Zwischen Klugscheißer-Kühlschrank und künstlichem Katzenhintern
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Am Freitag öffnete mit der IFA in Berlin Europas größte Messe für Unterhaltungs- und Gebrauchselektronik ihre Türen. Während bei anderen vergleichbaren Messen eher neue Handys, Computer oder Gadgets im Vordergrund stehen, geht es bei der IFA stark um den Haushalt.
Unternehmen wie Bosch, Miele oder Siemens haben riesige Stände aufgebaut, wo es dutzende Waschmaschinen, Kühlschränke und Backöfen zu sehen gibt, inklusive Show-Köchen und Statisten, die so tun, als würden sie in der künstlichen Welt leben. Wer im echten Leben nicht genug staubgesaugt hat, kommt auch auf seine Kosten: Auf dem Stand von Hoover kann man den neuen Staubsauger in der virtuellen Realität ausprobieren.
Smarter Haushalt
Nicht vorbei kommt man am „smarten“ Haus. Samsung hat das heuer wörtlich genommen und ein „Connected Living House“ aufgestellt. Betritt man das Zuhause, wird – je nach Tageszeit – automatisch das Licht eingeschaltet und die smarten Rollläden hinaufgefahren. Per Kamera im Kühlschrank hat man im Supermarkt kontrolliert, ob noch genügend Milch für das Frühstück am nächsten Tag da ist. Und die Waschmaschine weiß dank „künstlicher Intelligenz“, wie schmutzig das Hemd beim Pasta-Dinner vergangenen Abend geworden ist und passt Waschzeit und somit Wasser- und Energieverbrauch an.
Der Haushalt kann dabei auch schon mal besserwisserisch rüberkommen. Unter der Bezeichnung „Proactive Customer Care“, die übersetzt so viel wie „proaktive Kundenbetreuung“ heißt, sagen einem die Geräte von LG, was man im Haushalt alles falsch gemacht hat. Wenn man die Reste des Abendessens etwa falsch in den Kühlschrank stellt und dadurch die Luftzirkulation stört, gibt es eine Benachrichtigung auf das Handy. Und falls man zu viel Spülmittel in den Geschirrspüler gegeben hat, raunzt jener auch per App.
Wenn man dann wegen seiner nervigen Haushaltsgeräte gerne ein kühles Bier hätte, es aber zuvor vergessen hat, einzukühlen, gibt es auch eine Lösung: Der Kühlschrank von Electrolux kühlt das Malzgetränk schnell auf die gewünschte Temperatur und alarmiert per App, wenn jene erreicht ist.
Alexa im Ofen
Technisch ist all das heutzutage keine Hexerei. Immer kleiner werdende Computer-Chips machen alles „smart“, was die Hersteller wollen. Die Probleme fangen bei der Bedienung an. Kaum jemand hat einen gesamten Haushalt von einem Hersteller. In Ermangelung eines weitläufigen Standards braucht man im Extremfall für jedes Gerät eine eigene App.
Immerhin lässt sich ein großer Teil der smarten Geräte auch per Sprachsteuerung durch Alexa oder Google Assistant bedienen. Sich ein permanent lauschendes Mikrofon in die eigenen vier Wände zu stellen, ist allerdings nicht jedermanns Sache. Und auch der Mehrwert von so manchen Anwendungen darf angezweifelt werden. „Alexa, öffne den Backofen“ funktioniert etwa bei einem neuen Gerät von Siemens.
Künstliche Katze
Auf noch mehr Interesse als das smarte Haus stoßen bei IFA-Besuchern so manche Kuriositäten. So ist etwa das japanische Start-up Qoobo vertreten. Im Programm hat man einen Roboter-Polster mit Schwanz, der an einen übergroßen Katzenhintern erinnert. Das Streicheln soll entspannen. Zielgruppe sind vorwiegend Senioren und andere Menschen, die sich kein echtes Haustier halten können. Umgerechnet knapp 110 Euro kostet der Roboter-Katzen-Po mit Akku.
Noch bis 11. September läuft die Technik-Ausstellung in Berlin. Erwartet werden insgesamt eine viertel Million Besucher.
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