Kiweno: Das Gesundheits-Start-up des Jahres
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Sie ist ein Energiebündel, selbstsicher und zielstrebig - alles Eigenschaften, die eine gute CEO braucht. Die Augen von Bianca Gfrei leuchten vor Begeisterung, wenn man mit ihr über ihr Start-up spricht. Man muss kein Prophet sein, um Gfrei eine große Karriere als Firmenchefin vorauszusagen. Von ihrem Pitch bei der „Post Start-up-Challenge“ im Rahmen des Pioneers Festivals in der Vorwoche war nicht nur die Jury begeistert, sondern jeder, der ihr zuhörte. Kiweno gewann gemeinsam mit FoodNotify und KochAbo die Challenge und somit 45.000 Euro.
Kostengünstige Tests
„Kiweno“ heißt das Start-up, das sie gemeinsam mit Robert Fuschelberger (COO) und dem medizinischen Leiter Roland Fuschelberger gegründet hat. Das Unternehmen fokussiert sich auf das Thema Lebensmittelunverträglichkeit und bietet kostengünstige Tests an, mit denen Menschen nicht nur erfahren, welche Unverträglichkeit sie haben, sondern auch, wie sie sie loswerden.
Idee aus eigener Betroffenheit
„Die Idee ist mir vor zweieinhalb Jahren gekommen“, erzählt Gfrei im futurezone-Interview. „Ich hatte selbst eine Unverträglichkeit, permanent Bauchschmerzen und regelrecht Angst vor dem Essen, weil ich nicht mehr wusste, was mir gut tut und was nicht. Es war ein Ärztemarathon für mich.“ Da es in ganz Westösterreich nur eine Handvoll Ärzte gebe, die sich mit der Thematik befassen, habe sie mit Co-Foundern, Internisten und Sportwissenschaftern ein Start-up gegründet, das damals allerdings noch „iamnuvi“ hieß.
Medizinische Erfahrung hatte Gfrei, die Kommunikationswissenschaften und Internationale Wirtschaftswissenschaften studiert und in den USA, Irland und Spanien tätig war, keine. Dieses Know-How brachten ihre Co-Founder mit. Dafür hatte sie Erfahrungen im Digital Marketing, im Corporate-Bereich bei Swarovski und bei einer studentischen Unternehmensberatung gesammelt. Mit Ex-Swatch-Austria-Chef Rudolf Semrad und dem Business Angel Hansi Hansmann hat sie zudem zwei erfahrene Unternehmer bzw. Business Angels an Bord. „Kiweno passt perfekt zu meinem Portfolio“, sagt Hansmann, der bereits an 33 heimischen Start-ups beteiligt ist. Hansmann war es auch, der die Namensänderung empfahl. „Es waren zwei lehrreiche Jahre mit iamnuvi“, schildert Gfrei, ohne auf Details eingehen zu wollen.
Online-Portal statt Apotheken
In einer ersten Testphase – damals noch als iamnuvi - hatte man die Unverträglichkeits-Tests über Apotheken angeboten, mit dem neuen Produkt unter dem Namen Kiweno will man direkt den Konsumenten ansprechen. Gfrei: „Anfangs gingen wir von der Annahme aus, dass wir die Glaubwürdigkeitskarte spielen müssen und Apotheker und Therapeuten als Berater brauchen.“ Allerdings war das eine Fehleinschätzung, denn 80 Prozent des Umsatzes wurde online generiert, der Gang in die Apotheke erwies sich als große Hürde für den Konsumenten. „Daher war es ein logischer Schritt, ein B2C-Produkt zu machen“, so Gfrei, „ein Test, den man im Web ordern kann.“
Funktionsweise
Man bestellt das Set, gibt einen Tropfen Blut oder Speichel (hängt vom Test ab) dazu und schickt den Test an Kiweno. Von einem deutschen Labor wird der Test analysiert und etwa zwei Wochen später sind die Daten für die Konsumenten auf einer Webseite abrufbar. „Die Digital Natives wollen ihre Daten digital haben“, sagt Gfrei.
Der Konsument hat nicht nur eine komplette Übersicht über die Auswertung – hier arbeitet Kiweno mit einem Datenvisualisierungsexperten zusammen - sondern es wird gleichzeitig auch der Therapieplan eines Arztes mitgeliefert. „Nach wenigen Wochen spürt man deutliche Verbesserungen, nach drei bis sechs Monaten sollte die Unverträglichkeit weg sein“, so Gfrei.
Weitere Tests in Planung
Im Sommer werden noch drei weitere Selbst-Tests ins Portfolio aufgenommen – ein Stress-Test, mit dem Stresshormone ausgewertet werden, sowie ein Serotonin- und ein Vitamin-B-Test. Der Unverträglichkeitstest wird 99 Euro kosten, die kleineren Tests 29 Euro. „Wir möchten es jedem Menschen ermöglichen, sich diese Tests leisten zu können. Für mich sind Nahrungsmittel im Körper Energiespender, so wie Treibstoff für Fahrzeuge. Über gute Nahrungsmittel bekommt man die meiste Energie, die Natur weiß, wie Nahrungsmittel zusammengesetzt sein sollten“, sagt Gfrei. Daher gibt es neben der Therapie auch Alternativ-Vorschläge für die Ernährung, etwa was man statt Eiern zum Backen verwenden kann oder welche kostengünstige Möglichkeiten es gibt, gutes, proteinreiches Essen herzustellen.
Heilbar
Warum das Thema so wichtig ist: „Unverträglichkeiten sind in den meisten Fällen nicht angeboren, sondern erworben. Man kann sie also meist rückgängig machen“, erklärt die Kiweno-Gründerin Bis aus der Idee ein Produkt wurde, mussten aber einige Hürden überwunden werden, vor allem, wie man die Blutmenge soweit reduzieren konnte, dass die Tests auch zu Hause durchführbar sind.
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