Wie sich Viren beim Singen verbreiten
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Chöre wurden in der Corona-Krise als Virenschleudern dargestellt. In mehreren Ländern gab es Fälle, in denen Proben und Konzerte, die vor den Ausgangsbeschränkungen stattfanden, Infektions-Hotspots waren. In Österreich wurde etwa ein Chorwochenende eines Gesangsvereins als Ursache für viele Neuinfektionen im Bezirk Perg ausgemacht.
Um festzustellen, wie „gefährlich“ Gesang wirklich ist, hat der Chorverband Österreich zusammen mit der MedUni Wien ein Experiment durchgeführt. Dabei ging es um den Aerosol-Ausstoß, also kleinste Tröpfchen, die in der Luft schweben und das Coronavirus verbreiten können. Zuvor wurde vermutet, dass beim Singen diese Tröpfchen weiter weg geschleudert werden als beim Sprechen. Internationalen Studien zufolge ist das aber nicht der Fall.
Für das Experiment wurden semiprofessionelle Chorsänger der Wiener Singakademie sowie der Wiener Sängerrunde eingeladen, die stellvertretend für den Amateurbereich stehen. Sie sangen mit verschiedenen Techniken, sowie mit Maske und Gesichtsschild.
Sichtbare Luft
Um die Ausbreitung sichtbar zu machen, atmeten die Sänger ein Gemisch aus Sauerstoff und zerstäubter 0,9-prozentiger Kochsalzlösung durch Tuben in die Nasenöffnungen ein. Beim Ausatmen entsteht dadurch eine sichtbare „Wolke“. Diese wird von hinten beleuchtet, während die Sänger vor einem schwarzen Hintergrund stehen. So werden die Aerosole auf Fotos sichtbar und die Ausbreitung lässt sich messen.
Laut den Tests war die Nebelwolke um Nase und Mund der Sänger, die beim normalen Ein- und Ausatmen sowie beim Singen entsteht, in etwa 0,5 Meter groß. Die maximale Ausdehnung, vor allem nach vorne, lag bei 0,9 Metern. Dies gilt für alle Singtechniken – bei einigen kommt es allerdings zu einer größeren Wirbelbildung. Wie erwartet reduzierten Gesichtsschild und Maske die Ausdehnung vor allem nach vorne.
Starkes Ausatmen vermeiden
Um zu testen, wie weit sich maximal die Aerosolwolke ausbreiten kann, wurden die Sänger gebeten, besonders heftig auszuatmen. Der Basssänger schaffte so eine Ausdehnung der Wolke von 1,5 Metern. Da dies keine normale Technik beim Chorgesang ist, kommt die MedUni Wien zum Schluss, dass eine Ausdehnung der Atemluft bei den Sängern von mehr als einem Meter nicht zu erwarten ist. Starkes Ein- und Ausatmen solle aber vermieden werden.
Der Chorverband ist erfreut vom Ergebnis des Experiments. Es zeige, dass der Aerosol-Ausstoß beim Singen dem beim Sprechen sehr ähnle. Man empfiehlt Chören einen Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten und Proberäume „wirkungsvoll“ zu lüften.
Die Untersuchung mit Bildmaterial kann hier als PDF angesehen werden.
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