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Österreich

OHHO: Start-up vergleicht Strom- und Gas-Anbieter

Seit mehr als 15 Jahren können die Österreicher immer wieder zum günstigsten Strom- und Gasanbieter wechseln. Doch 80 Prozent haben sich die Marktliberalisierung noch nie zunutze gemacht und zahlen um über 400 Mio. Euro im Jahr mehr als nötig. Um hier mehr Beweglichkeit reinzubringen, hat der frühere Chef der Energie-Regulierungsbehörde E-Control, Walter Boltz, nun das Start-up OHHO GmbH gegründet.

Trägheit erwartet

Auf www.ohho.at können Strom- und Gaskunden mit wenigen Mausklicks seit heute, Montag, gratis einen für sie günstigeren Energieanbieter finden. Das Unternehmen kümmert sich nicht nur um den erstmaligen Wechsel, sondern berät auch in den Folgejahren via E-Mail bzw. Kundenhotline. Derzeit sind angeblich Einsparungen zwischen 500 und 1.000 Euro pro Jahr möglich.

"Die Anbieter wechseln ihre Tarife recht häufig - die Lieferanten rechnen mit der Trägheit der Kunden", betonte OHHO-Geschäftsführer Boltz in einer Pressekonferenz. Offenbar mit gutem Grund: Denn von den wenigen, die den Strom- oder Gasanbieter überhaupt wechseln, bleiben hierzulande 85 Prozent bei dem einen neuen Lieferanten, nur 15 Prozent wechseln periodisch. Doch im ersten Jahr nach einem Wechsel könne man oft sparen und im zweiten zahle man dann oft mehr als im Moment.

Mit Provisionen finanziert

In anderen Ländern herrscht hier mehr Beweglichkeit. "Wir liegen bei den Wechselraten schon deutlich unter dem europäischen Durchschnitt", so Boltz. In Deutschland etwa ist die Wechselrate den Angaben zufolge fast dreimal so hoch wie in Österreich. Mit diesem "Missstand" will er nun aufräumen.

Das Service-Unternehmen, an dem der Ex-E-Control-Vorstand mit weniger als 20 Prozent auch selbst beteiligt ist, finanziert sich aus Provisionen von den empfohlenen Energielieferanten. "Im Moment haben wir mit den sieben bis acht günstigsten Anbietern Verträge - wir sind mit allen relevanten im Gespräch, das wird laufend aktualisiert", so Boltz. OHHO habe "nicht den Ehrgeiz, mit allen 140 Strom- und Gaslieferanten in Österreich Verträge zu haben". Die Landesenergieversorger etwa belegten nur Rang 15 bis 25 unter den laut E-Control günstigsten Anbietern. Das Start-up erhalte als Vermittlungsprovision einen nicht näher bezifferten "Fixbetrag pro Kunden".

Expansion geplant

"Wir wollen jetzt mal in Österreich starten und dann als nächstes - eventuell Ende 2017 - nach Deutschland gehen", so der Unternehmenschef. OHHO-Partner Alexander Schütz nannte für später auch Ungarn, Tschechien und Polen als interessante Märkte im Ausland. Seit heute, Montag, 1.00 Uhr früh ist die Website in Österreich freigeschaltet. Im Moment beschäftigt die OHHO GmbH "sechs bis sieben Mitarbeiter". Boltz rechnet mit 50.000 bis 70.000 Neukunden pro Jahr. "Unser Angebot richtet sich an die Wechselfaulen - und das ist die Mehrheit."

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