Woman shopping for clothes online.
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Start-ups

mything: Österreichisches "Amazon für 3D-Druck" startet

Zwei Jahre lang hat das Team um Florian Mott an der Plattform gearbeitet, am Mittwoch ist mything in Österreich gestartet. Auf dem 3D-Druck-Marktplatz bieten rund 80 internationale Designer mehr als 1000 Produkte an, die personalisiert werden können und von derzeit 35 lokalen Herstellern in Österreich produziert werden.

Vorerst beschränkt sich das Angebot auf die Bereich Schmuck und Accessoires für Zuhause und das Büro. "Wir machen es genauso wie es Amazon mit Büchern gemacht hat. Wir starten in der Nische, um dort Marktanteile und Bekanntheit aufzubauen und werden dann laufend Produktkategorien hinzufügen“, sagt Mott.

Mit der Plattform will Mott, der zuvor im Marketing und der Kommunikation unter anderem bei bwin und A1 tätig war, globale Entwicklungen vorwegnehmen. In 20 Jahren werde ein Gutteil der Konsumgüter lokal produziert werden, sagt er unter Verweis auf eine vor kurzem veröffentlichte Studie der Universität Oxford. "In Zukunft werden nur noch Daten verschickt, produziert hergestellt wird dann lokal mit 3D-Druckern und anderen digitalen Fabrikationstechniken." Das führe zu einer Entlastung der Umwelt, weil viele Transportwege entfallen, bringe aber auch Herausforderungen mit sich. Eine davon sei die Schaffung eines Marktplatzes, der die Entwickler der Produkte mit Herstellern und Kunden zusammenbringt.

"Sehr komplex"

"Das ist sehr komplex", sagt Mott. Die Preise für die personalisierten Produkte werden auf mything automatisiert in Echtzeit  errechnet. Die Lizenzgebühren der Designer fließen in die Rechnung ebenso ein, wie die Material- und Produktionskosten für die von den Nutzern personalisierten Produkte.  "Das machen wir für jede Maschine von jedem Hersteller", erzählt Mott. "Den Kunden wird nur der Endpreis angezeigt." Geld verdient mything mit einer 20 prozentigen Provision, die ebenfalls in den Verkaufspreis einfließt.

Es könne durchaus vorkommen, dass der Preis der Produkte je nach Hersteller variiert, sagt der Gründer. Aber nicht nur die Preisfeststellung, auch die Umsetzbarkeit der Entwürfe wird von mything automatisiert geprüft. "Es ist ein ziemliches Anfangsinvestment und kann auch nicht kurzzeitig nachgebaut werden."

MOTT Florian

Keine Konkurrenz zu Massenproduktion

Für Halsketten, Ringe, Armbänder oder Wandbilder und Geschirr habe man sich entschieden, weil die Bereitschaft diese Teile 3D-drucken zu lassen am höchsten sei. Solche Produkte könnten auch leicht personalisiert werden, meint Mott. Bei personalisierten Produkten sei auch die Bereitschaft der Kunden höher mehr dafür zu bezahlen. "Natürlich ist ein Aufsteller auf einem Tisch bei uns teurer, als einer der zehn Millionen Mal in China produziert wurde."

Von anderen Plattformen, wie etwa , die ähnliche Produkte anbieten, unterscheidet sich mything durch die lokale Produktion. "Wir haben keine zentralen Produktionsstätten, die erst recht wieder dazu führen würden, dass die Produkte durch die Welt geschickt würden müssen", meint Mott. Mit mything will der Gründer vorerst ausschließlich mit professionellen Herstellern zusammenarbeiten. "Wir müssen auf die Druckqualität achten, sonst wird es nicht funktionieren."

Millionen-Investment

An finanziellen Mitteln mangelt es dem Start-up vorerst nicht. Der Grazer Risikokapitalgeber KaPa-Ventures, hinter dem Frank Kappe, der auch Dekan an der TU Graz ist, und Gerhard Pail stehen,  hat insgesamt 2,1 Millionen Euro in die Entwicklung des Marktplatzes investiert. Damit seien auch die ersten Expansionsschritte gesichert, sagt Mott, der mit mything im zweiten Halbjahr auch in Deutschland Fuß fassen will. Für eine weitere Finanzierungsrunde befinde man sich gerade in Gesprächen mit Investoren, KaPa Ventures habe auch dafür schon eine Beteiligung zugesichert, erzählt Mott. Heuer will Mott über seinen Marktplatz 35.000 bis 40.000 Stück verkaufen, dabei setzt er auch auf das Deutschlandgeschäft.

Markt und Technik erwachsen

Nach dem ersten Hype vor vier oder fünf Jahren sei der 3D-Druck-Markt und die Technik nun erwachsen geworden. Es passiere gerade ein ganz starker Innovationsschub. Die Maschinen würden signifikant günstiger und schneller, meint Mott: "Man kann jetzt nachhaltige Geschäftsmodelle darauf aufbauen und sich ernsthaft mit 3D-Druck beschäftigen."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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