An der brenzligen Landung von Singapore Airline SQ327 im Jahr 2011 war zwar kein Hack Schuld, aber auch damals wurde das Landesystem durch Funkstörungen getäuscht

An der brenzligen Landung von Singapore Airline SQ327 im Jahr 2011 war zwar kein Hack Schuld, aber auch damals wurde das Landesystem durch Funkstörungen getäuscht

© Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung BFU

Science

Billiger Hack lässt Flugzeuge neben der Piste landen

Bostoner Sicherheitsforscher haben gezeigt, wie man mittels manipulierten Funksignalen Flugzeuge zu früh oder neben der Piste landen lässt. Dafür verwendeten sie günstige Funkgeräte, die nur wenige Hundert Euro kosten. Mit wenigen Handgriffen sind diese in der Lage, das in fast jedem Flugzeug verwendete Instrumentenlandesystem (ILS) zu beeinflussen. Dabei wird das Funksignal der Flughafenlandebahn von einem stärkeren manipulierten Funksignal überlagert.

Zu weit rechts, zu steil

Der Pilot bekommt dadurch am Bildschirm angezeigt, dass das Flugzeug zu weit rechts ist, obwohl es sich genau mittig über der Landebahn befindet. Wenn er oder der Autopilot dann nach links zieht, setzt das Flugzeug schließlich neben der Piste auf. Ähnliches ist auch beim Anflugwinkel möglich. Das manipulierte Signal suggeriert, dass das Flugzeug zu flach unterwegs ist. Der Pilot stellt das Flugzeug steiler und setzt schließlich früher als angezeigt - im Extremfall vor der tatsächlichen Landebahn - auf. Auch schwerwiegende Crashs sind bei diesen Szenarien denkbar.

Das Problem der sogenannten Instrumentenlandesysteme ist, dass sie aus einer Zeit stammen, als Hacks und Cyberangriffe kein verbreitetes Thema war. Laut den Forschern ist die Durchführung eines derartigen Angriffs aber dennoch unwahrscheinlich. Zwar sind die Komponenten, die für den Hack notwendig sind, sehr billig zu haben. Dass eine Manipulation des Funksignals am Flughafen unbemerkt bliebe, sei beinahe undenkbar.

Zum einen funktioniert der Angriff nur wirklich gut, wenn die manipulierte Antenne und der Funkverstärker direkt im oder am Flugzeug angebracht sind, was angesichts der vorherrschenden Sicherheitsvorkehrungen ein schwieriges Unterfangen ist. Wird das Funksignal vom Boden her manipuliert, müssten die Angreifer das Equipment genau so in der Nähe der Landebahn platzieren, dass das Funksignal des Flughafens überlagert werden kann.

Darüber hinaus sollten die Piloten bei normaler Sicht auch rechtzeitig erkennen, dass die Bildschirm-Anzeige nicht mit der tatsächlichen Außensicht übereinstimmt. Sie werden auf etwaig auftretende Fehler der Software trainiert.

Brenzlige Situationen

Dass Fehlfunktionen beim Landesystemen aber durchaus immer wieder einmal zu gefährlichen Situationen führen können, zeigen Fälle wie der von Singapore Airlines SQ327, bei denen das Flugzeug durch Funkstörungen tatsächlich neben der Piste landete und nach einer scharfen Kurve im Gras ausrollte. Tatsächliche Störungen des Landesystems seien für Piloten immer unangenehm, weil gerade bei stark frequentierten Flughäfen und/oder mit schlechter Sicht wenig Zeit zum Korrigieren bleibe.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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