© Barbara Wimmer

Connected Car

"Auto wird Services wie ein Smartphone haben"

Michael Z. reist am Montag geschäftlich nach München. Sein Flug geht um 8.20 Uhr, er will in der Früh nicht unnötig früh aufstehen. Auf dem Weg zum Flughafen ist aber ein Verkehrsunfall passiert und es hat sich eine kilometerlange Schlange gebildet. Es wäre für Michael Z. praktisch unmöglich, rechtzeitig zum Flughafen zu gelangen, wenn er wie geplant aufstehen würde. Dank M2M-Kommunikation und intelligenter Vernetzung wird er rechtzeitig geweckt. 

Am Weg zum Flughafen kann er sich bequem im Auto bereits einen Parkplatz reservieren und checken, ob der Flug pünktlich ist. Gleichzeitig dreht Michael Z. sein personalisiertes Radio auf. Wenn ihm der Song nicht gefällt, sucht er sich per Gestensteuerung einen anderen aus. Was

klingt, könnte laut Horst Leonberger von der Deutschen Telekom schneller Realität werden als erwartet.

LTE-Hotspot im Auto
Die Deutsche Telekom hat dazu eine eigene Abteilung für die Vernetzung von Autos gegründet, bei der rund 500 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die Umsätze liegen im zweistelligen Millionenbereich. Vor kurzem gab der Konzern Partnerschaften mit Daimler und BMW bekannt, die Online-Dienste und Web-Applikationen im Fahrzeug sowie LTE-Hotspots vorsehen.

"Bis Jahresende wollen wir rund 20 bis 30 unterschiedliche Services anbieten", erklärt Horst Leonberger von der Deutschen Telekom gegenüber futurezone.at auf der CeBIT. Auf der IT-Messe in Hannover wurde der "BMW ConnectedDrive Hotspot" präsentiert, der ab dem Sommer 2013 in Deutschland in der BMW-Mietwagen-Flotte von Sixt integriert sein wird. Bis zu acht WLAN-Geräte können gleichzeitig über eine Breitbandverbindung mit bis zu 100 MBit/s online gehen, heißt es.

Online-Dienste und Echtzeit-Infos
Bei der Partnerschaft mit Daimler würde der Fokus auf neuen Online-Diensten und Web-Apps im Fahrzeug liegen, erklärt Leonberger. Dazu gehören Echtzeit-Verkehrsinformationen, Mobilitätsangebote oder personalisiertes Radio. Die Basis wird eine eigenes multimediales Cockpit sein, das im Auto integriert ist. "Das Fahrzeug wird dadurch künftig wie ein Smartphone update-fähig", sagt Leonberger.

"Man kann über das Fahrzeug-Cockpit Dienste dazu buchen. Hersteller können auf diesem Weg außerdem mit dem Fahrzeugbesitzer kommunizieren. Genauso wie auch Firmen wie Apple oder Samsung haben auch Autohersteller ein Interesse daran, neue Angebote am Bildschirm zu präsentieren", erklärt Leonberger.

Musik-Streaming für Europäer
Neben Daimler und BMW sei man zudem in Gesprächen mit Toyota, so der "Connected Car"-Experte. Man sei außerdem in Gesprächen mit Spotify, um Musik-Streaming ins Auto zu holen. "Wir haben von der Spiele-Branche gelernt und wollen, dass man derartige Dienste wie Spotify, aber auch Video-Streaming-Dienste, intuitiv bedienen kann, etwa per Gestensteuerung", erzählt Leonberger, der Musik-Streaming-Dienste für den europäischen Markt als wichtigstes Zusatz-Service fürs Auto ansieht.

"In China wollen die Leute beispielsweise lieber im Auto unterhalten werden und zwischendurch, wenn sie im Stau stecken, spielen. In den USA sind vor allem E-Call-Funktionen wichtig, weil die Amerikaner sehr auf Sicherheit bedacht sind, in Brasilien hingegen setzen wir auf Track & Trace, denn dort ist Diebstahlsschutz ein großes Thema", so Leonberger über die unterschiedlichen Produkte für die Märkte, die die Deutsche Telekom im Bereich "Connected Car" im Visier hat.

Nicht nur Vorteile zu erwarten
Wie bereits von Datenschützern befürchtet, wird das vernetzte Auto Kunden allerdings nicht nur Vorteile bescheren. Die Deutsche Telekom will beispielsweise auch mit Versicherungsanbietern zusammenarbeiten. Je nach Fahrweise - aggressiv oder defensiv - könnte man durch die Vernetzung der Autos in Folge auch die Versicherungsleistungen anpassen, sagt Leonberger.

"Dabei wird es allerdings nur Bonussysteme geben, ein Autofahrer darf durch seine Fahrweise nicht bestraft werden", erklärt Leonberger. Zudem müsse der Kunde freiwillig auf das neue Modell wechseln. "Wer sich kontrollieren lässt, wird künftig Vorteile haben", sagt der Experte. Künftig sollen die verbauten M2M-Chips auch dazu dienen, dass man den Verkehr besser managen kann, damit man als Autofahrer beispielsweise Staus vermeiden kann.

Automatisiertes Fahren "in zehn Jahren"
Auch das automatisierte Fahren soll praktisch "vor der Tür" stehen. Wenn es nach Leonberger geht, wird es in den nächsten zehn Jahren sukzessive eingeführt. "Wir haben bereits Funktionen wie die Abstandskontrolle oder die automatische Einparkfunktion. Das sind einzelne Elemente des automatisierten Fahrens. Dazu wird in den nächsten zehn Jahren ein Use-Case nach dem anderen dazukommen", so der Experte, der sich bereits darauf freut, wenn künftig Leihautos von selbst direkt vor der Haustür fahren können, oder Elektro-Autos von selbst zur nächsten Stromtankstelle düsen.

Mehr zum Thema

  • Internet der Maschinen als Milliardengeschäft
  • Kei Cars - die Vernunft in Auto-Form
  • E-Lkw mit Oberleitung auf Autobahn geplant
  • Lizenz für autonome Audi-Autos in Nevada
  • Toyota: Computer im Lexus als kluger Beifahrer
  • Fernöstliche Grüße aus der Auto-Zukunft
  • Datennetz für "Internet der Dinge" gestartet
  • Auto sucht sich seinen Parkplatz selbst
  • car2go im Test: Bequemlichkeit hat ihren Preis
  • Wenn der Wecker bei Stau früher klingelt

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

mehr lesen
Barbara Wimmer

Kommentare