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Serie: Technik in Schwellenländern

Ein Nullenergiehaus auf Indienreise

Isabelle Hasleder ist 25 Jahre alt, Öko-Energietechnik-Absolventin der Fachhochschule Wels und Firmenchefin des Start-up-Unternehmens “Inspired to be Green”. Ihre Mission: Energieeffiziente Bauweisen in Indien zu etablieren und damit einen wesentlichen Beitrag zur weltweiten Energieeinsparung leisten. “Fakt ist, dass ein Großteil aller neuen Gebäude in Null-Energie-Bauweise umgesetzt werden kann. Damit könnte der weltweite Energiebedarf und damit auch die Anzahl von gefährlichen Atomkraftwerken sowie umweltschädlichen Kohlekraftwerken reduziert werden”, sagt Hasleder.

Die junge Oberösterreicherin reist derzeit mit ihrem selbst entwickelten “Zero Energy Space”-Haus durch Gebiete wie Chennai, Mumbai, Neu Dehli und Bangalore und präsentiert das 36 Quadratmeter große Konzeptgebäude vor Architekten, Ingenieuren und Bauherren. “Das Einsparungspotenzial in Indien ist schier unerschöpflich”, sagt Hasleder. Mit steigenden Energiepreisen von etwa 0,12 Euro pro Kilowattstunde könnten Effizienzmaßnahmen relativ gut umgesetzt werden.

Einsparungspotenzial
Die Sommertemperaturen in Indiens Großstädten liegen oft bei 40 Grad und so seien Klimaanlagen de facto eine Grundausstattung. Die Kühleinrichtungen machen einen hohen Anteil des Energieverbrauchs aus und sind mitverantwortlich für die landesweite Energieknappheit in Indien, die sich auch in häufigen Stromausfällen widerspiegelt. So verbraucht ein Gebäude im Privatbereich durchschnittlich 258 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, während man mit einem energieeffizienten Haus den Verbrauch auf 141 Kilowattstunden pro Quadratmeter reduzieren könne. Hasleder verspricht mit ihrem Konzepthaus nun gar eine Reduktion auf nur mehr 50 Kilowattstunden im selben Zeitraum.

“Der Zero Energy Space ist kein Produkt, sondern ein innovatives Marketingkonzept”, erklärt Hasleder auf Nachfrage der futurezone. Auf ihrer Präsentationsreise durch Indien habe sie mit dem Modellhaus bereits über 200.00 Menschen erreicht und diverse Architekten und Bauherren dazu begeistern können, ihre Projekte energieeffizienter zu planen und ökologische Produkte zu verwenden. “Es ist Indiens erstes mobiles Nullenergiehaus mit solarbetriebener Klimaanlage, Beleuchtung und Lüftung”, sagt die 25-Jährige, die für ihr engagiertes Projekt als einzige Europäerin in Mumbai mit dem “Womens Achiever Award” ausgezeichnet wurde.

Moderne Bauweise
“Mit einfachen technischen Mitteln lässt sich der Energieverbrauch eines Gebäudes um mehr als 50 Prozent reduzieren”, so Hasleder. Ihr Nullenergiehaus wurde so gebaut, dass man es in einem Stück transportieren kann. Wände, Dach und Boden sind isoliert und von außen mit einer Sonnenlicht-Reflektierung beschichtet, damit die heißen Temperatturen abgeschirmt werden. Klimaanlage, LED-Beleuchtung und Ventilation werden ausschließlich durch Solarenergie betrieben. Auf dem Dach des Hauses ist eine 1-Kilowatt-Solaranlage mit Dünnschichtzellen angebracht, die das Gebäude mit Energie versorgt.

“Wir wollten das Gebäude mit den besten Materialien und Systemen - im Sinne von Energieeffizienz - ausstatten, angepasst an das tropisch heiße Klima in Indien”, erklärt Hasleder. Seit sechs Monaten zeigt die FH-Absolventin auf Bau- und Konstruktionsmessen in Indien nun schon ihr Modellhaus und hat sich hohe Ziele gesteckt.

Start-up in Indien etabliert
Mit dem hinter dem Projekt stehenden Start-up Inspired to be Green, das Hasleder nun seit eineinhalb Jahren leitet, konnte sich die Oberösterreicherin bereits gut auf dem indischen Markt etablieren. Ihr Ziel ist es, auch künftig Ansprechpartner Nummer eins zu sein, wenn es um das Thema “Green Buildings” in Indien geht. Hinter dem Unternehmen steht ein junges Team, das sich aus Architekten, Ingenieuren und Ziviltechnikern zusammensetzt. Inspired to be Green bietet unterschiedliche Services an, unter anderem übernimmt das Start-up auch Marketing für internationale Großkonzerne wie BASF Chemie, Bluestar Klimatisierung oder Roca Sanitär.

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Claudia Zettel

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futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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