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Segway Navimow i105

© Florian Christof

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Segway Navimow i105 im Test: Was taugt ein kabelloser Mähroboter?

Den kabelgeführten Mährobotern geht es an den Kragen. Jetzt schlägt die Stunde der kabellosen Mäher.

Es ist bereits 12 Jahre her, seit ich 10 Mähroboter miteinander verglichen habe. Noch heute werde ich auf den Testbericht angesprochen. Meist mit der Frage, ob es denn nicht endlich praktikable Lösungen gäbe, bei denen Mähroboter ohne Begrenzungskabel navigieren können.

Die kurze Antwort: Ja, gibt es längst. Mit dem Navimow i105 von Segway wollte ich nun herausfinden, ob das auch wie gewünscht funktioniert. Und vor allem, wie aufwendig die Inbetriebnahme eines kabellosen Mähroboters ist.

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Segway Navimow i105

Das Problem mit dem Kabelsalat

Wie sich herausgestellt hat, sind die kabelgeführten Mähroboter nicht ganz wartungsfrei. Wie mir mehrfach zugetragen wurde, ist nach dem Winter der Begrenzungsdraht oft durchtrennt. Bevor der Mähroboter nach dem Winterschlaf seine erste Runde drehen kann, muss der Draht repariert werden. 

Die Stelle zu finden, wo der Draht geflickt werden muss, ist meist ziemlich mühsam und nur mit Spezialwerkzeug oder einem einfachen Radio möglich. Viele sind dennoch auf fachkundige Hilfe angewiesen, wodurch gleich mehrere Hundert Euro zusammenkommen.

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Kabelbruch – ein riesiges Ärgernis bei herkömmlichen Mährobotern

Wie findet sich der kabellose Mähroboter zurecht?

Für die Navigation nutzt der Navimow i105 in erster Linie eine fix stationierte RTK-Antenne (Real-time kinematic positioning), die ihm als lokale Referenz dient. Die Antenne sowie der Roboter selbst greifen aber ebenso auf Navigationssatelliten (GNSS) zurück – etwa GPS, Beidou, Galileo und GLONASS.

Der Platz für die RTK-Antenne muss sorgfältig gewählt werden, damit die direkte Sichtverbindung zu den Navigationssatelliten nicht behindert wird. Am wichtigsten ist ein freier Blick auf den Südhimmel.

Zur Hinderniserkennung hat der Mäher außerdem eine Kamera, die ihm bei der visuellen Orientierung hilft. Diese Kombination aus Navigationssystemen bezeichnet Segway als EFLS 2.0 (Exact Fusion Locating System).

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Der Segway Navimow i105 orientiert sich mithilfe von Navigationssatelliten, einer RTK-Antenne (links) sowie mithilfe der Onboard-Kamera (rechts).

Das Montieren der Antenne

Im Lieferumfang befindet sich eine Antennenhalterung, die man auf der Grünfläche in den Boden rammt. Diese Methode ist zwar unkompliziert und rasch installiert, es gibt aber auch einen entscheidenden Nachteil: Wird die Antenne nur wenige Zentimeter bewegt, stört dies die Navigation des Mähroboters.

Wird etwa das Erdreich lockerer und die Antennen neigt sich ein kleines Stück oder ein Ball bringt sie zu Fall, dann findet sich der Mäher nicht mehr zurecht, weil seine lokale Referenzstation "falsche" Daten übermittelt. Es ist daher ratsam, die Antenne so zu platzieren, dass sie fix montiert beziehungsweise angeschraubt ist. 

Es hat sich gezeigt, dass sie direkt an der Hauswand sowie unter einem Vordach keine optimale Verbindung zu den Satelliten aufbauen kann. Leichtes Laub oder ein paar Äste stören nicht wesentlich. Unter einem ausladenden Baum ist aber ebenso wenig optimal.

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Segway Navimow i105 – die RTK-Antenne am Vordach montiert.

Der optimale Platz für die Antenne

Ich habe die Antenne direkt am Dach des Gartenhäuschens montiert, wo sie umgehend perfekt funktioniert hat. Besonders hilfreich dabei ist das optional erhältliche Antenna Extension Kit (49,99 Euro). Die Stange ist raffiniert konstruiert, sodass die Antennen flexibel in alle Richtungen auf schrägen Flächen optimal angeschraubt werden kann. 

