Forscher: Bewohnbarer Planet um Schwarzes Loch ist möglich
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Astrophysiker der Schlesischen Universität Opava in Tschechien haben ein Gedankenexperiment durchgeführt, das zu einem erstaunlichen Ergebnis geführt hat. Sie überlegten, ob bewohnbare Planeten theoretisch in der Nähe eines Schwarzen Loches existieren könnten, so wie das im Science-Fiction-Film Interstellar von 2014 gezeigt wird. Unter bestimmten Voraussetzungen könnte das tatsächlich funktionieren, berichtet das Magazin Science.
Mindestgröße
Erste Voraussetzung für den bewohnbaren Planet ist, dass das Schwarze Loch eine gewisse Mindestgröße hat. Die Forscher setzen den Wert bei 163 Millionen Sonnenmassen an. Zum Vergleich: Das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße wird auf vier Millionen Sonnenmassen geschätzt. Das unlängst entdeckte, bisher größte Schwarze Loch im Universum, kommt auf 40 Milliarden Sonnenmassen. Die Mindestgröße liegt also im Bereich des Möglichen. Rund um solch riesige Schwarze Löcher kommt es zu weniger Störeinflüssen, die Planeten normalerweise zerreißen würden. Der Bereich um das Schwarze Loch müsste außerdem relativ frei von Material sein, etwa wie es in besonders alten Galaxien der Fall ist. Würden Objekte in Anwesenheit eines Planeten in das Schwarze Loch gezogen, würde dies Strahlungsausstöße hervorrufen, die Leben auf dem Planeten verunmöglichen würden.
Wahnsinnige Geschwindigkeit
Eine weitere Voraussetzung wäre, dass das Schwarze Loch sehr schnell rotiert. Die Forscher gehen davon aus, dass es annähernd Lichtgeschwindigkeit sein müsste, um stabile Umlaufbahnen um den Ereignishorizont des Schwarzen Loches zu ermöglichen. Der Haken dabei: Bisher ist kein Mechanismus bekannt, der Schwarze Löcher auf eine derartige Rotationsgeschwindigkeit beschleunigen könnte.
Halber Himmel schwarz
Angenommen diese Voraussetzungen treffen zu, könnte ein bewohnbarer Planet in einer Umlaufbahn um das Schwarze Loch existieren. Die Wissenschaftler überlegten auch, wie es auf solch einem Planeten aussehen würde. Ihren Berechnungen zufolge müsste das Schwarze Loch beinahe die Hälfte des Himmels ausfüllen. Vom Rand des Schwarzen Loches würde eine so genannte Pseudosonne strahlen. Dabei handelt es sich um kosmische Hintergrundstrahlung, die an sich im Mikrowellenbereich erkennbar ist. Die Strahlung würde durch die Anziehungskraft des Schwarzen Loches in sichtbare Frequenzbereiche verschoben werden.
Intellektuelle Übung
"Ich weiß nicht, welche Art von Leben in solch einer Umgebung entstehen könnte", meint Pavel Bakala, der leitende Autor des Forschungsberichts, der im Fachmedium Astrophysical Journal veröffentlicht wurde. Im Jahr 2017 wurde bereits ein ähnlicher Bericht veröffentlicht, der zu demselben Schluss kommt, nun aber wurden exaktere Berechnungen zu dem Thema geliefert. Laut Bakala handelt es sich bei der Idee eines bewohnbaren Planeten um ein Schwarzes Loch um ein Gedankenexperiment, das als intellektuelle Übung gedacht war, u.a. um Studenten mehr über Thermodynamik beizubringen. Im Grunde sei es völlig unklar, wie ein Planet überhaupt auf eine stabile Umlaufbahn um ein Schwarzes Loch gelangen kann. Sobald sich der Planet dem Loch minimal annähert, ist sein Schicksal besiegelt.
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