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Nachwuchsproblem

USA geht die Technikelite aus

Mit einer Arbeitslosenrate von durchwegs zehn Prozent will die Berufswahl in den USA inzwischen wohlüberlegt sein. Viele amerikanische Studenten ziehen seither ein schnelles Bachelorstudium, das konkrete Jobchancen bietet, einem langen, mitunter teuren Doktorratsstudium vor. Die Folgen werden an den Forschungsunis und in der Hightech-Industrie deutlich: ohne ausländische Studierende ließe sich die Nachfrage nach Wissenschaftlern längst nicht mehr bedienen.

2009, so die Zahlen der staatlichen Forschungsförderungsstelle National Science Foundation (NSF), gingen etwa 57 Prozent der Doktorate in den Ingenieurwissenschaften an Studenten mit Visum. In Fächern wie Physik und Chemie liegt der Wert bei 44 Prozent. Zu den Doktoranden mit Visum kommen jene, die eine dauerhafte Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung besitzen. So sind in den Ingenieurwissenschaften rund 16 Prozent der Studierenden ohne Visum asiatischer Abstammung. Sie besitzen entweder eine Green Card oder sind asiatische Amerikaner.

Rückholprogramme aus China
Zwar bleiben viele der Absolventen für den weiteren Verlauf ihrer Karriere in den USA - in den letzten 15 Jahren mehr als die Hälfte. Doch auch das beginnt sich langsam zu ändern. Attraktive Rückholangebote, insbesondere aus China, konfrontieren die USA mit einem bisher nicht gekannten Brain Drain. Ein viel zitiertes Beispiel ist die Heimkehr des chinesischen Molekularbiologen Yigong Shi, einem der Stars an der Princeton University. 2008 sicherte sich Shi eine Projektfinanzierung vom Howard Hughes Medical Institute über zehn Mio. Dollar. Kurz darauf legte er den Etat zurück und trat eine Position an der Pekinger Tsinghua-Universität an.

“Junior-Nobelpreis”

Dass die Entwicklung tiefer greift, wird auch beim als „Junior-Nobelpreis“ geltenden Intel Science Talent Search (Intel STS) deutlich, dem renommiertesten Nachwuchsforschungswettbewerb für Jugendliche. 2011 hatten nur 12 der 40 Finalisten Eltern, die in den USA geboren wurden, so eine Erhebung der Studie der National Foundation for American Policy. Deutlich zeigt sich bei dem Bewerb der Erfolg des Visaprogramms “H1-B” - der traditionelle Weg, um hochqualifizierte, ausländische Arbeitskräfte ins Land zu holen. Auf den US-Durchschnitt gerechnet, kam nur rund ein Prozent der Bevölkerung auf diesem Weg ins Land. Bei den Eltern der Intel STS-Finalisten beträgt der Wert 60 Prozent.

"No Child Left Behind"
Dass sich künftig wieder mehr Amerikaner für naturwissenschaftliche und technische Studien entscheiden, dafür soll unter anderem Präsident Obamas Plan sorgen, die F&E-Investitionen auf den höchsten Wert seit dem “Wettlauf ins All” anzuheben. Unter anderem sollen Forschungszentren für Alternativenergien die besten Köpfe anlocken. Die Message dabei an Schüler: auch hier gibt es Geld und Jobs.

Besonders wichtig ist nach Ansicht vieler Experten, dass Obama mit dem unter Präsident George W. Bush verabschiedeten Gesetz “No Child Left Behind” (NCLB) aufräumt. Das Programm war gedacht, um eine Standardisierung der High School-Ausbildung und höhere Qualität an öffentlichen Schulen herbeizuführen. Deren Budget hängt seither vom Abschneiden bei einheitlichen Leistungstests ab.

In der Praxis verkommt NCLB vielerorts zu einer lediglich auf Tests ausgerichteten Schulausbildung. Die Vermittlung von zusammenhängendem Wissen bleibt auf der Strecke - und damit auch das Verständnis der Schüler für Naturwissenschaften und Technik.

Geht es nach Obama, und reichen die Mittel, dann sollen durch die Initiative “Educate to Innovate” innerhalb der nächsten zehn Jahre 100.000 neue Lehrer für Mathematik, Naturwissenschaften und Technik hinzukommen und helfen, den Trend umzukehren.

Der Intel Science Talent Search ist ein US-Forschungswettbewerb für begabte Oberstufenschüler im Bereich Mathematik, Naturwissenschaften und Technik. Der Bewerb wurde 1942 gegründet, seit 1998 sponsert Intel den Preis. Jedes Jahr treffen sich die 40 Finalisten in Washington für einen Wettstreit um die ersten zehn Plätze. Der Hauptpreis beträgt 100.000 Dollar.

2011 holte sich der 17-jährige Evan Michael O’Dorney den Sieg. Der Kalifornier verglich zwei Verfahren zur Ermittlung von Quadratwurzeln. Dabei löste er auch Gleichungen, die für die Verschlüsselung von Daten interessant sein könnten.

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