Laut Bedienungsanleitung soll auch die Ladestation unter freiem Himmel stehen und nicht unter einem Vordach oder einem anderweitigen Unterschlupf. Ein passendes Dach für den Navimow ist für 149,99 Euro optional erhältlich. Wind und Regen können dem Mäher und der Ladestation aber nichts anhaben. 

Ich wollte den Roboter aber nicht schutzlos den Witterungsverhältnissen überlassen und habe ihm ein behelfsmäßiges Dach gezimmert - bestehend aus einfachen Holzbrettern. Der Mäher ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Er konnte seine Mähvorgänge wie gewohnt absolvieren und er hat auch immer wieder zur Ladestation zurückgefunden. 

Die einzigen Kabel, die beim Navimow i105 verlegt werden müssen, sind ein Stromkabel zur Ladestation sowie eine Kabelverbindung zwischen Ladestation und RTK-Antenne. Wenn alles korrekt verkabelt ist, geht es an die Kartierung der Grünflächen. Ausgelegt ist der i105 für eine Grünfläche von bis zu 500 Quadratmetern.

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Segway Navimow i105 – Die Ladestation muss per Kabel mit der RTK-Antenne verbunden werden. Ein Stromanschluss ist auch notwendig.

Die Vermessung des Gartens

Dafür verbindet man den Mäher per Bluetooth mit dem Smartphone. Die Navimow-App dient nun als Fernsteuerung für den Roboter, den man die Grenzen der Grünfläche entlangfahren lässt. Sobald man wieder am Ausgangspunkt angelangt ist, wird daraus eine Karte erstellt, die dem Mäher als Orientierung dient. 

In der Folge können weitere Rasenflächen kartiert werden, es lassen sich Grünflächen über so genannte Kanäle miteinander verbinden und es können auch virtuelle Grenzen innerhalb der Rasenflächen eingezeichnet werden – etwa Blumenbeete, Teiche oder sonstige No-Go-Areas. 

Grünflächen können auch in mehrere Zonen unterteilt werden. Will man den Mäher in eine getrennte Rasenfläche tragen, gibt es auf der Unterseite 2 praktische Griffe. Mit 11 Kilogramm ist er auch nicht allzu schwer. 

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Segway Navimow i105 – Rasenflächen, die etwa durch einen Gehweg getrennt sind, können mithilfe der sogenannten Kanal-Funktion miteinander verbunden werden. Der Mähroboter fährt dann über den "Kanal" zwischen den Grünflächen hin und her.

Ab auf die Wiese

Und das war's dann auch schon. Nun kann der Mäher auf die Weide geschickt werden. Der Navimow i105 hat ein für Mähroboter typisches Mähwerk, das Rasierklingen-artige Messer nutzt, die durch die Fliehkraft ausgefahren werden. Die Schnittbreite beträgt 18 Zentimeter, die Schnitthöhe wird manuell mittels Drehregler eingestellt – zwischen 20 und 60 Millimeter.

Mäher mit Begrenzungskabel mähen meist nach dem chaotischen Prinzip und bewegen sich wie eine Billardkugel durch den Garten. Beim Navimow i105 ist dies nicht der Fall. Er mäht in geordneten Bahnen, die er bei jedem Mähvorgang ändert, damit keine Muster entstehen.

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Segway Navimow i105 – das Mähwerk

Mähroboter lernt dazu

Beim allerersten Mähen war er noch überaus vorsichtig und hat sich nicht ganz bis in die Ecken und an die Ränder gewagt. Das hat sich von Mal zu Mal gebessert. Nach einigen Durchgängen hat er dann alle Bereiche entsprechend gemäht. 

Verantwortlich dafür dürfte das visuelle Kartieren sein, das mithilfe der Onboard-Kamera über die Bühne geht. Der Navimow i105 soll nämlich mit jedem Mähvorgang seine Umgebung besser kennenlernen, wodurch er sich immer effizienter zurechtfinden soll. 

