Mike Butcher, Editor At Large bei TechCrunch, gab den Teilnehmern einen Einblick in das Leben im Silicon Valley.

Mike Butcher, Editor At Large bei TechCrunch, gab den Teilnehmern einen Einblick in das Leben im Silicon Valley. 

© Außenwirtschaft Austria

Start-ups

Was Österreichs Start-ups auf der TechCrunch Disrupt gelernt haben

Das Silicon Valley gilt gemeinhin als das Mekka für Start-ups. Hier können Gründer sich mit Gleichgesinnten vernetzen, Kapital für Wachstum finden und ihre Idee in einem lebendigen Umfeld testen. Somit ist es naheliegend, dass das amerikanische IT-Medium TechCrunch in San Francisco jährlich seine Disrupt-Konferenzen veranstaltet. Das Event zieht Investoren, Medienvertreter und vor allem Start-ups an: Von 5. Bis 7. September präsentierten sich rund 500 junge Unternehmen auf der Veranstaltung, darunter auch Gründer aus Österreich. Organisiert wurde der Besuch von der Außenwirtschaft Austria.

„Durch die Teilnahme bei der Disrupt Konferenz und den gemeinsamen Auftritt beim Österreich-Pavilion wollen wir innovativen österreichischen Start-ups eine global beachtete Bühne bieten“, sagt Georg Fuerlinger, Technologiebeauftragter der Außenwirtschaft Austria und Co-Director von Open Austria. Außerdem wurde dieses Jahr zum ersten Mal ein Workshop am Tag vor der Konferenz organisiert: Mike Butcher, Editor At Large bei TechCrunch, gab den rund 20 Teilnehmern des Workshops Tipps zu den Gepflogenheiten im Silicon Valley, weitere Experten teilten ihr Wissen zu Themen wie Pitching, Media Relations, Business Development, Positioning & Branding, sowie Fundraising & Investment.

Start-ups schnuppern Valley-Luft

Etwa die Hälfte der teilnehmenden österreichischen Start-ups sind auch bei der Initiative GoSiliconValley dabei, mit der die Außenwirtschaft Österreich heimischen Start-ups einen mehrmonatigen Aufenthalt im Silicon Valley ermöglicht.

Dazu zählt etwa das Unternehmen x.news aus dem Burgenland, für welches die Teilnahme an der TechCrunch Disrupt den Abschluss eines viermonatigen Aufenthalts im Silicon Valley bildete. X.news bietet Software für die Medienbranche. Bereits im Vorfeld der Messe hat sich das Start-up im Rahmen des Aufenthalts ein Netzwerk aus Partnern und Kunden aufgebaut. „Da viele der von unserem Produkt adressierten Kunden strategische Mitarbeiter auf die Disrupt Konferenz entsenden, um neue Technologien und Anbieter zu finden, war die Teilnahme für uns eine logische Entscheidung“, sagt Andreas Pongratz, Geschäftsführer von x.news. Wichtig sei neben dem Kontakt zu potenziellen Kunden aber auch das Feedback zum Produkt gewesen, die Ideen der Gesprächspartner werden in die mittelfristige Produktstrategie einfließen.

Ähnlich sieht man das bei T3K-Forensics, welches mit einer Kombination aus Mobilforensik und künstlicher Intelligenz Software für Strafverfolgungseinheiten entwickelt. David Weichselbaum, Head of AI bei T3K-Forensics, wird ab Oktober zwei Monate im Silicon Valley vor Ort sein. „Die Messe war ein optimaler Ort, um die Geschäftsmodelle und technischen USPs anderer Firmen abzutasten“, sagt Felix Klier, CEO von T3K-Forensics. Dabei habe man mit Überraschung festgestellt, dass auch die Konkurrenz im vielgerühmten Silicon Valley bloß mit Wasser kocht und die Lösung der Österreicher diverse Alleinstellungsmerkmale aufweist. Auch die Vorträge des Workshops waren für Klier trotz des ungewöhnlichen Geschäftsmodells – die Kunden sind nicht Unternehmen oder Privatpersonen, sondern Regierungen – nützlich.

Das Valley als Auslaufmodell?

Klier sieht das Silicon Valley als „guten Einfallspunkt in den amerikanischen Markt“. Dabei sei nicht nur die Dichte potenzieller Kunden ein wichtiger Faktor, sondern auch die generelle Einstellung zum Thema Innovation. „Wir waren zum Beispiel durch einen Besuch bei einer Behörde sehr positiv überrascht“, sagt er. Kurz nach der Vorstellung berief der Gesprächspartner spontan ein Meeting zwischen dem Start-up und seinen Mitarbeitern ein und stellte einen Proof of Concept für die Zeit ab Oktober in Aussicht. „Solche Geschwindigkeiten sind wir einfach nicht gewohnt“, sagt Klier. Sollte das Unternehmen aber den Sprung in die USA mit einer Tochtergesellschaft wagen, so ist Washington und Umgebung eher als Standort interessant. Auch Pongratz betont, dass das Silicon Valley zwar der zentrale Ausgangspunkt für die Aufbereitung des US-Marktes war – in Folge sei die Ostküste aber sicher der wichtigere Standort.

Bei der Außenwirtschaft Austria weiß man ebenfalls, dass neben dem Silicon Valley auch andere Regionen der Welt innovative Start-ups anziehen wollen – etwa Singapur, Helsinki, Santiago de Chile, oder Tel Aviv. „Doch ich denke, dass keine andere Region dem Silicon Valley so schnell den Rang ablaufen wird“, sagt Fuerlinger: „Das spezielle Umfeld, vor allem auch was die einzigartige Innovationskultur betrifft, das hier über die letzten Jahrzehnte gewachsen ist, lässt sich nicht in ein paar Jahren auf der anderen Seite der Weltkugel kopieren.“

Auch künftig ist es wieder möglich, an der GoSiliconValley-Initiative teilzunehmen.  Interessenten für den Durchgang 2019/20 können sich bei der Außenwirtschaft Austria oder direkt bei der Außenhandelsstelle in San Francisco melden, die formelle Auswahl durch die US-Jury wird im Februar 2019 stattfinden. „Wir sprechen vor allem innovative Startups mit einem IT/Digital-Fokus an, die bereits User, Kunden beziehungsweise Umsätze vorzuweisen haben und die USA als einen ihrer Hauptmärkte sehen“, sagt Fuerlinger: „Unserer Schwerpunkte werden im kommenden Jahr unter anderem in den Bereichen Future of Mobility, industrielle Anwendungen von IoT, Blockchain und AI liegen.“

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Stefan Mey

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