Telekom Austria wird mexikanisch - Aktie klettert
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Nach einem veritablen Chaos rund um die Aufsichtsratssitzung der ÖIAG gab es am späten Mittwochabend doch noch das erwünschte Ergebnis: Die Kapitalvertreter der Staatsholding segneten den Syndikatsvertrag mit America Movil ab, der den Mexikanern die industrielle Führung bei der Telekom Austria garantiert.
Aktie legt zu
Die Aktien der Telekom Austria haben am Donnerstag im Eröffnungsgeschäft nach dem Übernahmeangebot durch America Movil satte 7,56 Prozent auf 7,154 Euro zulegen können.
"Langfristige Partnerschaft"
ÖIAG-Chef Rudolf Kemler begrüßte den Deal als eine "langfristige Partnerschaft", die "einen massiven zukünftigen Wachstumskurs in der CEE-Region ermöglichen wird". Die Sperrminorität der ÖIAG von mindestens 25 Prozent plus einer Aktie werde langfristig abgesichert, zusätzlich wurde ein umfangreiches "Österreich-Paket" ausverhandelt.
Der 40-seitige Vertrag regelt für die nächsten zehn Jahre die Machtverhältnisse zwischen ÖIAG und dem Giganten America Movil, mit Verlängerungsoption auf weitere fünf Jahre.
America Movil stehen acht Aufsichtsratsmandate zu (selbst wenn der Anteil unter 20 Prozent sinken würde), der ÖIAG nur zwei. Dafür stellt Österreich den Aufsichtsrats-Vorsitzenden und auch den Generaldirektor, der mexikanische Partner darf zwei Vorstandsjobs besetzen.
Da das Syndikat die Mehrheit an der Telekom hält, muss den restlichen Aktionären ein Pflichtangebot gemacht werden. Die Mexikaner kündigten ein Übernahmeangebot von 7,15 Euro je Aktie an, die Telekom schloss am Mittwoch nach deutlichen Verlusten mit 6,65 Euro.
Die Belegschaftsvertreter studierten das Vertragswerk gemeinsam mit Juristen der Arbeiterkammer. Sie können den Vereinbarungen wenig Positives für die Telekom und für Österreich abgewinnen. Der Vertrag würde nur Nachteile bringen,argumentierte AK-Direktor Werner Muhm erneut.
So gäbe der Konzern des Multi-Milliardärs Carlos Slim keine Arbeitsplatzgarantien ab, auch ein Business-Plan soll nicht existieren. Investitionen in Österreich seien nicht definiert. Das Interesse von America Movil konzentriere sich vielmehr auf Zentral-, Ost- und Südosteuropa.
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