Die Kamera hilft dem Mäher auch, Hindernisse zu erkennen und sie zu umfahren. Vorteilhaft dabei ist, dass er nicht über irgendwelche Gegenstände oder gar über Tiere oder Füße fährt und auch vor allen anderen Objekten Halt macht. 

Segway Navimow i105 – Mithilfe der Kamera erkennt der Roboter etwaige Hindernisse und fährt drum herum.

Alle Ecken und Enden

Der Nachteil ist, dass er dafür nicht ganz so nah an einen Baumstamm mäht. Ein blinder Mäher würde sich dem Baumstamm nähern, bis er anstößt. Der Navimow i105 sieht den Baum, macht schon früher kehrt und lässt daher mehr Grashalme stehen. 

Allerdings würde ich das nicht überbewerten. Denn auch ein kameraloser Mäher erwischt rund um einen Baumstamm nicht alle Grashalme. Ein manuelles Nachschneiden ist bei beiden Modellen notwendig – beim einen ein bisschen mehr, beim anderen ein bisschen weniger. 

Ähnlich sieht es an den Rändern der Grünflächen aus. Ist der Rasen durch eine Mauer oder einen Zaun begrenzt, wird ein Mähroboter nicht bis ganz zur Grenze mähen können. Das lässt schon allein das Mähwerk nicht zu. Schließt der Rasen aber flach ab, so kann der Roboter über die Kante mähen, sodass keine Grashalme stehen bleiben. 

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Segway Navimow i105

Wendig und geländegängig

Der Navimow i105 ist auffallend wendig, weil er seine Räder in die jeweilige Gegenrichtung schalten kann. Das ermöglicht Wendemanöver auf der Stelle. Ein grober Untergrund oder gar ein tiefer, lockerer, erdiger Boden können ihm nichts anhaben. Solche Flächen kann er mühelos durchkreuzen. 

Wenn der Akku auf 15 Prozent fällt, kehrt der Mäher automatisch zur Ladestation zurück und lädt seine Batterie auf 95 Prozent auf. Dann nimmt er seine Arbeit wieder auf. Das Aufladen geht relativ rasch, sodass er vergleichsweise schnell wieder einsatzbereit ist. 

Mähzonen am Handy anpassen

Der allergrößte Vorteil am kabellosen Mäher ist das nachträgliche Verändern der Mähzonen. Die erstellten Karten können nämlich in wenigen Minuten abgeändert werden – beispielsweise, wenn man am Garten etwas umstellt oder wenn man beim ursprünglichen Erstellen ein bisschen ungenau war. 

Dabei markiert man in der eingespeicherten Karte den zu ändernden Bereich und lässt den Mäher mittels Smartphone-Fernbedienung eine neue Grenze einfahren. Schon ist die Zone geändert. Ein umständliches Ausgraben, Verlängern oder Kürzen und neuerliches Verlegen des Begrenzungskabels fällt damit gänzlich weg. 

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Segway Navimow i105 – Das Anpassen der Karten zählt zu den größten Stärken von kabellosen Mährobotern.

Steuern, Verbinden, Planen

Für die Kartierung und Fernsteuerung muss zwischen Mäher und Smartphone eine Bluetooth-Verbindung hergestellt werden. Ansonsten ist er über das hauseigene Wlan erreichbar. Die Steuerungszentrale ist Navimow-App, das kleine Display auf dem Mäher dient in erster Linie zur Aktivierung des Mähers. 

Optional erhältlich ist ein 4G-Mobilfunk-Modul, das man in den Roboter einbauen kann. Mit dem "Access+"-Zubehör (99,99 Euro) ist der Mäher auch unabhängig vom Wlan-Empfang zu erreichen. Außerdem bietet es einen zusätzlichen Diebstahlschutz.

Wie jeder Mähroboter ist auch der Navimow i105 für einen regelmäßigen Einsatz ausgelegt. Das beste Ergebnis erzielt man, wenn der Roboter in kurzen Abständen die Rasenflächen mäht. In der App kann dafür ein Wochenplan erstellt werden – wann und wie oft welche Zone angesteuert werden soll.

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Segway Navimow i105 – In der App können Zeitpläne für den Mäher erstellt werden. 

