Forschung: Hightech-Rodeln für Österreichs Olympiateam
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Beim Rodeln im Eiskanal entscheiden üblicherweise Tausendstelsekunden über Sieg oder Niederlage. Nur wenn Athlet und Material perfekt aufeinander abgestimmt sind, können die letzten Sekundenbruchteile aus einer Fahrt gequetscht werden. Das österreichische Rodelteam hat deshalb eine Kooperation mit der FH Technikum Wien begonnen, um zu gewährleisten, dass jedem Athleten das optimale Material zur Verfügung steht. “Die Kooperation ist auf Initiative von Rodellegende Markus Prock zustande gekommen. Wir entwickeln neue Kunststoffkufen und Sitzschalen, die auf jeden Rodler individuell abgestimmt werden. Es geht immer darum, das persönliche Optimum für den betreffenden Athleten zu erreichen”, sagt Anton Sabo, Leiter des Instituts für Biomedical, Health & Sportsengineering an der Fachhochschule Technikum Wien im Gespräch mit der futurezone.
Exakte Messung
Dabei können enorme Datenmengen zustande kommen, vor allem wenn High-Speed-Kameras zur Aufzeichnung der Bewegungen zum Einsatz kommen. Die Bauteile werden dann so entwickelt, dass sie in ihren Eigenschaften, vor allem was die Verwindungssteifigkeit angeht, perfekt mit dem Sportler harmonieren. “Es geht vor allem darum, eine Rodel zu konstruieren, die bei der Ausfahrt aus der Steilkurve einen weichen Übergang ermöglicht, damit sich die Auflagefläche nicht zu tief ins Eis eingräbt und so die Fahrt verlangsamt”, erklärt Sabo.
Personalisierung
Dass das österreichische Rodelteam so analytisch an die Materialproduktion herangeht, ist bei weitem nicht selbstverständlich. “Nicht nur beim Rodeln, sondern insgesamt für den Breitensport wird die Materialentwicklung noch zu bis zu 90 Prozent auf Basis von Trial-and-Error durchgeführt. Hier gibt es bei den Herstellern und Funktionären noch einiges an Aufholbedarf. Selbst große Skihersteller nutzen die inzwischen vorhandene Technik nicht immer. Lediglich Nike und Adidas sind unter den Herstellern hervorzuheben. Die machen „echte Wissenschaft”, sagt Sabo, vor allem für den Spitzensport.
Geheimhaltung
Das Potenzial ist in Österreich auch in anderen Sportarten noch groß. Andere Länder, etwa Großbritannien, sind da laut Sabo schon ein Stück professioneller aufgestellt. Normen fehlen international ebenfalls oft. “Eine der wenigen Normen gibt es bei Skibindungen. Die Auslösemechanismen müssen auf Zehntel-Millimeter genau gefertigt werden. Ohne solche Vorgaben sind auch eventuell notwendige Regressforderungen schwierig”, sagt Sabo.
Zumindest die österreichischen Rodler sind schon heute in der vorteilhaften Situation, dass ihnen auf Basis modernster Messtechnik optimiertes Material zur Verfügung gestellt wird. Damit sollen sie 2018 auch um olympische Medaillen mitfahren. “Das Material allein macht noch keine Sieger, da muss die Kombination aus Athlet, Technik und Rodel passen. Ich hoffe aber, dass die Österreicher vorne mit dabei sein werden”, gibt sich Sabo zuversichtlich.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und FH Technikum Wien. Die redaktionelle Hoheit obliegt der futurezone.
Anton Sabo ist Studiengangsleiter des international einzigartigen Studiengangs „Sports Equipment Technology“ und des Leiter des Instituts für Biomedical, Health & Sports Engineering an der FH Technikum Wien, ein Netzwerkpartner des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI).
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