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Intelligente Haushalte

NÖ: Heizung per Smartphone-App steuern

Die EVN bietet ihren Kunden seit Anfang Dezember ein neuartiges Steuerungsmodell für Heizungssysteme an. Damit lassen sich Heizkörper per Smartphone-App oder Web-Portal steuern, auch wenn man gar nicht zu Hause ist. Zwar kann man bereits seit längerem mit Thermostaten die Raumtemperatur für vordefinierte Uhrzeiten programmieren, doch mit der EVN-Lösung lässt sich jetzt individueller als bisher in die Steuerung eingreifen.

In Deutschland gibt es derartige intelligente Heizungssteuerungen bereits seit einiger Zeit, in Österreich ist die EVN der erste Energieversorger, der seinen Privatkunden eine solche Lösung anbietet. "Das wird vermutlich nicht lange so bleiben", spekuliert Stefan Zach, Kommunikation-Leiter der EVN, gegenüber der futurezone. Auch andere Energieversorger arbeiten an intelligenten Lösungen im Bereich "Smart Home".

"Großes Interesse"
"Wir haben die Lösung zuerst ein paar Monate lang mit Testkunden ausprobiert. So konnten wir Fehler und Software-Probleme noch in der Entwicklungsphase beheben", fügt Zach hinzu. Denn natürlich habe nicht von Anfang an alles reibungslos funktioniert. Vor allem Software-seitig gab es Probleme. Nun sei die Lösung bei "ein paar Dutzend" Haushalten eingebaut und funktioniere sehr gut, so Zach. Es gebe zudem ein "großes Interesse".

Mit der intelligenten Heizungssteuerung kann man beispielsweise auch mit einem unregelmäßigen Arbeitsrhythmus eine halbe Stunde bevor man nach Hause kommt die Heizung im Wohnzimmer einschalten. Das funktioniert via Smartphone-App, die fürs iPhone und für Android-Smartphones zur Verfügung steht. "Über einen Mobile Client kann man aber mit jedem internetfähigem Handy z.B. auch BlackBerry zugreifen, nachdem man sich eingeloggt hat. Die Benutzeroberfläche dafür sieht gleich aus wie bei den nativen Apps", erklärt Zach.

Doch das ist nicht der einzige Vorteil des Systems. Wenn man vergessen hat, ein Fenster zu schließen, bleibt die Temperatur so lange reduziert, bis das Fenster wieder zugemacht wird - oder man dem System etwas anderes befiehlt (das wäre allerdings nicht sehr energieffizient). Ob das Fenster geöffnet ist, erkennt das System durch einen Fensterkontakt, der im Paket mitgeliefert wird. Mit einem Eco-Taster lässt sich zudem per Knopfdruck die Temperatur regeln, wenn man das Haus betritt oder verlässt.

Selbstinstallation

Die komplette EVN-Lösung "SmartHome" kann von den niederösterreichischen Kunden seit Anfang Dezember um 99,90 Euro käuflich erworben werden. Damit alles wie geplant funktioniert benötigt man ein Heizungssystem mit Heizkörpern (keine Elektro-, Wand- oder Fußbodenheizung), einen Windows-PC (mit XP, Vista oder Windows 7), einen Internet-Router, einen Breitband-Internetanschluss und einen Webbrowser (Internet Explorer ab Version 8, Firefox ab Version 3).

Der Kunde muss sich die Lösung nämlich selbst installieren. "Wenn sogar ich das installieren kann, dann ist es ziemlich einfach", meint Zach. Auch Menschen mit einer "technisch wenig ausprägten Begabung" würden die Installation bewältigen.

So funktioniert das System
Im Paket mitgeliefert wird ein "SmartHome Cube", den man via Router und Internet-Verbindung in Betrieb nimmt und der das Kernstück darstellt, zwei Heizkörperthermostate inklusive Adapter, ein Fensterkontakt und ein Eco-Taster. Für den "Cube" wird zudem eine monatliche Nutzungsgebühr von 2,50 Euro fällig, da dieser nur gemietet werden kann. Weitere Heizkörperthermostate können für 29,90 Euro pro Stück, weitere Fensterkontakte für 19,90 Euro pro Stück dazugekauft werden.

Und so funktioniert das System: Die Eingabe, zu welcher Uhrzeit die Heizung auf- und abgedreht werden soll, erfolgt über den Windows-PC und das eigens entwickelte Web-Portal der EVN, über den mobilen Client oder über die Smartphone-App (fürs iPhone und Android).

Befehle per Funkverbindung
Das zentrale Steuerelement Cube gibt diese Befehle per Funk an die speziellen EVN-Heizkörperthermostate weiter. Hier werden derzeit nur die Thermostate des Herstellers eQ3 unterstützt. Ergänzt wird das System durch die Fensterkontakte zur Reduzierung der Heiztemperatur beim Lüften sowie durch den Eco-Taster, der mit einem Knopfdruck die Heiztemperatur reduziert.

Wenn beispielsweise die Internet-Verbindung ausfällt, könne man das System über sein lokales Netzwerk steuern. Die Steuerventile lassen sich notfalls auch manuell bedienen, erklärt Zach. "Das Programm läuft ansonsten so weiter, wie man es eingestellt hat", fügt er hinzu.

Zahlt sich das überhaupt aus?
Laut Zach sollen mit dieser Lösung die Heizkosten um rund 20 Prozent verringert werden. Er beruft sich dabei auf eine Studie des Fraunhofer Instituts. "Das ist allerdings immer von der Ausgangssituation abhängig. Bei schlechtem Ausgangszustand kann auf jeden Fall so viel gespart werden. Bei einem Niedrigenergiehaus in gutem Zustand ist es ein bisschen weniger, etwa zehn Prozent", erklärt Zach.

Wenn man davon ausgeht, dass eine niederösterreichische Durchschnittsfamilie bestehend aus vier Personen in einem Haus mit 150 Quadratmetern rund 2000 Euro pro Jahr an Heizungskosten hat, kann sich der Kauf eines "SmartHome"-Systems bereits innerhalb des ersten Jahres rentieren.

Selbst wenn nur rund 300 Euro, also rund fünfzehn Prozent, an Kosten eingespart werden, hat diese (fiktive) Familie mit 99,90 Euro, 30 Euro Miete für den "Cube", drei weiteren notwendigen Thermostaten für rund 90 Euro und zwei weiteren Fensterkontakten für rund 40 Euro die Anschaffungskosten innerhalb eines Jahres wieder drin.

Gute Absicherung notwendig
Für energiebewusste Kunden, die mehr Einfluss auf ihre Steuerungsmöglichkeiten haben wollen, könnte die "Smart Home"-Lösung daher durchaus eine Investition wert sein. Man sollte dann allerdings seine Login-Daten für das Webportal sorgfältig wählen (ein wirklich gut ausgeklügeltes Passwort, das man nur für diesen einen Dienst verwendet) und auch den Router entsprechend absichern.

Wer bereits ein programmierfähiges Heizkörper-Thermostat hat, dieses auch benutzt und sich dabei an gängige Energiespartipps hält, kann vermutlich weniger einsparen als von der EVN prognostiziert. Denn man vergisst schließlich nicht jeden Tag sein Fenster nach dem Lüften zu schließen. Hier sollte man sich genau überlegen, ob einem die zusätzlichen Funktionen den Preis wert sind.

Schaltbare Steckdosen
Die EVN möchte künftig weitere Lösungen im Bereich "Smart Home" auf den Markt bringen. So seien als nächster Schritt schaltbare Steckdosen geplant, das sind sogenannte Zwischenstecker, die per Funk EIN/AUS geschaltet und programmiert werden können.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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