Der Roboter schleicht ums Haus

Auffallend beim Navimow i105 ist seine geringe Lautstärke. Er zählt bestimmt zu den leisesten seiner Art, sodass er auch in der Nacht mähen kann, ohne die Nachbarn zu stören. Für den Nachtbetrieb hat er eine kleine nach vorn gerichtete LED-Leuchte, mit der die Kamera die Hindernisse auch bei Dunkelheit frühzeitig erkennen kann. 

Wenn gewünscht, kann der Mäher auch so eingestellt werden, dass er quasi bei jedem Wetter unterwegs ist. Es ist also auch möglich, im Regen den Rasen zu mähen.

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Segway Navimow i105 – Die Onboard-Kamera hat eine kleine LED-Leuchte integriert.

Fazit

Den Mähern mit Begrenzungskabel geht es an den Kragen: Der Siegeszug der kabellosen Mähroboter hat begonnen. Und der Navimow i105 von Segway schickt sich an, der Maßstab in dieser neuen Mäher-Generation zu werden. Das liegt einerseits am vergleichsweise niedrigen Preis von 999 Euro und andererseits an der überaus unkomplizierten Handhabe

Im Vergleich zum Verlegen eines Begrenzungsdrahtes ist die Inbetriebnahme des Navimow i105 ein Kinderspiel und in kürzester Zeit erledigt. Will man irgendwann die zu mähende Fläche verändern oder anpassen, kann der kabellose Roboter seine volle Stärke ausspielen: Mithilfe der App geht das ebenso in wenigen Minuten über die Bühne.

Bedenken, dass sich der Mähroboter ohne Begrenzungskabel nicht effizient zurechtfinden würde oder überhaupt ausbüxen könnte, kann man über Bord werfen. Im Gegenteil: Die eingespeicherten Karten, die Onbord-Kamera, sowie die GPS- und RTK-Navigation ermöglichen sehr effizienteres Mähen.

Die Alternativen

Segway hat neben dem Navimow i105 ein baugleiches Modell im Portfolio, das für größere Flächen ausgelegt ist. Der Navimow i108 hat lediglich eine größere Batterie und ist für bis zu 800 Quadratmeter geeignet. Er ist mit 1.299 Euro auch ein gutes Stück teurer. 

Für Rasenflächen ab ungefähr 1.000 Quadratmeter gibt es bei Segway die neue X3-Serie. Sie baut auf einem verbesserten Navigationssystem auf und ist grundsätzlich leistungsstärker. In Europa werden die X3-Mäher demnächst auf den Markt kommen. 

Die kabellosen Mähroboter von Ecovacs, Dreame und Eufy (vlnr.) 

Kabellose Mähroboter ohne RTK-Antenne

Neben der Navigation mittels RTK-Antenne, die von den Navimow-Geräten genutzt wird, gibt es auch kabellose Mähroboter, die bei der Orientierung ausschließlich auf ihre Onboard-Sensoren sowie auf eine direkte Verbindung zu Navigationssatelliten vertrauen. 

Der Vorteil: Bei diesen Mähern fällt auch die Installation der Antenne weg. Der Nachteil: Sie haben in der Regel deutlich aufwändigere Sensoren verbaut, wodurch diese Modelle auch entsprechend teurer sind. Solche Mäher gibt es beispielsweise von Mammotion, Dreame, Eufy oder Ecovacs

Wie solche Mähroboter funktionieren, die sich hauptsächlich mithilfe von Lidar, Radar und Kameras orientieren, werde ich versuchen, bei einem nächsten Test herauszufinden. 

Die kabelgeführten Mähroboter von Bosch, Gardena und AL-KO (oben, vlnr.). Die kabellosen Mähroboter von Husqvarna, Stiga und Worx (unten, vlnr.).

Die üblichen Verdächtigen

Und was ist mit den traditionellen Herstellern von Gartengeräten? So wie es scheint, tun sich diese Unternehmen zunehmend schwerer, beim Innovations- und Preisdruck mithalten zu können. 

Bosch, Gardena und AL-KO haben beispielsweise nur kabelgeführte Mähroboter im Angebot. Stiga, Worx und Husqvarna bieten mittlerweile auch kabellose Geräte an, sie sind allerdings vergleichsweise hochpreisig. 

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Florian Christof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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Florian Christof

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