Bei der Mammografie könnte man mit Watson künftig Krebs in einem Stadium erkennen, in dem Ärzte noch eine andere Diagnose aufschreiben würden.
Bei der Mammografie könnte man mit Watson künftig Krebs in einem Stadium erkennen, in dem Ärzte noch eine andere Diagnose aufschreiben würden.
© Willbrasil21/Getty Images/iStockphoto/THINKSTOCK

Forschung

Watson hilft Radiologen bei der Krebs-Diagnose

IBM investierte erst unlängst mehr als eine Milliarde Dollar in sein kognitives Computersystem und begann damit, Entwickler zu motivieren, Apps für Watson zu entwickeln. Bei IBM fragte man sich außerdem: Kann man den Computer auch dazu bewegen, zu denken und zu handeln wie ein Arzt? Dazu startete der Technologiekonzern ein langfristiges Forschungsprojekt, bei dem auch die Medizinuni Wien mit einer Abteilung am AKH beteiligt ist.

Bilderkennung

„Es geht darum, Bilder zu analysieren, um Krebs zu erkennen“, erklärt Wissenschaftlerin Flora Gilboa-Solomon von IBM Israel. Dazu wurde der Supercomputer mit mehreren Tausend Bildern und Arztdiagnosen gefüttert. Der Computer soll durch die Bildanalyse erkennen, ob ein Tumor heranwächst.

Erprobt wird das gerade in den Bereichen Brustkrebs mit Mammografie-Bildern und Herzkrankheiten mit Computertomografien. Im Schnitt müssen sich Radiologen rund 200 Aufnahmen pro Tag ansehen. Da immer gleich konzentriert zu sein, ist die Herausforderung, bei der der Computer Abhilfe schaffen kann. „Radiologen sehen nach sechs Stunden Arbeit oft nicht mehr dasselbe wie am Beginn ihres Dienstes. Hier könnte ihnen die Maschine assistierend helfen“, sagt Gilboa-Solomon.

Empfehlungen

„Watson findet am Bild Unregelmäßigkeiten und übersetzt diese automatisch in die Sprache, die auch Radiologen verwenden. Dann gibt er eine Empfehlung ab. Der Radiologe hat die Möglichkeit einzugreifen und sich das Bild genauer anzuschauen“, so die Forscherin über die Vorteile, die der Computerassistent mit sich bringt.

Bei IBM hat man bereits eines rausgefunden beim Testen: Ärzte mögen es nicht, wenn ihnen ihr Computersystem etwas vorschreibt. Deshalb werden die Bilder von Watson auch nur analysiert, ohne Optionen vorwegzunehmen. Außerdem werden die Ergebnisse visualisiert dargestellt.

Am „Imaging Research Lab“ in Wien arbeiten 20 Wissenschaftler, Computerspezialisten und Ärzte daran, die Bilderkennung zu verbessern. „Die Vorhersage von Tumoren ist immer kritisch“, sagt Georg Langs von der Medizinuni Wien. Davon hängen schließlich auch die richtige Medikation und die richtigen Schritte ab, die zu erfolgen haben.

Zulassung frühestens ab 2017

Derzeit will IBM noch keine Daten darüber rausrücken, wie gut die Bilderkennung bereits funktioniert. Am Anfang, als Watson noch fleißig am Lernen war, weil er mit vielen, neuen Bildern gefüttert wurde, habe es auch einige Fehldiagnosen und Ungenauigkeiten gegeben, so Gilboa-Solomon.

Nach dieser "ersten Phase" jedoch wieder bergauf. Da Watson in den USA als Medizingerät von der zuständigen Behörde zugelassen werden muss, wird es auch an dieser liegen, die Genauigkeit zu beurteilen. Dieser Prozess soll im Jahr 2017 beginnen, so der Plan von IBM. "Derzeit ist das System noch nicht kommerziell im Einsatz, sondern wir arbeiten nur mit ausgewählten Spitälern zusammen."

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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