Science

Wie man Menschen dazu bringt, Insekten zu essen

Insekten werden als die Proteinquelle der Zukunft gehypt. Je nachdem welche Studie man liest, könnten sie nicht nur die Nahrungsmittelknappheit die durch Überpopulation droht ausgleichen, sondern auch Klimakatastrophen abwenden, da viel weniger CO2-Ausstoß, Umweltverschmutzung und Grünflächenversiegelung entsteht, als bei der traditionellen Nutztierlandwirtschaft.

Allerdings müssten die Menschen dazu die Insekten auch tatsächlich essen wollen. Vielen graust bei dem Gedanken, Mehlwürmer oder Maden zu verspeisen – selbst wenn diese in Pulverform oder in appetitliche Häppchen gepresst nicht mehr als Insekten zu identifizieren sind. Eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Bern will jetzt aber herausgefunden haben, wie man Menschen in der westlichen Welt die neue Proteinquelle schmackhaft machen kann.

Vernunft ist out

Bisher wurde an die Vernunft der Menschen appelliert. Es wurden all die Vorzüge von Insekten als Nahrungsquelle hervorgehoben, vom Tier- über den Klimaschutz bis zur persönlichen Gesundheit – schließlich enthalten Käfer und Würmer keine Hormone, Antibiotika, Schwermetallbelastungen oder ähnliches. Das hat bisher aber kaum funktioniert. Der neue Trick: Insekten als exotische Luxus-Artikel anpreisen.

Für einen Versuch wurden 180 zufällig ausgewählte Passanten der Kölner Fußgängerzone gebeten, neue Speisen zu verkosten. Erst als diese zusagten, wurde ihnen eine Werbung für ein insekten-basiertes Nahrungsmittel gezeigt und ein Flyer zum Lesen gegeben. Danach durften sie Trüffel-Pralinen verkosten, die mit ca. 20 Mehlwürmern gefüllt waren.

Einige der Werbungen priesen die oben genannten Vorteile an für Umwelt und Gesundheit sowie Fair Trade. Andere Werbungen präsentierten die Insekten als Delikatessen, exotisch oder voll im Trend. Die Forscher waren überrascht, dass die Vernunft-Gruppe viel seltener bereit war die Pralinen zu verkosten, als die Delikatessen-Gruppe. Die Delikatessen-Gruppe gab im Fragebogen nach der Verkostung dem Geschmack eine viel bessere Bewertung, als die andere Guppe.

Emotionale Entscheidung

Die Forscher vermuten, dass das Essen von Insekten in der westlichen Welt eine emotionale anstatt eine rationale Entscheidung ist. Dadurch mache es mehr Sinn, an die Gefühle der Konsumenten zu appellieren, anstatt an deren Gewissen.

Die Studie hat mehrere Mängel. So ist das Sample mit 180 Personen klein und der Ort war nur auf eine Stadt, genauer gesagt auf einen Punkt in einer Stadt, beschränkt. Zwar kann man vermuten, dass in anderen Länder die Menschen ähnlich agieren werden (sonst gäbe es dort nicht dieselben Umweltprobleme), allerdings müsse man dies trotzdem überprüfen.

Auch ist fraglich, ob eine Praline nicht zu „harmlos“ als Testobjekt ist. Die Forscher argumentieren damit, dass jemand, der Mehlwurm-Pralinen probiert hat, tendenziell eher geneigt sein wird, auch Mehlwurm-Burger zu probieren. Die Idee Insekten so als Luxusprodukt zu verkaufen, quasi als Appetitanreger, um den Menschen zu zeigen, dass nichts Schlimmes daran ist, könnte also durchaus funktionieren.

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