Ground Control to Major Tom: Zu Besuch bei der NASA
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“Houston, we’ve had a problem”, das sind die wohl berühmtesten Worte, die man mit dem NASA-Kontrollzentrum in Texas verbindet. Die beiden Astronauten der Apollo-13-Mission Jack Swigert und Jim Lovell schickten diese am 13. April 1970 zur Erde, nachdem sich an Bord ihrer Rakete eine Explosion ereignet hatte. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt.
Eben diese Geschichte, dieses Mission Control-Center der NASA, von dem aus auch die erste Mondlandung begleitet wurde, kann man in Houston besuchen. Das Johnson Space Center bietet Touren an, auf denen man einen Blick hinter die Kulissen der Raumfahrtbehörde werfen kann. Dabei bleibt es allerdings nicht nur bei historischen Einblicken wie dem erwähnten Kontrollraum. Besucher haben auch die Möglichkeit, das heute im Einsatz befindliche Kontrollzentrum zu sehen, von wo aus 24 Stunden pro Tag die Astronauten auf der internationalen Raumstation ISS bewacht und behütet werden. Man kann den Rocket Park besuchen oder ein Mittagessen mit einem Astronauten buchen.
Die futurezone hatte die Gelegenheit im Rahmen einer Pressereise die NASA zu besuchen und mit verantwortlichen Managern zu sprechen. Dabei stand nicht nur das NASA-Hauptgelände auf dem Programm, sondern auch ein Besuch des “Neutral Buoyancy Laboratory”. Dort befindet sich ein 13 Meter tiefer Pool, der 62 Meter lang und 31 Meter breit ist. Er wird genutzt, um Astronauten in nachgeahmter “Schwerelosigkeit” für Außenbordeinsätze zu trainieren. Darin versenkt sind real große Mock-ups von Teilen der ISS, an denen die künftigen Raumfahrer üben können.
EVA-Operationen
Diese Außenbordeinsätze bezeichnet die NASA als EVA (Extravehicular Activity). Als wir am Morgen des 5. Oktober im Mission Control Center ankommen, findet tatsächlich gerade eine solche statt. Es muss eine Reparatur am kanadischen Roboterarm der ISS, Canadarm2, vorgenommen werden. An dem Spacewalk nehmen die beiden Astronauten Randy Bresnik und Mark Vande Hei teil. Für uns Besucher heißt das allerdings, dass wir nicht wie geplant den sogenannten White Flight Control Room besuchen dürfen, da die Mission nicht gestört werden darf. Als Ersatz sehen wir einen Kontrollraum, der jenem im Einsatz befindlichen nachempfunden ist und für Übungszwecke dient.
Kein Alleingang mehr
Die goldenen Zeiten der NASA, in denen man komplett auf eigene Faust Missionen plante und umsetzte, sind längst vorbei. “Wir arbeiten nur mehr auf internationaler, nicht mehr auf nationaler Ebene”, heißt es auch von mehreren NASA-Vertretern vor Ort. Das macht natürlich grundsätzlich bei Projekten wie der Internationalen Raumstation Sinn, hat aber schlichtweg auch finanzielle Gründe. Alleine könnte sich die US-Raumfahrtbehörde derlei Unterfangen heute einfach nicht mehr leisten. “Umsetzbar wird das alles erst durch Kooperation mit anderen Nationen”, so der Tenor.
Für das Jahr 2024 hat man bei der NASA eine Vision, bis dahin soll entschieden werden, ob die Space Station fortgeführt wird. Gleichzeitig will man aber auch wieder weiter hinaus in den Orbit. Da stehen zum einen das Projekt “Gateway around the moon” und infolge die geplanten Marsmissionen zur Diskussion.
Zurzeit nutzt man die ISS auch als Vorbereitung für diese Zukunftsprojekte, etwa um Bereiche wie den “Life Support” oder den Bereich der körperlichen Trainings im All zu verbessern. Beides sind Voraussetzungen, um derart weite Reisen wie zum Mars unternehmen zu können. Auch der Bereich der Kommunikation wird hier eine Herausforderung darstellen, wie ein NASA-Manager erklärt. Bis eine Nachricht vom Mars auf der Erde ankommt, also etwa, wenn die Astronauten in einer Notlage sind, würde es mit heutiger Technologie eine 40-minütige Verzögerung geben. Das bedeutet, dass die Mission Control nicht in Echtzeit wie bisher eingreifen könnte und die Astronauten stärker auf sich allein gestellt wären.
“Momentan kann jeder Astronaut aus dem All innerhalb von drei Stunden auf der Erde sein. Die Entfernung zum Mond beträgt jedoch fünf Tage und jene zum Mars sechs Monate”, erklärt der NASA-Manager. Das seien grundlegend andere Bedingungen für die man sich für die Zukunft rüsten müsse.
Essen macht glücklich
Ein Thema wird uns bei dem NASA-Besuch aber fast noch ein bisschen eindringlicher näher gebracht: Das Essen im All. “Essen ist extrem wichtig, gutes Essen hält die Crew bei Laune und nur eine glückliche Crew ist eine gute Crew”, werden wir aufgeklärt. Deswegen macht man sich bei der NASA unentwegt Gedanken darüber, wie man die Astronauten am besten versorgen kann. Auf der ISS funktioniert es so, dass grundsätzlich jedes Land, das gerade jemanden im All hat, für die Verpflegung dieser Personen verantwortlich ist. Es sei aber gang und gäbe, dass die Astronauten dann untereinander Essen tauschen. “Man kann es sich ein bisschen wie mit dem Pausenbrot auf dem Schulhof vorstellen”, witzelt man in Houston.
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