© Anna Frebel

Sternenarchäologie

Deutsche Astronomin entdeckt ältesten Stern

Ein klingender Name ist SMSS0313 – 6708 ja gerade nicht. Doch dahinter verbirgt sich etwas ganz besonderes: der derzeit älteste bekannte Stern. Er ist etwa 13.5 bis 13.7 Milliarden Jahre alt, ein wenig kleiner als unsere Sonne und befindet sich im Sternzeichen der kleinen Wasserschlange. Diese Konstellation ist nur von der südlichen Halbkugel aus sichtbar.

Helium und Wasserstoff

Die Suche nach den ältesten Sternen kommt jener nach der sprichwörtlichen Stecknadel im Heuhaufen gleich. „Die ältesten Sonnen bildeten sich bald nach der Geburt der Universums“, erklärt Anna Frebel, Astronomin am Massachussetts Institute of Technology (MIT). „Davon sind mittlerweile einfach nicht mehr viele übrig.“

Nach dem Urknall gab es zwei Elemente im Kosmos: Helium und Wasserstoff. Die ersten Spuren von schwereren Elemente wie beispielsweise Kohlenstoff oder Eisen bildeten sich im brodelnden Inneren von riesigen Sonnen der ersten Generation. Wenn ein solcher Stern explodierte, sprühte es einen chemischen Cocktail ins All. Eine solche Supernova reicherte somit die nächste Sternengeneration an. „Ein wichtige Gradmesser ist für uns das Element Eisen. Unser neuer Stern ist der eisenarmste, den wir je entdeckt haben.“ Das heißt also: SMSS0313 – 6708 muss der zweiten Generation angehören und ist derzeit der Methusalem aller bekannten Sterne.

Sternenarchäologin schreibt Geschichte

Um im Astro-Jargon zu bleiben: Anna Frebel ist selber ein Shooting Star, eine besonders leuchtende Sternschnuppe, die Licht in die dunkle Vergangenheit des Universums bringt. Die geborene Berlinerin war 2005 noch nicht einmal mit ihrem Studium fertig, als sie den damals ältesten Stern entdeckte. He 1523-0901 befindet sich etwa 7000 Lichtjahre entfernten im Sternbild der Waage und ist mit 13,2 Milliarden Jahren ein Veteran des Alls. „Auf Konferenzen wird er oft einfach als Frebel-Stern bezeichnet“, erzählt die Astronomin mit ein bisschen Stolz. „Den wissenschaftlichen Namen merkt sich ja niemand.“ Über ihre Suche nach dem Frebel-Stern hat sie auch ein erfolgreiches Buch geschrieben. In „Auf der Suche nach den ältesten Sternen“ beschreibt sie, was man als quasi Archäo-Astronomin so treibt. Und das ohne Fachjargon.

Rasterfahndung am Südhimmel

Diese Suche nach den ältesten Sternen ist nicht nur von historischem Interesse. Astronomen hoffen, künftig mehr über die Grundbedingungen von Leben zu erfahren. Den alten Sonnen ist nämlich allen eines gemeinsam: Sie haben keine Planeten. „Wir wollen wissen: Zu welchem Zeitpunkt existierten im frühen Universum genug schwerere Elemente, damit Planeten überhaupt entstehen konnten?“ Die chemische Signatur dafür, wann Planeten sich bilden, wäre quasi auch die biologische Signatur, ab der Leben zumindest potenziell möglich ist.

Anna Frebel hofft, schon bald auf mehr alte Sterne zu stoßen. Grundlage dafür sind die Daten des Skymapper-Teleskops in Australien. Es steckt mitten in der systematischen Durchmusterung des südlichen Himmels.

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Madeleine Amberger

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