FH Campus Wien forscht im Operationssaal der Zukunft
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Im Projekt OP Innovation Center (OPIC) wird an der FH Campus Wien gerade ein Operationssaal errichtet, der es in Zukunft erlauben wird, sowohl die Technik als auch die Abläufe bei Operationen zu analysieren und zu optimieren. “Wir haben das sehr übergreifend angelegt und nutzen unsere Erfahrungen im Bereich der Technik, der Pflegewissenschaft und der Radiologietechnologie, also Themen, an denen an der FH geforscht wird und die in der Lehre der Studiengänge verankert sind. Der OP mit angeschlossenem Vorbereitungsraum und Intensivstation wird eine Spielwiese für Innovationen”, sagt Andreas Posch von der FH Campus Wien im Gespräch mit der futurezone.
Dieser einzigartige Forschungs-OP in Österreich stellt eine wichtige Plattform für Kooperationen mit Unternehmen, mit Betreiber von Krankenanstalten und akademischen Forschungspartner dar. Das Konsortium besteht aus den Firmen MANN+HUMMEL VOKES AIR GmbH, TRILUX Medical GmbH, gsm – Gesellschaft für Sicherheit in der Medizintechnik sowie der FH Campus Wien F&E GmbH als Lead Partner. Gemeinsam arbeiten sie an innovativen Lösungen rund um den Operationssaal. Topaktuelle Forschungsfragen und Know-how aus den Unternehmen, wissenschaftliche und interdisziplinäre FH-Expertise sowie Peer-Review der Ergebnisse und Empfehlungen von der Ostbayerischen Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH-AW) sollen das OPIC zu einer lebendigen und für weitere Kooperationen offenen Forschungseinrichtung machen.
Eröffnung
Der Operationssaal wird am 7. November eröffnet, anschließend beginnt die Pilotphase für die Forschung und die Lehrtätigkeit. Die Gesamtkosten des durch die Wirtschaftsagentur Wien geförderten Projektes belaufen sich auf etwa 1,1 Millionen Euro. Die Gerätschaften sollen allerdings laufend erweitert und durch neues Equipment - geplant ist etwa ein Computertomograph - ersetzt bzw. erweitert werden. Auch die Firmenpartner können ihre neusten Produkte dort testen. Der OP ist mit einer Vielzahl an Sensoren bestückt – wesentlich mehr als sonst im OP üblich –, die genaue Daten zur Erfassung aller wichtiger Parameter liefern, um daraus Erkenntnisse für weitere Optimierungen zu gewinnen.
“Ein wichtiger Teil des Projekts ist die Ausbildung von Fachpersonal. Die Komplexität der medizinischen Geräte und die immer öfter geforderte Vernetzung der einzelnen Komponenten und Systeme bedingen einen hohen Ausbildungsgrad des technischen Fachpersonals. Wir bilden hier in unserem Studiengang Clinical Engineering akademisches Fachpersonal aus, das diese komplexe Infrastruktur implementieren, auf Stand halten, weiterentwickeln und effizient einsetzen kann”, sagt Posch. Daneben soll auch das Zusammenspiel zwischen Pflege, Chirurgie und Technik analysiert und verbessert werden. “ Hier gibt es ein enormes Potenzial an Verbesserungen der jeweiligen Schnittstellen und Abläufe”, erklärt Posch.
OP 4.0
Das Besondere am Operationssaal der FH ist seine Modularität. Die Anordnung ist extrem flexibel und kann praktisch beliebig verändert oder ergänzt werden. Das erlaubt es, möglichst effiziente Konstellationen zu suchen, die in weiterer Folge Kosteneinsparungen in Krankenhäusern ermöglichen sollen. Die FH wird aus den gewonnenen Daten zudem Modelle erstellen, die Architekten und Systemplanern ihre Arbeit beim Aufbau von medizinischer Infrastruktur erleichtern soll.
Durch die zunehmende Vernetzung, die auch vor Operationssälen nicht Halt macht, werden auch die Datenstrukturen und deren Sicherheit zu einem interessanten Forschungsgebiet. “Auch die Erstellung von Energiemodellen ist geplant. Das kann helfen, den nicht unerheblichen Strombedarf in der Intensivmedizin zu senken.”, sagt Posch. Neben der allgemeinen Struktur von Abläufen und technischer Infrastruktur lässt das Umfeld auch das Testen und Entwickeln neuer Bedienkonzepte zu. “Die Geräte werden immer komplexer und die Hygieneanforderungen sind hoch. Hier sind leicht zu reinigende Oberflächen oder gar berührungslose Bedienung gefragt”, sagt Posch.
Tatsächlich operiert wird im Test-OP aber nie ein Mensch werden. “Wir arbeiten hier mit Dummys, die für unsere Zwecke gute und mit der Realität vergleichbare Daten liefern”, sagt Posch. Wenn die Forscher eine vielversprechende Neuerung entdecken, wird diese deshalb in einem weiteren Schritt andernorts in Feldstudien mit echten Patienten weiter untersucht werden. Der Operationssaal steht auch für externe Forschungseinrichtungen und Firmen offen, die dort Innovationen, Produkte oder Dienstleistungen in einem praxisnahen Umfeld ausprobieren können. “Wir wollen hier eine Plattform aufbauen, von der alle profitieren können”, sagt Posch.
Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und FH Campus Wien entstanden.
Kommentare