor und Gesichtserkennung benötigen allerdings ein wenig Geschick. Denn diese funktionieren nicht über die Kamera selbst sondern über die Handykamera. Sprich die Kamera des Smartphones muss in etwa denselben Bereich wie die Systemkamera erfassen können. Ansonsten sind diese Modi quasi unbrauchbar. Die beste Lösung hierfür ist eine eigene Halterung für das Smartphone, die über den Zubehörshop von Triggertrap angeboten wird und auf dem Blitzanker fixiert werden kann.

WLAN-Fernsteuerung

Besitzt man beispielsweise mehrere iOS-Geräte, können iPhone und iPad auch zusammen verwendet werden. Über die WLAN-Fernauslösefunktion besteht die Möglichkeit, die Geräte zu koppeln. Ein Device (z.B.: iPad) wird als sogenannter „Slave" in der Nähe der Kamera befestigt, empfängt das Signal und leitet es an die Kamera weiter, das andere Gerät (z.B.: iPhone) wird als Master festgelegt und ist befähigt, von der Ferne auszulösen.
Die Installation ist erstaunlich unkompliziert und auch für Laien in nur wenigen Augenblicken durchführbar. Voraussetzung ist lediglich, das sich beide Geräte im selben WLAN-Netzwerk befinden. Auch die Fernauslösung hat im Test problemlos funktionert.

Besonders praktisch: Für die Berechnung des idealen Zeitpunkts für Aufnahmen zu Sonnenunter- beziehungsweise -aufgang haben die Briten einen eigenen Solarrechner, der mittels GPS funktioniert, in die App integriert.

Fazit

Triggertrap ist ein tolles Gadget für alle Fotografen. Sein großer Funktionsumfang und die grundsätzlich lückenlose Funktionalität beeindruckten im Test. Das Preis/Leistungsverhältnis ist unschlagbar und deshalb besonders für Fotografen mit begrenztem Budget allenfalls eine Überlegung wert. Die App ist gratis für Android- und iOS-Geräte downloadbar. Die gesamte Hardware schlägt sich mit etwa umgerechnet rund 30 Euro (Testpaket für Canon 600D) leistbar zu Buche. Mithilfe von weiterem Zubehör sind auch mehrere Blitze über die App fernsteuerbar.

Preis: kostenlos (App) / ca. 30 Euro (Hardware)

Erhältlich für: Android, iOS

Fotos, die mit Triggertrap aufgenommen wurden, sind in einer eigenen Flickr-Gruppe aufrufbar

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Martin Krachler

... ist ein technikbegeisterter Digital Native mit besonderem Hang zu Apps. Motto: "Erst coole Apps machen ein Handy zum Smartphone". Privat ist er außerdem begeisterter Musiker, spielt gerne Volleyball und debattiert öfters mit Freunden und Bekannten über Technik-Themen.

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