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Handys registrieren die Ausbreitung von Malaria

Die kenianische Regierung hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Bis 2017 will sie Malaria eliminieren. Das Ziel scheint nicht unrealistisch, denn über die letzten Jahrzehnte sind die Ansteckungsraten stetig gesunken. Was man nun miteinkalkulieren muss, will man Malaria in Kenia tatsächlich ausrotten, zeigt die Studie eines US-Forscherteams in der Fachschrift „Science" auf. „Man muss darüber im Sinne von Import-Export von Infektion denken", erklärt Caroline Buckee, Epidemiologin an der Harvard School for Public Health. Gemeint sind damit die Folgen, wenn Leute aus Malaria-freien Regionen in verseuchte reisen, bzw. umgekehrt.

Und so verläuft die Übertragungskette: Grundsätzlich erfolgt die Ansteckung durch den Stich einer, mit dem Malaria-Parasiten infizierten weiblichen Anopheles-Mücke. „Die meisten Leute, die in Malariaregionen leben, haben keine Symptome, wissen also nicht einmal, dass sie den Parasiten im Blut tragen." Wenn nun mit Malaria Infizierte auf der Reise unterwegs übernachten, können sie von Malaria-freien Moskitos gestochen werden, infizieren also ihrerseits das Insekt, das nun zum Wirt wird und andere Leute ansteckt.

Reisen als Infektionsquelle
Das Forscherteam analysierte die anonymisierten Handydaten von 14.816.521 Kenianern – mehr als einem Drittel der kenianischen Bevölkerung – im Zeitraum vom Juni 2008 bis Juni 2009: Wo sie lebten, wohin sie reisten, welche Route sie nahmen, wo sie übernachteten.

Die Forscher kombinierten die Handydaten mit eine Landkarte des Malaria Atlas Project über das Infektionsrisiko. Diese Kombinationsanalyse bot erstmals eine schlüssige Erklärung für so genannte Hot Spots im westlichen Hochland sowie in einigen Vororten Nairobis, obwohl es dort – vergleichsweise - nur wenige infizierte Moskitos gibt. Doch in beiden Fällen registrierten die Forscher viele Besucher aus der Region um den Viktoriasee. Dort zählt man die mit Abstand meisten Malariafälle des Landes. Und die Bürger um den Viktoriasee sind zudem besonders reiselustig. Die Bewohner der zehn Prozent der Siedlungen mit dem allerhöchsten Infektionsrisiko sind besonders häufig unterwegs, nämlich 29 Mal pro Jahr. Die Bürger der übrigen 90 Prozent der Dörfer unternahmen nur 20 Trips.

Eine Möglichkeit also, auf Neuansteckungen gefasst zu sein und Bekämpfungsmaßnahmen bereit zu halten, ist jene Region zu identifizieren, wo Leute aus den verseuchten Gebieten besonders oft und gerne hinfahren. Orte, von denen Infektionsgefahr ausgeht bzw. wo sie droht, lassen sich sehr genau bestimmen, meint Caroline Buckee. „Die Karten über die Malaria-Verbreitung haben eine Auflösung von einem mal einem Kilometer. Diese Kombination von „

" mit detaillierter epidemiologischer Information stellt einen Riesenschritt vorwärts dar."

Handys zunehmend im Dienst der Gesundheit
Handys kommen mittlerweile allerort zur Bekämpfung von Seuchen zum Einsatz. Von Grippe bis zu Cholera, wie etwa nach dem Erdbeben 2010 in Haiti. Ein Drittel der Haitianer hatte Handys. Das Hilfsteam des schwedischen Karolinska Institutes verfolgte mithilfe des Mobilfunkanbieters, wohin die Menschen vom Zentrum des Ausbruchs, bei der Stadt St.Marc, hinflüchteten. Denn, so die Überlegung, genau dort müsste mit den nächsten Fällen zu rechnen sein. Und genau so war es auch. Doch dank der Überwachung der Handys konnten Einsatzteams rechtzeitig vorgewarnt werden, was der auf sie zukommende Flüchtlingsstrom mit sich brachte.

Im Norden Kamobdschas an der Grenze zu Thailand läuft ein Pilotprogramm zum Einsatz von Handys gegen medikamentenresistente Malaria. 3000 Freiwillige informierten die Bezirkbehörden via Handy, wenn ihnen ein neuer Fall unterkommt und verabreichen auch Medikamente. Die epidemiologische Information wird auch an eine zentrale Datenbank in der Hauptstadt sowie an Google Earth übermittelt. Auf der so erstellten Landkarte lassen sich entstehende Hot Spots schon früh identifizieren. Das Handy wird auch als Therapiehilfe eingesetzt. Die Freiwilligen erinnern Patienten daran, ihre Medizin zu nehmen.

Etwas nach diesen Prinzip könnte sich Caroline Buckee auch für Kenia vorstellen: Eine Art Warnsystem für Reisende, die aus oder in eine Gegend mit hohen Malaria-Infektionsraten fahren. „Einfach eine Text-Message, die daran erinnert, nicht auf das Moskitonetz zu vergessen."

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