"Die SPÖ hat Start-ups zur Chefsache erklärt"
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Um in Zukunft wettbewerbsfähig sein zu können, muss der Wirtschaftsstandort Österreich deutlich dynamischer werden. Außerdem müssen die Rahmenbedingungen an das Digitalisierungszeitalter angepasst werden, so der Tenor unter den Teilnehmern bei der SPÖ-Start-up-Enquete im Parlament. Elisabeth Hakel, Nationalratsabgeordnete und Kunst- und Kultursprecherin der SPÖ, hat Experten der Szene ins Parlament geladen, um zu erörtern, wie die Politik Start-ups bestmöglich unterstützen kann.
Mit 300 bis 1000 klassischen Start-ups, also welche die hohes Wachstumspotenzial aufweisen, entsprechend skalierbar sind sowie Technologiebezug haben, machen diese von den gesamten Unternehmensgründungen in Österreich lediglich ein Bruchteil aus. Dennoch sei es aber enorm wichtig, sich gerade mit diesem Sektor zu beschäftigen, mahnt Edeltraud Stiftinger, Geschäftsführerin der Austria Wirtschaftsservice (AWS), die heimische Start-ups mit Förderungen unter die Arme greift.
"Diese jungen, dynamischen Gründer sind wesentliche Innovationstreiber und daher von hoher Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Österreich." Im Gegensatz dazu seien große, traditionelle Unternehmen kaum in der Lage revolutionäre Innovationen hervorzubringen, da sie zu träge erscheinen und sich meist an kurzfristigen ökonomischen Erfolgen orientieren.
Herausforderungen erkannt
Diese Wichtigkeit für die wirtschaftliche Entwicklung habe die SPÖ jedenfalls erkannt, sagt Klubobmann Andreas Schieder in seiner Eröffnungsrede. "Wir wollen der Szene die politische Aufmerksamkeit schenken, die sich die sie sich verdient hat", sagt auch Hakel. Mit Bundeskanzler Kern habe man die Start-up-Szene quasi zur Chefsache erklärt.
Konkret schwebe Hakel unter anderem vor, die Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups zu begünstigen, das Insolvenzrecht entsprechend anzupassen, ausländischen Mitarbeitern erleichtern in Österreich arbeiten zu dürfen oder etwa Mitarbeiterbeteiligungen erleichtern.
Eines stehe jedenfalls fest: Es gibt viel zu tun und um den Jungunternehmern entgegenzukommen, werde sich die SPÖ von den einen oder anderen alteingesessenen Traditionen und Standpunkten verabschieden oder zumindest diese verändern müssen.
Förderung und Mentalität
Für Markus Breitenecker, Geschäftsführer ProSiebenSat.1 PULS 4 und Lorenz Edtmayer, Herausgeber und Gründer der Start-up-Zeitschrift "Der Brutkasten" gehört das österreichische Förderwesen umstrukturiert. Es gebe in Österreich eine Vielzahl an umfangreichen Förderungen, allerdings werden diese häufig intransparent und fragwürdig vergeben, sodass viel Sinnloses mit öffentlichen Geldern gefördert wird.
"Förderung sind enorm wichtig. Sie dürfen jedoch nicht dazu führen, dass der inländische Wettbewerb verzerrt wird", sagt Breitenecker. Auch für Edtmayer sind staatliche Unterstützungen wichtig. "Bis dort allerdings Geld herausschaut, müssen sich die Start-ups sehr lange mit Förderansuchen beschäftigen, Zeit, die dann wiederum bei der eigentlichen Arbeit fehlt."
Obwohl es bestimmt Handlungsbedarf in Sachen Finanzierungsmöglichkeiten, wie Steuerbegünstigungen, Stiftungsgesetzgebung und eben Fördervergabe gebe, sollte man sich mit derartigen bürokratischen Geplänkel nicht allzu lange aufhalten, schlagt Stiftinger vor. Viel dringlicher sei es, an der Mentalität und der Unternehmenskultur zu arbeiten. Denn diese sei wesentlich dafür verantwortlich, dass Österreich relativ wenig junge dynamische Unternehmer herbringe.
Daher sei es von besonderer Bedeutung, dass auch im Bildungsbereich angesetzt wird, sagt Edtmayer: "Es ist wichtig, Wissen über die digitale Revolution, den digitalen Wandel zu vermitteln, damit die Leute Bescheid wissen, worum es geht und wie wichtig diese Themen sind."
Brain Drain
Ein weiteres Problem, das damit einhergeht, sei die Abwanderung von hochqualifizierten Fachkräften: "Viele, bestens ausgebildete, motivierte Talente verlassen Österreich, weil sie hier keine Chance sehen, sich zu verwirklichen", sagt Edtmayer und spricht auch gleich die hohen Hürden bei einer Unternehmensgründung an: "In Österreich sind die Kosten für eine Unternehmensgründung ausgesprochen hoch und liegen weit über dem EU-Durchschnitt." Auch die extrem hohen Lohnnebenkosten würden Jungunternehmern das Leben schwer machen.
Am Ende der Veranstaltung waren sich die Teilnehmer einig, dass die aufgezeigten Herausforderungen weder Österreich alleine treffen, noch von Österreich alleine bewältigt werden können; gesamteuropäische Lösungen und einheitliche Ansätze seien notwendig. In diesem Sinne solle die technische Infrastruktur in der EU ausgebaut und die gesetzlichen Rahmenbedingungen bezüglich Datenschutz, Abgabenquote oder Urheberrecht abgestimmt und auf neuestem Stand gebracht werden.
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