© FH Campus Wien

Science

Deutsch lernen für die Wissenschaft

Wer in Österreich studieren oder arbeiten will, muss in fast allen Fällen der deutschen Sprache mächtig sein. Auch die Anerkennung ausländischer Abschlüsse ist mit einem entsprechenden Nachweis verbunden. Das ist für viele Akademiker und Akademikerinnen mit ausländischen Wurzeln eine Herausforderung. Gerade für Asylwerbende mit tertiärem Bildungshintergrund gestaltet sich die Situation oft schwierig, weil adäquate Angebote fehlen. Die FH Campus Wien hat mit Unterstützung des Fonds Soziales Wien ein Projekt gestartet, das hier Abhilfe schaffen soll. Bereits zum zweiten Mal wird im aktuellen Studienjahr ein Deutsch- und Inklusionskurs für Asylwerbende angeboten.

“Im Zuge der Flüchtlingsankünfte 2015 haben sich Geschäftsführung und Mitarbeitende zusammengesetzt, um zu beraten, was die FH Campus Wien hier tun könnte, um zu helfen. Unser Arbeitsfeld ist die Bildung im tertiären Bereich, also haben wir dieses Projekt ins Leben gerufen”, sagt Cornelia Tomasek von der FH Campus Wien. Im Studienjahr 2016/17 startete der erste Kurs. 18 Asylwerbende, die in den Herkunftsländern entweder bereits Hochschulabschlüsse hatten oder ein Studium begonnen hatten, wurden innerhalb von zwei Semestern auf das Deutschniveau B2 gebracht. Das heißt, dass sie nach dem Kurs in der Lage waren, anspruchsvolle Gespräche zu ihren Fachgebieten zu führen. Mit dem Niveau B2 können ausländische Studienabschlüsse in Österreich nostrifiziert werden. Die Teilnehmer sind zwischen 19 und 43 Jahre alt und kommen aus dem Irak, Iran, aus Syrien, Afghanistan und Nigeria.

Großer Andrang

“Der Bedarf nach solchen Kursen ist groß. Wir haben die Teilnehmenden so ausgewählt, dass sie zu den Studienrichtungen passen, die bei uns angeboten werden”, sagt Tomasek. Einige der Kursteilnehmer sind auch gleich an der FH geblieben und haben dort ein Studium begonnen. Andere haben mittlerweile einen Arbeitsplatz in ihrem Berufsfeld gefunden. Im heurigen Kurs sollen die 18 Asylwerbenden sogar bis auf das Deutschniveau C1 gebracht werden. Das entspricht hoher Sprachkompetenz, die auch spontan die Diskussion komplexer Inhalte erlaubt. Der Lehrplan ist straff. Die Kursteilnehmer sind üblicherweise täglich von 9:00 bis 16:30 an der FH Campus Wien, die Mittwoch- und Freitagnachmittage bleiben frei für Behördengänge und andere Alltagserledigungen. “Das Programm ist sehr intensiv, aber die Teilnehmenden sind es gewohnt zu lernen”, sagt Tomasek.

Vormittags werden die Deutschlernenden von zwei professionellen Lehrenden begleitet. Die Nachmittagsbetreuung in Kleingruppen zu je sechs Personen, die zur Wiederholung und zum Üben genutzt wird, übernehmen Studierende der FH Campus Wien. “Die Studierenden genießen die Arbeit mit den Kursteilnehmern, weil es ein gutes Gefühl ist, sinnvolle Arbeit zu tun und dabei auch Freundschaften entstehen”, sagt Tomasek. Neben dem regulären Sprachunterricht ist auch die sozialarbeiterische Betreuung ein zentraler Bestandteil des Angebots und auch die Inklusionskomponente des Kurses wird nicht vernachlässigt. Es gibt beispielsweise Kurse zum Erstellen von Lebensläufen. Bei Ausflügen und Kochworkshops, bei denen Köstlichkeiten aus Österreich und den Herkunftsländern der Asylwerbenden zubereitet werden, steht der gemeinsame Spaß im Mittelpunkt.

Zukunft

“Wir helfen auch bei diversen Problemen im täglichen Leben. Wichtig ist auch, dass wir Struktur in den Alltag bringen und den Teilnehmenden einen Platz zum Lernen bieten. Die nötige Ruhe haben sie in ihren Unterkünften nämlich oft nicht”, sagt Tomasek. Der Kontakt zu den Kursteilnehmern bleibt auch nach erfolgreichem Abschluss bestehen. “Wir haben freiwillige Mitarbeitende, Studierende und Vortragende, die sich mit aktuellen und ehemaligen KursteilnehmerInnen treffen, um gemeinsam ihre Freizeit zu verbringen. Dadurch werden die erworbenen Deutschkenntnisse zusätzlich gefestigt.”, sagt Tomasek.

Der Kurs ist vorerst noch für dieses Jahr gesichert. Die weitere Zukunft des Programms wird sich in den kommenden Monaten entscheiden. “Aus unserer Sicht wäre es wünschenswert, dass es den Kurs weiter gibt. Vielleicht finden sich auch noch andere Institutionen, die derartige Angebote starten wollen. Die Nachfrage wäre jedenfalls gegeben”, sagt Tomasek.

 

Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und FH Campus Wien entstanden.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare