Künstlerische Darstellung des Kepler-16-Systems mit Kepler-16b

Künstlerische Darstellung des Kepler-16-Systems mit Kepler-16b

© NASA/JPL-Caltech

Science

Hunderte Exoplaneten mit zwei Sonnen entdeckt

Exoplaneten mit zwei Sonnen waren lange nur etwas für Science-Fiction-Fans. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist wohl der Wüstenplanet "Tatooine", die Heimat von Anakin und Luke Skywalker in Star Wars. Erst 2011 gelang NASA-Wissenschaftlern mithilfe des Kepler-Weltraumteleskops der eindeutige Nachweis, dass derartige Exoplaneten, die zwei Sterne umkreisen, auch tatsächlich existieren. Der entdeckte Planet wurde auf den Namen Kepler-16b getauft.

Ein Planet mit zwei Sonnen

Ungeachtet der spektakulären Entdeckung gingen Wissenschaftler weiterhin davon aus, dass derartige Planetensysteme aufgrund der komplexen Anziehungskräfte mit zwei Sonnen extrem selten sind. Doch diese Ansicht war offenbar falsch, wie der Astrophysiker Paul M. Sutter in einem Artikel für Space.com ausführt. Das ergab eine neue Analyse von Millionen Sternen und entdeckten Exoplaneten, die vom ESA-Weltraumteleskop seit 2013 erfasst und katalogisiert wurden.

Eigentlich gibt es nur zwei Szenarien, bei denen Planeten mit den komplexen Gravitationskräften zweier Sterne zurecht kommen. Sind diese sehr weit entfernt, kann der Planet um einen Stern kreisen - der andere ist aus Planetensicht dann wie ein hell leuchtender Stern am Himmel sichtbar. Im anderen Fall sind die beiden Sterne eng beieinander - der Planet kreist dann in sicherer Entfernung um die Doppel-Sonne, wie wenn es nur ein Himmelskörper wäre.

300 Exoplaneten entdeckt

Diese unwahrscheinlich wirkenden Konstellationen dürften viel häufiger verbreitet sein als gedacht. So fanden die Forscher beim Durchforsten der entdeckten Exoplaneten 300 Exemplare, die mit einer Doppelsonne ausgestattet waren. Eigentlich hatte die Wissenschaft Doppelsterne bisher bei der Suche nach (bewohnbaren) Exoplaneten ignoriert, weil sie deren Vorkommen so unwahrscheinlich hielt. Bei den nun gefundenen 300 Planeten dürfte es sich um Konstellationen handeln, in der die Doppelsterne vom Teleskop fälschlicherweise als ein Stern wahrgenommen wurden.

Sutter spricht von jahrzehntelanger wissenschaftlicher Befangenheit: "Da wir nicht oft nach Planeten in binären Sonnensystemen Ausschau gehalten haben, haben wir auch kaum welche gefunden. Wir haben nicht nach etwas gesucht, daher haben wir es nicht gefunden." Die Erkenntnis, dass solche Konstellationen so häufig vorkommen, sollte unbedingt bei der Suche nach neuen Exoplaneten berücksichtigt werden, lautet das Plädoyer des Forschers.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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