Tief vergrabene Atomreaktoren liefern Strom für Rechenzentren
Der Unternehmen Deep Fission steckt Atomreaktoren 1.600 Meter tief in die Erde, um sie so günstiger und sicherer zu machen. Jetzt ist die Firma eine strategische Partnerschaft mit dem Infrastrukturunternehmen Endeavour eingegangen. Ziel ist es, die Bereitstellung von kostengünstiger Kernenergie für energieintensive Industrien, insbesondere Rechenzentren, zu beschleunigen. Das erklärt das Unternehmen in einer Presseaussendung.
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Die Zusammenarbeit sieht vor, Kernenergie im Umfang von 2 Gigawatt für Endeavours globales Rechenzentrum-Netzwerk zu liefern. Die ersten Reaktoren sollen bereits 2029 in Betrieb gehen. Demnach wolle man Co2-freien Strom um einen Preis von 5-7 Cent pro kWh liefern. Das ist weniger als die Hälfte der Kosten bei neu gebauten Atomkraftwerken, wie die US-Investmentbank Lazard in einem aktuellen Bericht (PDF) schätzt.
Als Teil des Deals investierte Endeavour in Deep Fission. Zum finanziellen Umfang des Investments gibt es allerdings keine Angaben. Eine entsprechende Anfrage von TechCrunch wollte Deep Fission nicht beantworten.
SMRs in Löchern
Deep Fissions innovative Technologie basiert auf der Platzierung kleiner modularer Reaktoren (Small Modular Reactor - SMR) in 1,6 km tiefen Bohrlöchern. Die Löcher haben dabei einen Durchmesser von nur 76 Zentimeter. Durch die Tiefe könne man sich große und teure Sicherheitsmaßnahmen ersparen, die normalerweise für Atomreaktoren nötig sind. Über 40 Patente hat sich die Firma bereits dafür gesichert. Die Reaktoren würden in der Praxis einfach an Kabel in die Bohrlöcher abgesenkt werden.
Bei den Reaktoren selbst handelt es sich um übliche Druckwasserreaktoren. Dieser Typ von Reaktor wird weltweit am häufigsten bei Akw genutzt. Aber auch Atom-U-Boote nutzen sie. Ein mit dem Reaktor gekoppelter Dampfgenerator wandelt Wärme in Dampf um, der bei Deep Fission über Rohre an die Oberfläche geleitet wird. Eine Turbine erzeugt dort Elektrizität.
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Für Wartung an die Oberfläche
Durch den Einsatzort tief in der Erde sei der Reaktor sicher von Tornados, Überflutung, Tsunamis, Flugzeugabstürzen und terroristischen Angriffen. Dicke Wände und starke Panzerung müsste man so nicht erst teuer bauen.
Nachteil des Designs ist freilich, dass er für Wartungsarbeiten an die Oberfläche befördert werden muss. Das soll allerdings „nur ein bis 2 Stunden“ dauern.
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Genehmigung noch ausständig
Deep Fission hat noch keine Lizenz von der Atomaufsichtsbehörde erhalten. Der Prozess dafür wurde vergangenes Jahr im März eingeleitet.
In den USA soll der ADVANCE Act (Accelerating Deployment of Versatile, Advanced Nuclear for Clean Energy Act) dafür sorgen, dass Genehmigungen für SMRs und andere fortschrittliche Nukleartechnologien in den USA beschleunigt vonstatten gehen. Dadurch sollen Zeit und Kosten für die Markteinführung reduziert werden. Das könnte Deep Fission bei dem ehrgeizigen Zeitplan jedenfalls in die Hände spielen.
Atomstrom für KI-Anwendungen
Kernenergie gewinnt derzeit stark an Bedeutung als Energiequelle für Rechenzentren, insbesondere in den USA. Dies ist vor allem auf den steigenden Energiebedarf durch den KI-Boom zurückzuführen.
Kernkraftwerke liefern konstant Grundlaststrom, was für den 24/7-Betrieb von Rechenzentren wichtig ist. Google plant den Einsatz kleiner modularer Reaktoren ab 2030, um Strom für Rechenzentren zu erzeugen.
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Microsoft reaktiviert das stillgelegte Kernkraftwerk Three Mile Island, um ab 2027 Strom für Rechenzentren zu produzieren. Amazon hat ein Rechenzentrum erworben, das vom Kernkraftwerk Susquehanna mit Strom versorgt wird.
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