Schlaganfall: Leseschwache Angehörige schwer zu informieren
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"Nach einem Schlaganfall sind die Angehörigen des Patienten sehr wichtige Bezugspersonen, um die Gesundheit des Patienten wiederherzustellen bzw. zu erhalten. In vielen Fällen sind es direkte Angehörige, die in der ersten Zeit nach der Entlassung aus dem Krankenhaus pflegebedürftige Patienten nach einem Schlaganfall versorgen", sagt Simone Grandy von der FH Campus Wien. Diese Betreuung in der ersten Zeit nach dem Krankheitsgeschehen ist besonders wichtig, weil das Risiko für einen zweiten Schlaganfall hoch ist.
"10-15% der Patienten erleiden im ersten Jahr erneut einen Schlaganfall. Das ist nicht nur furchtbar für die Patienten, sondern kostet das Gesundheitssystem auch viel Geld. Wenn neben den Patienten auch die Angehörigen durch die Pflegepersonen in den Krankenhäusern gut informiert werden, könnte dies ein wichtiger Beitrag zur Prävention eines erneuten Schlaganfalles sein", sagt Grandy. Besonders schwierig ist die Aufklärung von Angehörigen, wenn diese wenig formale Bildung mitbringen oder Schwierigkeiten mit der Sprache haben.
In den gesellschaftlichen Gruppen, die diese Kriterien erfüllen, ist die Zahl der Schlaganfälle durch sozioökonomische Gegebenheiten überproportional hoch. "Zahlen der Angehörigen, die aufgrund sprachlicher Barrieren Schwierigkeiten haben, Informationen zu verstehen, fanden wir in unserer Literaturrecherche keine. Wir wissen aber aus der Erfahrung, dass es hier im stationären Setting Bedarf gibt und Personen aus dieser Gruppe sich oft nicht fragen trauen", sagt Brigitte Braunschmidt, Leiterin der Forschungsgruppe am Studienstandort, der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), am Sozialmedizinischen Zentrum Süd/Kaiser Franz Josef Spital in Wien, der in Kooperation mit der FH Campus Wien geführt wird.
INCoPAS
Hier setzt das Projekt INCoPAS (Informational Needs of Caregivers of Persons with Acute Stroke) des Studienstandorts im KAV in Kooperation mit der FH Campus Wien an. Durch qualitative Befragungen erheben Forscher, wie maßgeschneiderte Information für diese Zielgruppe aussehen sollte, um eine möglichst gute Betreuung der Patienten zuhause sicherzustellen. "Die Angehörigen sollten wissen, wie sie einen erneuten Schlaganfall erkennen, welche Rehabilitationsangebote es gibt und an welche Stellen sie sich wenden können", erklärt Projektleiterin Grandy. Der Verein Schlaganfall Selbsthilfe Wien, die Plattform Gesundheitskompetenz und das Kaiser-Franz-Josef-Spital arbeiten mit dem Fachhochschulkooperationsstudienstandort und der FH Campus zusammen und liefern Input.
Die Bedürfnisse der Angehörigen werden im Rahmen des Projekts abgefragt. Wie die Inhalte am besten aufbereitet werden, wird nach Abschluss der Erhebung entschieden. Aus anderen Projekten, etwa in Berlin, weiß man, dass Piktogramme eine Möglichkeit sein können, um Informationen an Personen, die Schwierigkeiten mit Texten haben, zu vermitteln. Bei der Verbreitung gibt es ebenfalls mehrere Möglichkeiten, etwa die Erstellung einer Broschüre oder einer Informations-App.
Zentral ist auch die personalisierte Aufklärung durch Pflegepersonen in den Krankenhäusern. Am Ende des Projekts soll ein Leitfaden stehen, der eine gute Gesprächsqualität sicherstellt. "Wichtig ist, dass die Information von Anfang an und immer an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst verfügbar ist, sowohl durch persönliche Beratung als auch in schriftlicher Form", sagt Braunschmidt.
Die Einrichtung einer zentralen Informationsstelle wäre ebenfalls eine mögliche Maßnahme. "Wir wollen Personen mit wenig Ressourcen und Motivation helfen, besser mit der Situation eines Schlaganfalls im Umfeld umzugehen. Wenn wir unsere Analyse abgeschlossen haben, könnte in einem neuen Projekt die konkrete Umsetzung angegangen werden und ein zielgruppengerechtes, gutes Informationsmaterial für Angehörige regional angeboten werden", sagt Grandy.
Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und FH Campus Wien entstanden.
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