Neue Zeitreise-Studie weckt falsche Erwartungen
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Das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat gemeinsam mit anderen Institutionen eine neue Studie veröffentlicht. Diese soll laut Angaben der beteiligten Wissenschaftler eine Lücke in der Theorie zu Zeitreisen geschlossen haben. Ein Bericht darüber, dass diese Studie besage, dass Zeitreisen theoretisch möglich sind, hat es bis in die ORF-Sendung "Zeit im Bild 2" geschafft. Dadurch geweckte Erwartungen, dass nun Zeitreisen für Menschen machbar sind, werden jedoch allerorts gedämpft.
Quantenphysik umgangen
"Ist das ein Schritt Richtung Zeitmaschine?", fragt etwa Wissenschaftsjournalist Florian Aigner per Twitter und beantwortet die Frage sogleich selbst: "Nein, natürlich nicht." Die neue Studie stellt lediglich fest, dass die allgemeine Relativitätstheorie entgegen bisheriger Vermutungen dazu taugt, um bestimmte Zeitreisephänomene zu erklären, heißt es auch in der Presseaussendung der ÖAW. Damit umgeht man die Quantenphysik - die zweite große Theorie, um die physikalischen Zusammenhänge im Universum zu erklären -, die zu dem Thema noch zahlreiche Fragen aufwirft.
Kurven
Die neue Studie behandelt spezifisch so genannte geschlossene zeitartige Kurven (CTCs). Florian Aigner erklärt diese mit folgendem Beispiel: "Zwei Billardkugeln fliegen durch den Weltraum, stoßen zusammen und versenken einander dadurch in zwei Wurmlöcher, die beide Kugeln in der Vergangenheit ausspucken, und zwar genau so, dass sie zusammenstoßen und einander in zwei Wurmlöcher versenken... und so weiter."
Großvater
Die ÖAW veranschaulicht seine Arbeit an CTCs mit dem Großvaterparadoxon. Wie bereits in den 1990er-Jahren gezeigt wurde, kann man theoretisch nicht in der Zeit zurückreisen, seinen eigenen Großvater töten und damit die eigene Existenz auslöschen. Eine derartige Handlung müsste ja bereits Teil der Lebensgeschichte des Großvaters sein, wodurch sie gar nicht erst möglich werden könnte.
Dieser zeitlich-kausale Zusammenhang konnte bisher nur mit Hilfe der Quantenphysik untersucht werden. Die Studienautoren haben aber gezeigt, dass die klassische theoretische Physik sehr wohl Lösungen für das Problem bereithält, die nicht in Widerspruch zu lokalen Gesetzen der Physik stehen.
Gedankenspiel
Wie sich diese Erkenntnis genau in die Praxis umlegen ließe, ist unklar. Laut Aigner sei die Studie "ein Gedankenspiel, das helfen soll, die Relativitätstheorie besser zu verstehen", die Studie stelle aber "in keiner Weise den Anspruch ein erster Schritt Richtung Zeitmaschine zu sein." Zeitmaschinen blieben weiterhin Science Fiction.
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