Pilotprojekte zur E-Medikation gestartet
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„Wir kämpfen seit rund zehn Jahren um die E-Medikation. Pro Jahr gibt es in Österreich an die 130 schwere Arzneimittelzwischenfälle, weil die Menschen Medikamente einnehmen, die sich nicht mit einander vertragen“, sagte der Seniorenvertreter Andreas Khol in der Apotheke des Präsidenten der Österreichischen Apothekterkammer in Wien-Donaustadt. Er forderte vor allem ältere Menschen auf, sich an dem System zu beteiligen.
Das EDV-System soll jetzt neun Monate lang getestet werden, bevor es in auf ganz Österreich ausgedehnt wird. In den Testregionen leben rund 500.000 Krankenversicherte.
Teilnahme auf freiwilliger BasisAn den Pilotprojekten beteiligt sind die Regionen Oberösterreich (Bezirke Wels, Wels-Land, Eferding und Grieskirchen), Wien (Donaustadt und Floridsdorf) und Tirol (Bezirke Reutte, Imst und Landeck). Dort nehmen insgesamt etwas mehr als hundert Ärzte, etwa 50 Apotheken und in jeder Region mindestens ein Krankenhaus (Wien: SMZ- Floridsdorf, SMZ-Ost; Oberösterreich: Klinikum Wels-Grieskirchen; Tirol: Bezirkskrankenhaus Reutte, Krankenhaus St. Vinzenz/Zams und Uniklinik Innsbruck) teil.
Für die Patienten ist die Teilnahme in den jeweiligen Regionen kostenlos und freiwillig. Sie müssen zunächst einmal beim Arzt oder Apotheker schriftlich ihrer Beteiligung zustimmen sowie jeweils mündlich bei Benützung des Systems. Dieses funktioniert über die eCard, die Daten werden aber nicht auf der Karte gespeichert.
Wechselwirkungen geprüftDurch die E-Medikation sollen die Arzneimittelverschreibungen und die Medikamentenabgabe für die teilnehmenden Patienten sicherer gemacht werden. Dazu sollen Ärzte, Apotheker und Spitäler die entsprechende Software erhalten. Über diese lässt sich abrufen, welche Arzneimittel der Patienten verschrieben und eventuell zusätzlich (rezeptfrei) in der Apotheke gekauft hat. Verzeichnet werden soll auch, welche Arzneimittel in der Apotheke für den einzelnen Patienten wirklich abgegeben wurden. Es erfolgt eine Prüfung auf potenzielle Wechselwirkungen und auf eine eventuelle Mehrfachverschreibung eines Medikaments, zum Beispiel durch Hausarzt und Facharzt.
Gesundheitsminister Alois Stöger, der am Freitag seine eCard zückte und die Einverständniserklärung für die Teilnahme zur E-Medikation gab: „Ich denke, dass der heutige Tag zu einer Qualitätsverbesserung im Gesundheitswesen führen wird.“ Krankenhäuser, Ärzte und Apotheken sollten in der medikamentösen Behandlung von Patienten auf diese Weise besser zusammen arbeiten können.
Apotheken machen den AnfangNoch funktioniert der Test noch nicht in allen Regionen gleichermaßen, sondern befindet sich noch im Aufbau. Die Ärzte sollen erst ab Mitte April mit der notwendigen Software ausgestattet werden. Auch die Spitäler sollen erst hinzukommen. In der Österreichischen Apothekerkammer hatte man am Donnerstag erklärt, dass bereits um die 40 der etwa 50 geplanten teilnehmenden Apotheken mit Anfang April bereits angeschlossen seien. Vom Tiroler Apothekerkammerpräsidenten Martin Hochstöger kamen hingegen massive Zweifel an der Funktionstüchtigkeit des Systems.
Dies ist auf die notwendige komplexe Abstimmung zwischen Apotheken-Software, e-Medikations-Software, Ordinations- und Spitalssoftware sowie auf die erforderliche enge Kooperation zwischen Ärzten, Apothekern und Krankenhäusern zurückzuführen. So werden die Apotheker in den ersten Wochen die von den Ärzten verschriebenen und in der Apotheke abgegebenen Arzneimittel noch selbst eingeben müssen. Das soll ja später in den Ordinationen geschehen. Für die Tests wird eine Beteiligung von rund zehn Prozent angestrebt.
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