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Privatsphäre

Österreichs Schüler stehen Facebook kritisch gegenüber

Der Netkompass ist eine Online-Informationsplattform, die Schüler seit Ende Juni über Datenschutz und Privatsphäre im Internet aufklärt. Die Inhalte werden ausschließlich von Jugendlichen erstellt. Entstanden ist das Projekt im Rahmen eines Forschungsprogramms des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung an der FH Oberösterreich in Hagenberg (die futurezone berichtete). Mittlerweile ist der Netkompass seit etwas mehr als fünf Monaten im Netz verfügbar, das Angebot wird laufend durch neue Beiträge erweitert. Die wissenschaftliche Studie, die projektbegleitend stattfindet, liefert nun erste Ergebnisse.

"Wir haben eine qualitative Untersuchung darüber durchgeführt, wie das Verhältnis der Jugendlichen zu Privatsphäre aussieht. Im nächsten Schritt werden wir auch eine repräsentative, qualitative Befragung durchführen", sagt Projektleiterin Tanja Jadin. Die bereits abgeschlossenen qualitativen Interviews lassen darauf schließen, dass Privatsphäre für die Schüler, die am Projekt mitgearbeitet haben, ein wichtiges Gut darstellt. "Die Jugendlichen beharren auf ihrem Recht, für sich zu behalten, was sie möchten. Was dabei als privat eingestuft wird, schwankt aber. Die Telefonnummer ist für manche schon sensibel, für andere nicht. Familiäre Probleme etwa sind aber für alle sehr privat", so Jadin.

Facebook, WhatsApp und YouTube

Die befragten Jugendlichen haben vor ihren Interviews allerdings schon Workshops zum Thema Datenschutz im Netz absolviert. "Die Tendenz zu sozial erwünschten Antworten muss bedacht werden", erklärt Jadin. Die von den Jugendlichen am häufigsten genutzten Anwendungen im Social Web sind Facebook, WhatsApp und YouTube. Für den Umgang mit diesen Diensten haben sich die Schüler verschiedene Strategien zurechtgelegt. "Bei Facebook gibt es die längste Erfahrung und eine Menge Medienberichterstattung, die zum vorsichtigen Umgang mit Daten mahnt. Hier sind die Jugendlichen am kritischsten und nutzen die Plattform weniger aktiv als früher", so die Projektleiterin.

Teilweise werde das Verhalten, das die Schüler zu Beginn ihrer doch schon mehrjährigen Facebook-Karrieren an den Tag gelegt haben, heute bereits als peinlich empfunden. Bei anderen Diensten ist der Umgang laut Jadin deutlich weniger kritisch: "Bei WhatsApp steht der Nutzen im Vordergrund, dass auch hier Daten gesammelt werden, wird kaum wahrgenommen. Das liegt einerseits an der privateren Natur der Kommunikation auf der Plattform, andrerseits an der spärlichen Aufklärungsarbeit der Medien, die sich eher auf die großen sozialen Netzwerke einschießen."

Unangenehme Kontaktanfragen

Dazu kommt, dass gerade bei Facebook viele der befragten Schüler schon schlechte Erfahrungen gesammelt haben. "Kontaktanfragen etwa werden sehr genau geprüft, weil viele schon unangenehme Erlebnisse hatten", sagt Jadin. Solche Strategien verbreiten sich laut der Untersuchung auch schnell. "Die Jugendlichen orientieren sich an ihrem sozialen Umfeld. Wenn jemand zu viel von sich preisgibt, gilt das beispielsweise schnell als peinlich", beschreibt Jadin.

Facebook-Freundschaften zwischen Schülern und Eltern oder Lehrern gibt es auch, das hängt laut den FH-Forschern aber stark von den zwischenmenschlichen Beziehungen im realen Leben ab. "Coole Lehrer werden dem Freundeskreis hinzugefügt, manche Eltern auch. Hier spiegelt sich das Offline-Leben im Netz", erklärt Forscherin Jadin. Der Netkompass selbst wurde auf Wunsch der Schüler ebenfalls mit Facebook-Like-Buttons ausgestattet.

Weitere Forschung

Detailiertere und vor allem auf die ganze österreichische Jugend umlegbare Erkenntnisse erhoffen sich die Forscher der FH Hagenberg von der qualitativen Befragung, für die bereits mit den Landesschulräten kommuniziert wird. In den kommenden Monaten sollen zudem neue Inhalte in den Netkompass aufgenommen werden und eine Evaluierung der bestehenden Beiträge erstellt werden. Unterstützt wird die FH Hagenberg dabei von der HLW Freistadt und dem BORG Hagenberg. Das Projekt läuft noch bis Ende September 2014.

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