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Wie Elon Musk die Erde mit Satelliten-Internet versorgen will

Elon Musk kurbelt derzeit nicht nur den Wettkampf zwischen Weltraum-Raketenunternehmen an, sondern auch den beim Satelliten-Internet im All. Die US-Aufsichtsbehörde FCC hat am Mittwoch einem entsprechenden Antrag von Musk zugestimmt, ein US-Breitbandnetz per Satellit aufzubauen.

Satelliten-Internet könne vor allem dort nützlich sein, wo Bürger per Glasfaserkabel oder Mobilfunk nicht erreicht werden können, so der FCC-Chef Ajit Pai in seiner Begründung. Pai hat zudem gesagt, dass er den Antrag von Musk genau geprüft habe.

Erste Satelliten am Samstag

Die FCC hat im vergangenen Jahr bereits die Zustimmung für drei ähnliche Projekte wie OneWeb, Space Norway oder Telesat erteilt. Damit ist SpaceX das vierte Unternehmen, das eine derartige Genehmigung erhalten hat. Sie gilt auch für Gebiete außerhalb der USA.

Bereits diesen Samstag soll der Startschuss für das SpaceX-Projekt „Starlink“ erfolgen, wenn die Satelliten MicroSat 2a und 2b an Bord einer Falcon-9-Rakete in die Erdumlaufbahn aufbrechen. Damit eröffnet Musk die erste Phase seiner Breitband-Satelliten-Tests, die ursprünglich für Ende 2017 anvisiert waren.

Die Starlink-Pläne

Die „Starlink“-Pläne von Musk sehen vor, dass es bis 2024 überall auf der Welt Satelliten-Breitband-Internet geben soll. Insgesamt möchte das Weltraum-Unternehmen SpaceX 4.425 Satelliten in den Orbit bringen, die einen flächendeckenden, weltweiten Service möglich machen sollen. SpaceX hat gegenüber der FCC angegeben, dass die ersten funktionsfähigen Satelliten bis Anfang 2019 bereit sein sollen.

Laut einem Bericht von „Ars Technica“ soll Starlink einige entscheidende Vorteile gegenüber anderen Firmen haben und wäre in dieser Form auch das erste seiner Art. Anders als bisheriges Satelliten-Internet sollen sie der Erde wesentlich näher und dort nicht fix stationiert sein, sondern umherkreisen. Sie bewegen sich im sogenannte Low Earth Orbit (LEO-Bereich), das heißt bis zu 2000 Kilometer von der Erde entfernt.

Low Earth Orbit

Die Demo-Satelliten sollen sich 511 Kilometer von der Erde entfernt befinden, während Satelliten bisheriger Anbieter wie etwa HughesNet rund 35.400 Kilometer von der Erde entfernt sind. Die finalen Starlink-Satelliten sollen sich dann in einer Entfernung von 1.110 Kilometern bis 1.325 Kilometern aufhalten. „Es gibt Vorteile, dass die Satelliten so nahe an der Erde sind, aber auch einige Nachteile. Ein stationärer Aufenthalt auf einem fixen Punkt ist dadurch nicht möglich“, erklärt Walter Ehrlich-Schupita vom Institute of Telecommunication an der Fakultät für Elektro- und Informationstechnik an der TU Wien im Gespräch mit der futurezone. Hier müssen Antennen der Satellitenumlaufbahn entlang nachgezogen werden.

Ein Vorteil ist, dass die Latenzzeiten wesentlich geringer sind als in Erdumlaufbahnen, die weiter von der Erde entfernt sind. SpaceX sagt, dass es auf ein Gigabit pro Sekunde Geschwindigkeit bei einer Latenzzeit von 25 bis 35 Millisekunden kommen wird. Damit kann man von dem Angebot, das Musk plant, tatsächlich von „Breitband“ sprechen. Die derzeitigen Satelliten, die Internet im All zur Verfügung stellen, kommen laut FCC auf eine Latenzzeit von 600 Millisekunden.

Laut Ehrlich-Schupita hängt die Geschwindigkeit, die erreicht wird, ähnlich wie bei Mobilfunknetzen von der Sende- und Empfangsqualität ab und davon, wie viele Nutzer gleichzeitig auf das Satelliten-Internet zugreifen werden. „Das wird sich nicht von herkömmlichen Mobilfunknetzen unterscheiden“, so der Experte.

Tests mit Bodenkontakt

SpaceX selbst hält sich, was weitere Details zu Starlink betrifft, derzeit bedeckt und beruft sich auf das Firmengeheimnis. Anhand der Dokumente, die das Unternehmen bei der FCC eingereicht hat, ist jedoch ersichtlich, das der Testlauf am Samstag Bodenstationen sowohl an den SpaceX-Standorten in Redmond, Brewster und Hawthorne anfunken soll, sowie Bodenstationen in Texas und bei Teslas Hauptquartier im kalifornischen Fremont. Auch die Kommunikation der Satelliten mit mobilen Bodenstationen in Lieferwagen soll ausprobiert werden.

Laut Ehrlich-Schupita könnten die Knackpunkte des „Versuchs“, wie er das Satelliten-Internet-Projekt von Musk bezeichnet, die Sendeleistung der Satelliten sowie die Qualität der Datenübertragung durch eine Verschiebung der Frequenzen sein. Er kritisiert zudem, dass zur großflächigen Versorgung mit 4.425 „sehr viele Satelliten“ notwendig seien. „Was da bereits jetzt im All herumfliegt, ist erschreckend.“ Bisher war Satelliten-Internet zudem immens teuer und wurde vor allem von „Premium-Nutzern“ wie Armeen oder Hilfsorganisationen in entlegenen Gebieten  genutzt.

OneWeb, das erste Unternehmen, dem die FCC eine Genehmigung für Satelliten-Internet erteilt hat, will seinen Service ab 2019 in Alaska anbieten. Boeing arbeitet an einem ähnlichen Angebot. Zum Vergleich: In Österreich beliefert derzeit etwa A1 entlegene Orte mit Internet via Satellit. Die Preise beginnen bei 40 Euro pro Monat für zwei Gigabyte Datenvolumen bei Geschwindigkeiten von fünf Mbit/s für den Download, 99 Euro für 100 Gigabyte Daten und 22 Mbit/s Upload.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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