Altes Speiseöl im Supermarkt entsorgen und Geld dafür bekommen
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Das deftige panierte Schnitzel oder das bekömmlich gebratene Gemüse: Fette und Öle tragen zum Geschmack bei. Weniger appetitlich ist, dass sie oft aus der Pfanne direkt in den Abfluss oder in die Toilette gekippt werden.
Laut Josef Gottschall von Wien Kanal landen so alleine in Wien zwischen 150 und 170 Tonnen Altspeiseöle jährlich in der Kanalisation. Die Folge: verschmutztes Abwasser sowie verklebte und verstopfte Leitungen. Das verursacht Kosten in Millionenhöhe.
Die wenigsten Menschen sind sich über diese Probleme aber bewusst, weiß Daniela Wimmer, Geschäftsführerin des Wiener Start-ups E&P UCO-Recycling, das dem heimischen Entsorgungsproblem entgegenwirken will. Auch wüssten nur wenige, dass sie einen wertvollen Rohstoff „vergießen“, der für die Herstellung von Biodiesel zur Anwendung kommt.
Teure Verschwendung
Von den rund 50 Millionen Liter Speiseöl, die jährlich in den österreichischen Haushalten konsumiert werden, würden ihr zufolge nur 10 bis 15 Prozent richtig entsorgt. "Für einen Liter falsch entsorgtes Öl oder Fett fallen Folgekosten von 50 bis 70 Cent an", sagt Wimmer. Ein Liter richtig entsorgtes Altspeiseöl hingegen entspricht der Rohstoffmenge für kann knapp einem Liter Biodiesel.
E&P UCO-Recycling will den Österreichern daher das Entsorgen erleichtern und es in deren Alltag integrieren. „Wir wollten die Entsorgung dort ermöglichen, wo die täglichen Wege vorbeiführen“, sagt Wimmer. Etwa beim Einkaufen. Entstanden ist ein Sammelautomat für Altspeiseöl aus Haushalten, der in mehreren Spar-Filialen aufgestellt ist und in Ergänzung zu bestehenden Sammelsystemen genutzt werden kann. Verbraucher bringen ihren Behälter – ob nur zum Teil oder voll befüllt – in den Supermarkt und leeren den Inhalt in den Automaten.
Trennung von Öl und Wasser
Durch Dünsten oder beim Braten vermischt sich das Öl auch mit Wasser. Im Kopf des Einfülltrichters befindet sich ein Sensor, der – aufgrund der unterschiedlichen Leitfähigkeit von Wasser und Öl – die beiden Rohstoffe voneinander unterscheidet. Je nachdem, ob Öl oder Wasser erkannt wird, schaltet sich die Öl- bzw. Wasserpumpe ein, welche in weiterer Folge die Trennung und Weiterleitung der beiden Flüssigkeiten in unterschiedliche Sammelkanister vornimmt.
Die Automaten sind zusätzlich mit einem Internet-basierten Kommunikationsmodul ausgestattet, wodurch das Gerät in Echtzeit überwacht wird. Das System informiert damit über den technischen Zustand der Automaten, Füllstände der Sammelkanister und die Menge und Anzahl der Einfüllvorgänge. Kontrollfahrten durch den Außendienst halten sich damit in Grenzen: „Er fährt nur dorthin, wo er auch tatsächlich gebraucht wird, ist aber nicht permanent unterwegs“, sagt Wimmer.
Verwendung für Biodiesel
Das gesammelte Altspeiseöl kommt in Folge für die Herstellung von Biodiesel zur Anwendung, das CO2-neutral ist und Feinstaub sowie Treibhausgasemissionen verringert. Doch nicht nur die Umwelt, sondern auch die Verbraucher werden belohnt: So wird ein Liter Altspeiseöl mit zehn Cent vergütet. Der Bon am Automaten kann beim Bezahlen an der Spar-Kassa eingelöst werden.
Aktuell verfügen 47 Standorte über einen UCO-Sammelautomaten, wovon 45 Spar- und Eurosparmärkte und 2 davon Interspar-Standorte in der Steiermark sind. Anfang Mai wurde zudem an 4 Sparmärkten in Wien eine Testphase gestartet, sowie in einer Filiale in Niederösterreich. „Jetzt planen wir die weitere Ausrollung“, sagt die Geschäftsführerin. Angedacht sei zudem eine Zusammenarbeit mit Genossenschaften, sodass künftig auch größere Wohnbauten mit dem Sammelautomaten im Müllraum ausgestattet werden können. „Die Vergütung würde hier nach dem gleichem Prinzip ablaufen“, erklärt Wimmer.
Die Verbraucher finden jedenfalls jetzt schon Gefallen an der einfachen Entsorgungsmethode: Laut einer Facebook-Umfrage von Spar Wien und Steiermark würden 83 Prozent der Steirer und 82 Prozent der Wiener das innovative System nützen.
Wie aus Altspeiseöl Biodiesel wird
Durch das richtige Entsorgen von Altspeiseöl bleibt nicht nur die heimische Kanalisation sauber, das alte Öl kommt auch zur Herstellung von Biodiesel zum Einsatz. Dieses ist CO2-neutral und verringert Feinstaub sowie Treibhausgasemissionen.
Üblicherweise wird das Öl in Mehrweg-Eimern namens „Öli“, „Wöli“, „Nöli“ oder „Fetty“ zuhause gesammelt. Ist der Wöli voll – so seine Bezeichnung in Wien – kann er an der nächsten Sammelstelle kostenlos gegen einen neuen leeren Eimer ausgetauscht werden. Der Rohstoff selbst wird zunächst auf 40 Grad erhitzt und verflüssigt. So kann nicht nur ein Stocken verhindert werden, das insbesondere bei niedrigen Temperaturen stattfindet, das Fett kann zudem von groben Schmutzanteilen gereinigt werden.
Damit auch kleinere Schmutzpartikel vom wertvollen Rohstoff getrennt werden können, wird das Altspeiseöl auf 60 Grad erhitzt. So legen sich Wasser und Schmutzrückstände am Boden ab. Danach wird das saubere Öl nochmals gefiltert. Durch Umesterung mit Alkoholen, wie Methanol oder Ethanol, kann schließlich Biodiesel hergestellt werden. Viele Städte bauen auf den klimaschonenden Rohstoff. Unter anderem fahren die Welser und Grazer Stadtbusse mit Biodiesel.
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